Verhaltende Rückkehr Verhaltende Rückkehr: So klappte der Restaurantbesuch unter Corona-Regeln im Landkreis

Bad Lauchstädt/Spergau - Decken gibt es nicht mehr auf den Holztischen des Lauchstädter „Lindenhofs“. Sie würde das Desinfizieren nach jedem Gast erschweren. Dafür liegt nun eine kleine Plastekarte mit einem QR-Code in der Tischmitte. Eingescannt zeigt sie auf dem Handy die Speisekarte an. Die ist gegenüber der Zeit vor Corona verkürzt, damit die physische Ausgabe auf eine leicht abwischbare Seite passt. Die Gäste hätten für das reduzierte Angebot Verständnis, sagt Besitzer Gunter Zimmermann. Zumindest die, die kommen.
Gastronomen hoffen auf volle Tische und Zimmer
Am Sonntagmittag sind in Gastraum und Biergarten nur drei Tische belegt. „Sonst verkaufen wir im Sommer an einem Sonntag 80 bis 100 Essen“, erklärt der Gastronom. Die Stammgäste seien nach dem Neustart sofort gekommen, ansonsten halte sich der Andrang in Grenzen . Von seinen zwölf Angestellten sei erst ein Drittel wieder im Dienst, der Rest noch in Kurzarbeit.
Auch die Umsätze hätten sich in der ersten Woche nach zwei Monaten Shutdown nur etwa bei einem Drittel des Normalen bewegt. „Auf Dauer werden wir den jetzigen Zustand nicht durchhalten können“, prognostiziert der Gastronom und hofft, dass die Tische im Restaurant und die Zimmer im Hotel bald voller werden.
Strenge Hygieneregeln: Mundschutz oder durchsichtigen Plastespritzschutz
Wie vielen Restaurants der Region fehlen Zimmermann derzeit vor allem auch die Familienfeiern: „Sämtliche Hochzeiten bis Jahresende wurden storniert.“ Nun kämen erste Feieranfragen für Juli, berichtet seine Tochter, Geschäftsführerin Claudia Gabriel. Allerdings seien die Regeln für Familienfeiern bis 20 Personen und Festivitäten mit mehr trotz der Ankündigung des Landes, sie ab Donnerstag wieder zu erlauben, noch unklar. Sie erhofft sich Klarheit von der Landesverordnung, die Dienstag kommen soll.
Auch Sven Bruch verbringt mittlerweile viel Zeit damit, die geltenden Regeln zu studieren, um Reservierungsanfragen für Feiern beantworten zu können. Für Juni und Juli rät er Hochzeitsgesellschaften noch auf das kommende Jahr auszuweichen. Bruch ist Wirt der „Linde“ in Spergau. Wie seine Mitarbeiter im Service trägt er einen um die Stirn befestigten durchsichtigen Plastespritzschutz. Am Dienstag hätten sie es mit eng anliegendem Mundschutz probiert, aber das sei auf Dauer zu anstrengend.
Hygienekonzept: Vom Kellner platziert werden und schwarzen Linien folgen
Bruch, der während der Zwangsschließung Essen-to-go verkaufte, ist zufrieden mit der ersten Woche des Neustarts. Am Samstagabend habe er eine Liveband da gehabt, da seien alle Tische voll gewesen. Auch der Mittagstisch am Sonntag sei gut gelaufen. Der Linden-Wirt hat den Vorteil, dass sein Haus über große Flächen verfügt, er deshalb kaum die Kapazitäten zurückschrauben musste.
„Wir haben noch den zweiten Saal als Restaurant hergerichtet.“ Ankommende Gäste warten an einer schwarzen Linie im Eingangsbereich, werden dann von den Kellnern platziert. Wie Zimmermann berichtet auch Bruch von einem großen Verständnis der Besucher für die neuen Regeln. Nur bei den Gästelisten, die nun an jedem Tisch mit Namen, Anschrift, Telefonnummer eines jeden Gastes ausgefüllt werden müssen, kämen gelegentlich Nachfragen, was mit den Daten passiere.
Arbeiten in der Küche unter Corona: stets mit Maske und Latexhandschuhe tragen
Die Gastronomen müssen sie vier Wochen aufbewahren, damit im Fall von Coronainfektionen nachvollzogen werden kann, wer mit wem am Tisch saß. Es ist ein Teil der neuen Hygieneregeln. Die machen sich auch in den Küchen bemerkbar. Vor dem „Chrisyvas“ in Merseburg verschnaufen gerade die Köche Felix Dittmann und Tom Mahler.
Sie müssen stets mit Maske arbeiten und tragen zudem Latexhandschuhe. „Die muss man nach jeder Speise wechseln, sonst könnten Keime übertragen werden“, berichtet Mahler. Mit der Schutzausrüstung werde es in der Küche schnell warm und schwitzig. Ansonsten laufe für sie das normale Tagesgeschäft.
Hoffnung auf Rückkehr der Familienfeiern und Wiederbelebung des Inlandstourismus
Die ersten Tage liefen schleppend, sagt der Koch, doch seit Himmelfahrt gehe es besser. Auch die Bundesliga ziehe Kunden an, gerade wenn Topspiele anstünden, wie am Dienstag Dortmund gegen Bayern.
Bruch dagegen hofft auf die Rückkehr der Familienfeiern und eine Wiederbelebung des Inlandstourismus, damit gerade an Wochenenden seine Hotelbetten besser belegt sind. Er zieht allerdings ein positives Fazit der ersten Woche: „Es geht vorwärts. Ich sehe Licht am Ende des Tunnels.“ (mz)

