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Vogelgrippe im Saalekreis Vogelgrippe im Saalekreis: Bauern machen täglich 300 Euro Miese

Von Michael Bertram 21.03.2017, 13:30
Melanie Losse schaut im Stall auf dem Geflügelhof der Agrargenossenschaft in Schladebach nach dem Rechten. Über 11.000 Tiere betrifft die Stallpflicht.
Melanie Losse schaut im Stall auf dem Geflügelhof der Agrargenossenschaft in Schladebach nach dem Rechten. Über 11.000 Tiere betrifft die Stallpflicht. Peter Lisker

Schladebach - „Wir haben das Glück, nicht nur Hühner zu haben“, sagt Bernd Ulrich angesichts der noch immer geltenden Stallpflicht aufgrund der Vogelgrippe. Seit gut fünf Wochen müssen die rund 11.500 Freiland-Tiere auf den Geflügelhöfen in Schladebach und Wengelsdorf (Burgenlandkreis) in den Stallhäusern bleiben.

Stallpflicht im Saalekreis wegen Vogelgrippe: Agrarbetriebe fahren erhebliche Verluste ein

Während die von Land und Kreis vorgegebenen Restriktionen das Virus eindämmen sollen, bedeuten sie für die Agrarbetriebe jedoch erhebliche Verluste. „Jedes Freiland-Ei bringt zwei bis drei Cent mehr, das macht pro Tag bis zu 300 Euro aus“, sagt Ulrich. Geld, auf das der Betrieb mit seinen insgesamt 110.000 Tieren seit gut fünf Wochen verzichten muss.

„Als Agrargenossenschaft mit mehreren Zweigen kann man das noch einigermaßen auffangen“, sagt Ulrich. Aber auch die Bad Dürrenberger müssen aufgrund der Verluste wohl bereits erste Investitionen verschieben. „Eigentlich sollte jetzt eine neue Eiersortieranlage angeschafft werden“, sagt Ulrich. Damit wolle die Agrargenossenschaft nun erst einmal bis Herbst warten.

Neue Tierschutzrichtlinie verschärft das Problem

Verschärft wird das Problem durch eine neue Tierschutzrichtlinie. Seit 1. Januar dürfen die Schnäbel der Hennen nicht mehr gekürzt werden.

Dies war bislang üblich, um ein gegenseitiges Federpicken zu verhindern. „Die Tiere müssen jetzt beschäftigt werden, dadurch wird die Haltung aufwendiger“ sagt Ulrich. Picksteine und Strohsäcke sollen für Abwechslung sorgen.

Stallpflicht soll im Saalekreis noch bis mindestens April gelten - andere Landkreise lockern Einschränkungen

Was die Halter jedoch am meisten stört: „Während ringsum bereits Landkreise die Verfügungen zum Teil aufgehoben haben, wissen wir im Saalekreis nicht, wie es weitergeht“, meint Ulrich.

Mindestens bis April, so erklärt die Kreisverwaltung auf MZ-Anfrage am Montag, muss das Geflügel voraussichtlich noch in den Ställen bleiben. Im Saalekreis betrifft dies 4.000 Geflügelhalter mit insgesamt 2,75 Millionen Tieren, wie der Kreis weiter mitteilte. „Immerhin wird seitens des Ministeriums erwogen, die Stallpflicht allmählich zu lockern“, sagt Kreissprecherin Kerstin Küpperbusch.

Betroffen von dieser Regelung sind bisher jedoch nur die Landkreise Harz und Mansfeld-Südharz, da dort seit langem kein infizierter Vogel mehr gefunden wurde. „Der Vogelzug ist aber insgesamt noch nicht abgeschlossen und die Risikobewertung des Friedrich-Löffler-Institutes auch noch nicht abgeschwächt“, betonte Küpperbusch.

Bei so vielen Tieren im Saalekreis wurde das Vogelgrippe-Virus nachgewiesen

Stand Montag hat der Landkreis 102 Wildvögel an das Landesamt für Verbraucherschutz zur Untersuchung geschickt. In 17 Tieren, die in Merseburg, Braunsbedra, Mücheln, Schkopau, Ostrau sowie Querfurt und Obhausen gefunden wurden, konnte das Vogelgrippe-Virus nachgewiesen werden.

Immerhin hob der Landkreis am Montag die ausgerufenen Sperrbezirke und Beobachtungsgebiete in Merseburg, Mücheln und Großkayna wieder auf, allerdings gilt auch hier die Stallpflicht weiterhin. Lediglich Hunde und Katzen dürfen wieder frei herumlaufen, wie es hieß.

Auch betroffen von den Auflagen des Landkreises ist der Hühnerhof in Steuden. „Wir haben allerdings nur 600 Tiere in Freilandhaltung, so dass wir wirtschaftliche Auswirkungen nur in geringem Maß spüren“, sagt Inhaberin Karin Duczek.

Eben drum sieht sie die Stallpflicht lockerer, nimmt es sogar noch mit Humor. „Unsere Freilandeier kommen nun eben aus dem Wintergarten“, sagt sie. (mz)

Boden- statt Freilandhaltung ist vorerst weiterhin angesagt.
Boden- statt Freilandhaltung ist vorerst weiterhin angesagt.
Peter Wölk