Zu hohe Ackerpreise im Saalekreis? Zu hohe Ackerpreise im Saalekreis?: Das Geld liegt in der Erde

Merseburg - Eine Trendwende vermag Uwe Fischer mit Blick auf die Bodenpreise im Saalekreis noch nicht zu erkennen, auch wenn diese 2016 leicht zurückgegangen sind. „Wir sind mittlerweile auf einem Plateau angekommen“, sagt der Geschäftsführer des Bauernverbandes „Saaletal“. Es ist ein Hochplateau, das den Landwirten wenig Freude bereitet.
„Die Preise sind in Regionen, die mit landwirtschaftlicher Arbeit nicht mehr zu bezahlen sind“, klagt Fischer. „Wenn sich ein Ackerkauf jetzt erst in 150 Jahren amortisiert, dann macht er wirtschaftlich keinen Sinn.“
Ackerpreise sind in Sachsen-Anhalt rasant gestiegen
In der Tat sind die Ackerpreise rasant gestiegen: 2008 kostete der Hektar Ackerland in Sachsen-Anhalt – laut Fischer sind die Preise im Kreis ähnlich – knapp 8.500 Euro, 2016 waren es fast 22.800 Euro – mehr als zweieinhalb Mal so viel. Dies waren zumindest die Verkaufspreise der BVVG, einer Tochter des Bundes, die vor allem im Osten staatliche Ackerflächen verpachtet und verkauft.
Die Bauernvertreter sehen in ihr als größten Grundbesitzer in Osten eine Hauptverantwortliche für den Preisanstieg. Thomas Prüfer, Chef des Bauernverbandes „Saaletal“ beklagt, dass sie nicht vorrangig an lokale Bauern verkaufen würde: „Der mit dem höchsten Gebot bekommt den Zuschlag, egal ob er Landwirt ist oder nicht.“
Auch im Saalekreis zunehmend Nichtlandwirte als Besitzer von Ackerland
Fischer beobachtet, dass auch im Saalekreis zunehmend Nichtlandwirte als Besitzer auftauchen. Ursächlich dafür sei, dass der renditeschwache Boden seit der Finanzkrise 2008 als Anlageobjekt deutlich beliebter geworden ist. „Als Landwirt kann man da nicht dagegen halten.“
Für die gibt es ein weiteres Problem. Der hohe Kaufpreis schlägt sich auch auf die Pacht nieder. So wollten etwa Käufer für ihr neues Land natürlich auch Rendite, sagt Fischer. Auch die Pachtpreise bei der BVVG, die derzeit in Sachsen-Anhalt noch knapp 30.000 Hektar besitzt, seien hoch. Für die Landwirte, die auch aus historischen Gründen überwiegend auf Pachtflächen wirtschaften, lässt sich dies nur durch geringe Pachtpreise anderer privater Verpächter ausgleichen, sagen die Bauernvertreter. Doch gerade für Bauern mit hohen BVVG-Flächenanteil seien die Preise existenzbedrohend.
BVVG kann die Vorwürfe der Landwirte nicht nachvollziehen
Bei der BVVG kann man die Vorwürfe der Landwirte nicht nachvollziehen. Pressesprecherin Constanze Fiedler widerspricht der Aussage, ihr Haus würde nicht vorrangig an regionale Landwirte verkaufen. „Lediglich 10 Prozent der gesamten verkauften landwirtschaftlichen Nutzfläche wurde bisher im Rahmen von Ausschreibungen veräußert, von denen etwa 80 Prozent an regionale Landwirte gingen.“
Zudem würde die BVVG mittlerweile nur noch – für Anleger unattraktivere – kleine Lose von maximal 15 Hektar verkaufen. Fiedler betonte die BVVG sei verpflichtet zum Marktwert zu verkaufen und zu verpachten.
BVVG erwirtschaftete 2016 einen Überschuss von 350 Millionen Euro
Fischer und Prüfer würden sich andere Rechtsvorschriften wünschen. Ihre Hoffnung ist jedoch nicht groß. Schließlich würden Bund und Länder von den Einnahmen der BVVG profitieren. Die erwirtschaftete 2016 einen Überschuss von 350 Millionen Euro. „Deswegen hat die Politik keine große Motivation sich der Geldquelle zu berauben“, vermutet Fischer.
Doch welchen Hektarpreis halten die Bauern für realistisch? Prüfer sagt Ertragsprognosen seien schwer, aber 11.000 bis 12.000 Euro seien wirtschaftlich machbar. Solche Preise gab es zuletzt 2010. (mz)