Bierflasche, Weißglasabfall, Schutzgläser Wie eine Glaskeramik-Firma in Teutschenthal aus Ausschussglas neue Kunstwerke entstehen lässt
Teutschenthaler Firma setzt auf Recycling. Wie dort aus Ausschussglas Neues entsteht, ist auch für „Die Sendung mit der Maus“ interessant.
Teutschenthal/MZ - Wer kennt sie nicht, die Sendung mit der Maus, die es schon über 50 Jahre gibt und die besonders wegen ihrer Sachgeschichten bei Kindern wie Erwachsenen beliebt ist? Wenn am Sonntag, 22. August, eine neue Folge ausgestrahlt wird, geht es in der diesjährigen Sommer-Sachgeschichten-Reihe „Urban Mining“ um eine Firma aus Teutschenthal-Bahnhof, die mit ihren Produkten eine besondere Recycling-Idee umsetzt.
„Die Sendung mit der Maus“ interessant an Recycling von Ausschussglas
„Das Maus-Fernsehteam war schon im Frühjahr des vergangenen Jahres bei uns im Betrieb“, berichtet Steve Eigenwillig, Vertriebsleiter der Firma Magna Glaskeramik, die eine Tochter der Firma Magna Naturstein GmbH Magdeburg ist. „Wir arbeiten hier mit Ausschussglas aus der Industrie, wenn dort beispielsweise Flaschenhälse nicht ganz gerade sind oder der Flaschenboden zu dünn geworden ist“, erzählt Steve Eigenwillig. Egal ob braune Bierflasche, Weißglasabfall, Schutzgläser für Solarzellen oder Fehlproduktionen von Flachglas, was die Glasindustrie als Ausschuss aussortiert, ist für die Teutschenthaler Firma interessant.
Aus diesem Ausschuss können mit dem richtigen Produktionsverfahren eine Menge Produkte hergestellt werden: Elemente für den Fassadenbau, Ausstattungen von Ladengeschäften und Bars, Arbeitsplatten für den Wohnbereich bis hin zu Produkten im Badezimmer wie Duschwände oder Waschbecken, Design-Möbel bis hin zu kleinen Accessoires wie Käseplatten oder I-Phone-Halter.
Material wird in Glasbrecher zerkleinert und so ausgesiebt
Für die Glasplatten, die als Grundlage für all diese Dinge dienen, hat die Teutschenthaler Firma ein bestimmtes Verfahren im Einsatz, dass am Standort in der Siedlung Bahnhof Ende der 90er-Jahre entwickelt worden ist. „Wir haben ein Patent darauf“, erklärt Eigenwillig. Seit 2012 produziert der Betrieb unter dem Namen Magna Glaskeramik. Er hat insgesamt 20 Mitarbeiter.
Das Material wird sortenrein auf Paletten angeliefert und kommt in der Fabrikhalle erst einmal in einen Glasbrecher, wird dort zerkleinert und so ausgesiebt, dass zum einen Scherben für den weiteren Produktionsprozess und zum anderen Kleinglasstücke übrig bleiben, die in eine andere Firma zur Wiederaufbereitung gehen. „Es wird nichts weggeworfen“, betont der Vertriebsleiter.
Recycling von Ausschussglas vielschichtiger Prozess
Die Scherben für die Produktion werden mittels eines Rüttlers auf einer speziellen Ofen-Platte verteilt und von einem Mitarbeiter eingeebnet. Das macht zum Beispiel Tina Bernhardt, eine junge Frau, die eigentlich den Beruf der Holzmechanikerin gelernt hat. Seit zwei Jahren ist sie in der Glaskeramik-Firma tätig und liebt ihre Arbeit dort. Ihr Hund Teihler, ein Schäferhundmix, ist meist auch mit im Betrieb.
Diese mit Scherben belegte Platte kommt in einen Ofen, wo die Glasstücke bei einer bestimmten Temperatur verschmolzen werden. Anschließend muss die so „zusammengebackene“ Masse 16 Stunden über eine definierte Temperaturkurve abgekühlt werden. Und schon ist die Rohplatte, die in zwei unterschiedlichen Größen hergestellt werden kann, fertig. Dann folgen noch eine Reihe weiterer Produktionsschritte, je nachdem, was aus der Platte werden soll: Fliesen, hoch polierte Arbeitsplatten für die Küche oder eine Couchtischplatte beispielsweise.
Es wird kalibriert und geschliffen oder die Platte muss noch einmal in den Ofen, wenn sie gekrümmt oder anders verformt werden soll, etwa für eine Duschwand. Auch steht jeweils die Frage, welche Haptik die Oberfläche haben soll. Zum Schluss kommt die Qualitätskontrolle, in der eventuell entstandene kleine Löcher verfüllt und mit UV-Licht ausgehärtet werden.
Nachhaltiges Kunstprojekt im Recycling-Pavillon auf der Bundesgartenschau in Erfurt
„Unser Kerngeschäft sind zurechtgeschnittene Fassadenplatten“, sagt Steve Eigenwillig und erzählt, dass man gegenwärtig einen großen Auftrag für die Fassade des Gebäudes des Stuttgarter Fraunhofer Instituts hat. Über 1200 Quadratmeter Fassade soll mit den Glasplatten gestaltet werden. Aber man braucht nicht bis nach Stuttgart zu fahren, um Produkten der Magna Glaskeramik zu begegnen.
Auch im Recycling-Pavillon auf der Bundesgartenschau in Erfurt etwa ist ein nachhaltiges Kunstprojekt aus dem Glas entstanden. Und wer irgendwo in eine Helena-Rubinstein-Parfümerie, eine Karl-Lagerfeld-Filiale oder in ein Other-Stories-Geschäft kommt, dem können dort Ladenausstattungen aus Teutschenthal-Bahnhof begegnen.