120 Schnelltests für den Start Wie Arbeitgeber aus der Region die wöchentliche Testpflicht umsetzen
Warum es für manche Betriebe schwieriger ist als für andere.

Saalekreis/MZ
Saalekreis - Unternehmen in Deutschland müssen verpflichtend Coronatests für ihre Mitarbeiter bereitstellen, wenn diese nicht im Homeoffice arbeiten können. Ein entsprechender Beschluss des Bundeskabinetts trat zum 20. April in Kraft. Mindestens einmal in der Woche soll sich jeder Arbeitnehmer testen können, bei erhöhtem Infektionsrisiko zweimal in der Woche.
Mitarbeiter haben Onlineseminare absolviert für richtige Anwendung der Coronatests
Das Unternehmen Alsco, das auf Berufsbekleidung spezialisiert ist und eine Niederlassung in Merseburg hat, bietet seinen Mitarbeitern schon seit Ende März Coronatests an. „Wir machen es gern. Etwa 60 bis 70?Prozent unserer Beschäftigten nehmen das Angebot an“, sagt Niederlassungsleiter Stephan Mokroß. Der Standort hat 78 Mitarbeiter. Die Selbsttests werden unter Beaufsichtigung durchgeführt.
Dafür haben zehn Mitarbeiter ein Onlineseminar absolviert, in dem sie gelernt haben, wie die Tests anzuwenden sind und worauf es zu achten gilt. Nun können sie ihre Kollegen anleiten und anschließend eine Bescheinigung mit dem Testergebnis ausstellen. „Die waren bisher alle negativ“, berichtet Mokroß. Tatsächlich habe es im Unternehmen jedoch schon Coronafälle gegeben.
Wöchentliche Coronatests werden positiv angenommen
Dank des Hygienekonzepts sei es aber nie zu weiteren Ansteckungen innerhalb der Firma gekommen. Das die Mitarbeiter nun regelmäßig getestet werden, führe zu einem erhöhten Sicherheitsgefühl. Bei der Bildungsakademie Leuna / Interessengemeinschaft Bildung Leuna-Merseburg beginnt die große Test-Aktion am Montag ab 6.30 Uhr.
Der Coronatest wird dann das erste sein, was Mitarbeiter, Azubis und Dozenten machen - auf freiwilliger Basis. Die Rückmeldungen seien positiv, sagt Mario Bammler, Fachkraft für Arbeitssicherheit sowie Hygienebeauftragter des Betriebs. „Ich habe von so ziemlich allen Mitarbeitern gehört, dass sie sich testen lassen wollen. Als Bildungsbetrieb haben wir ja auch eine Vorbildfunktion.“
Neben organisatorischen Aufwand ist die Testpflicht für einige Unternehmen auch aus finanzieller Sicht kritisch
Für den Beginn hat Bammler um die 120 Schnelltests über Apotheken bestellt. „Es ist natürlich ein großer organisatorischer Aufwand. Man beschäftigt sich einen großen Teil der Arbeitszeit mit dem Thema Corona.“ Deshalb wurden die Teamleiter aus den verschiedenen Bereichen jeweils mit einbezogen. Sie beaufsichtigen künftig die Beschäftigten bei der Durchführung der Selbsttests. „Wir hoffen natürlich, dass möglichst wenige positive Testergebnisse dabei sein werden.“
Neben dem organisatorischen Aufwand ist die Testpflicht für einige Unternehmen auch aus finanzieller Sicht kritisch. „Das Problem ist, dass die Betriebe die Kosten selbst tragen müssen“, betont Jens Schumann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Halle. Das treffe gerade diejenigen hart, die ohnehin schon gebeutelt von der Krise sind.
„Es ist logistisch eine Herausforderung und eine monetäre Belastung“
„Einige hängen noch in der Delle, weil es schleppend mit der Zahlung der Coronahilfen voran geht. Je mehr ein Betrieb von den Coronaeindämmungen betroffen war und ist, desto schwieriger ist es.“ Das betreffe zum Beispiel Friseure, die monatelang gar nicht arbeiten konnten und nun sogar zwei Tests in der Woche stellen müssen. Weniger problematisch sei die Umsetzung in Firmen, die durchgängig arbeiten konnten, so Schumann.
„Es ist logistisch eine Herausforderung und eine monetäre Belastung“, sagt auch Schkopaus Bürgermeister Torsten Ringling. In der Gemeindeverwaltung wird ab Montag zweimal in der Woche der Coronaschnelltest unter Anleitung angeboten. Jedes Amt hat eine Person benannt, die als Aufsicht zur Verfügung steht. „Wir hoffen, dass das Angebot gut angenommen wird.“ (mz/Laura Nobel)