Streit um Sponsoren-Gelder VfB Imo Merseburg versinkt im Chaos

Merseburg - Der 5:3-Sieg des aktuellen Tabellen-Zweiten der Verbandsliga aus Merseburg gegen Sagerhausen wurde am Sonnabend zur Nebensache. Denn längst ist auf den Rasenanlagen am Ulmenweg ein Kriegsschauplatz eröffnet worden, der mit Sport nichts mehr zu tun hat.
Die Szenerie war fast bizarr. Der neu gewählte zweite Vorsitzende des VfB Imo Merseburg, Sören Cramer, musste taten- und fassungslos mitverfolgen, wie das Spiel seines Vereins torpediert wurde. Als sich beide Mannschaften erwärmen wollten, wurde ihnen durch das Platzpersonal mitgeteilt, dass dies nicht in Frage käme. Und das sogar unter Androhung: „Dann drehen wir euch sofort den Strom ab.“
Platzwart lässt VfB Imo Merseburg nicht auf den Rasen
Bezahlt wird das Platzpersonal von der Firma Antec Merseburg, deren Geschäftsführer der ehemalige Imo-Vorstand Sascha Czernei ist. Der war vor kurzem aus, so wie es hieß, „Zeitgründen“ zurückgetreten.
Bereits am Donnerstag hatte der Platzwart, der interessanterweise aus Amsdorf kommt, den Platz für unbespielbar erklärt, obwohl Trainer Recardo Egel und andere Vereinsvertreter das anders einschätzten. „Man hätte die Entscheidung auch am Sonnabendvormittag treffen können. Aber da führte kein Weg rein“, sagte Egel im Rückblick.
Die Situation eskalierte am Sonnabend. „Meine Jungs mussten sich auf einer Betonfläche und auf einem kleinen Tennisareal erwärmen. Die ganze Vorbereitung ist natürlich kaputt, die Spannung, die man aufbaut, ist dahin“, sagte Recardo Egel konsterniert nach dem Spiel, das dann auf dem Kunstrasen-Platz stattfand. Der Platzwart habe, so war am Sonnabend mehrfach zu hören, auf direkte Anweisung von Sascha Czernei gehandelt.
Imo wird seine Sponsoren-Zahlungen an Merseburg kürzen
Der hat offenbar auch damit zu tun, dass beim VfB künftig die Gelder knapp werden. Noch am Mittwoch hatte Czernei gegenüber der MZ erklärt: „Imo wird auch weiterhin der Hauptsponsor des Vereins bleiben.“ Doch zu welchen Konditionen?
Mario Beyer, ehemaliger Manager, sieht das skeptisch. Bereits bei der Vorstandswahl im November wurde bekannt, dass Imo seine Zuwendungen kürzen wird. Dies betrifft die erste Mannschaft und die A-Junioren, die in der Regionalliga Nordost spielen.
„Bei der Wahl zum neuen Vorstand am 28. November wurde mitgeteilt, dass es Einschränkungen geben wird. Der neue Vorsitzende Herr Uwe Frohen hat da gesagt, dass es ab Januar erhebliche Einschränkungen geben wird. Mir wurde gesagt, 30 Prozent fallen weg: Statt 10.000 Euro pro Monat allein für die erste Mannschaft, gibt es nur noch 7.000“, erklärte Mario Beyer auf Nachfrage.
VfB Imo Merseburg: Ex-Jugend-Trainer Beyer klagt gegen Sponsor
Beyer, der die A-Junioren trainierte, kündigte am vergangenen Donnerstag beim VfB Imo. Er begründete dies auf der Vereins-Homepage so: „Leider musste ich nun die Reißleine ziehen. Aufgrund einer meinerseits notwendigen Klage gegen einen Sponsor des Vereins ist nun eine Fortführung aufgrund der Klagezeit nicht mehr möglich.“ Mario Beyer fordert auf dem Rechtsweg mehrere Gehälter von seinem ehemaligen Arbeitgeber Sascha Czernei.
Doch damit ist der Wirbel um Sponsorengelder längst nicht am Ende. Mario Beyer verpflichtete Mitte des Jahres auf Wunsch von Trainer Egel den Spieler Issa Gado von Merseburg 99. Auf Geheiß von Sascha Czernei wurde ein Vertrag mit dem Spieler aufgesetzt, den der auch unterschrieb. Die Unterschrift des Sponsors fehlt, obwohl Beyer diese mehrfach einforderte.
Gado, der seit September für Imo spielt, erhielt angeblich bis heute kein Geld. Egel und die Mannschaft kümmerten sich und sorgten dafür, dass der 22-Jährige leben konnte. Auch andere Spieler sollen versprochene finanzielle Zuwendungen nicht oder nur teilweise erhalten haben. Stand jetzt werden, so sagt Mario Beyer, einige Spieler den Verein in den nächsten Wochen verlassen.
Merseburgs Fußballer warten offenbar auf ihr Geld und wollen den VfB verlassen
„Zwei, drei Spieler habe ich am Montag noch beim MSV Eisleben angeboten, die waren auch schon zur Probe und einige haben auch von sich aus gesagt, sie hätten keinen Bock mehr. Es kann durchaus sein, dass es mit Beginn der Rückrunde von jetzt 19 Spielern deutlich weniger sind.“
Auch Recardo Egel hat seinen Rücktritt angeboten, um Geld für die Spieler „freizubekommen“. Auf Nachfrage, ob er im Januar noch Trainer bei VfB sein würde, äußerte sich der Trainer ausweichend: „Wir wissen alle nicht, wie es weiter geht. Ich habe einige Spieler hergeholt, denen ich mich auch verpflichtet fühle. Im Endeffekt sind das wie meine Söhne. Erst dann komme ich. Und wenn das mit mir nicht möglich ist, dann ist es wichtiger, dass die Mannschaft zusammenbleibt.“
Eine wichtige Aktion startete der Trainer bereits vor dem Anpfiff auf dem Kunstrasenplatz. Gemeinsam mit der gesamten Mannschaft verabschiedete man den langjährigen Mannschaftsleiter Siegfried Schütze. „Das war für uns sehr wichtig. Er hat sich in den letzten Jahren ehrenamtlich für die Mannschaft engagiert“, erklärte Egel. Ob er im Januar noch Trainer ist, war nicht zu erfahren. Wie es mit dem Fußball bei Imo weitergeht, ist ebenso offen.
(mz)