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Temme baut Werkhallen und Brücken Temme baut Werkhallen und Brücken: Feiern in der neuen Heimat

Von Robert Briest 30.08.2019, 15:30
Trotz moderner Maschinen im Haus, sind viele Arbeitsschritte bei der Temme GmbH noch Handarbeit.
Trotz moderner Maschinen im Haus, sind viele Arbeitsschritte bei der Temme GmbH noch Handarbeit. Robert Briest

Schafstädt - Northeim oder Schafstädt? Vor dieser Frage stand Reiner Temme, Hauptgesellschafter der gleichnamigen Temme Stahl- und Industriebau GmbH, Anfang der 2000er Jahre. Die Branche lahmte. Das mittelständische Unternehmen konnte sich damals nicht mehr doppelte Strukturen an zwei Standorten leisten. Man wollte sich auf einen konzentrieren.

Die Wahl fiel schließlich gegen die Tradition und auf Schafstädt. „Der Standort hier hatte mehr Entwicklungspotenzial, was Flächen und Personal, aber auch die Förderung angeht“, erklärt Jens-Uwe Lippold, neben Temme und Ralf Schubert einer der drei heutigen Geschäftsführer, die damalige Entscheidung.

Temmes Großvater Heinrich eröffnete vor 100 Jahren eine Schlosserei

Und so feiert das Unternehmen den Umstand, dass Temmes Großvater Heinrich vor 100 Jahren eine Schlosserei eröffnete, aus der sich die heutige Firma entwickelte, nicht am Ursprungsort in Niedersachsen, sondern im Saalekreis, wo Temme 1991 die Universal Stahlbau GmbH von der Treuhand abkaufte – mit einer Gala am Freitag im Ständehaus und einem Fest für Mitarbeiter und Zulieferer auf dem Firmengelände in Schafstädt.

Letzteres liegt etwas versteckt am Oberwünscher Weg. Auf dem 33.000 Quadrater Meter großen Areal erstreckt sich ein langer Hallenkomplex. Laufkräne sind unter den Decken befestigt. Darunter liegen Stahlträger und Brückenteile in verschiedenen Bearbeitungsstadien, an vielen Stellen leuchten immer wieder Schweißbögen auf oder fliegen Funken von Schleifgeräten.

„Wir haben jetzt 46 Leute“

„Wir haben jetzt 46 Leute“, berichtet Schubert. Die kümmern sich um die drei Standbeine der bundes- und manchmal auch europaweit agierenden Firma. Eines ist die Automobilindustrie. „Für die bauen wir kleine und mittlere Hallen inklusive der Ausrüstung“, sagt der Geschäftsführer. Zu den Kunden würden etwa Daimler, MAN oder auch die VW-Gruppe gehören.

Das zweite Geschäftsfeld sind Werkhallen für mittelständische Unternehmen. Und dann sind da noch die Brücken: „Die haben natürlich die meiste Aufmerksamkeit“, sagt Schubert. Das Geschäft läuft derzeit gut, weil die öffentlichen Kassen gut gefüllt sind. Die Temme GmbH konzentriert sich auf Fußgänger- und Radfahrer-brücken – oft mit auffälliger Architektur. So hat die Firma etwa die Stadionbrücke über die Aller in Wolfsburg gebaut und eine Saalebrücke bei Weißenfels.

Auch der Busbahnhof Merseburg stammt aus Schafstädt

Auch der Busbahnhof Merseburg stammt aus Schafstädt. Lippold stellt jedoch klar, die extravagante Architektur stamme von Ingenieurbüros. „Aber wir können sie umsetzen. Das können nicht viele.“ Die Firma hat dazu ein technisches Büro, das aus der Entwurfs- die Umsetzungsplanung macht. „Wir machen die Projektbegleitung und die Vorfertigung des Stahls findet auch hier statt“, erklärt Schubert.

Nur bei der Montage setze man mittlerweile meist auf Partnerfirmen. Der Geschäftsführer sieht in der Rolle der Temme GmbH als mittelständisches Unternehmen einen Vorteil: „Wir sind dadurch relativ schnell.“ Man setze nicht auf Serienfertigung, sondern auf individuelle Lösungen, Unikate.

„Dieses Jahr haben wir glücklicherweise gleich drei Azubis“

Daher läuft zwar ein Teil der Produktion maschinell ab, handwerkliches Können spielt aber immer noch eine große Rolle. Dafür braucht es qualifiziertes Personal, doch das ist, wie heute überall im Handwerk, nicht mehr leicht zu finden. Eigene Azubis sind daher ein wichtiges Thema für die Firma. „Dieses Jahr haben wir glücklicherweise gleich drei“, sagt Lippold. Für die gebe es sogar eine eigene Lehrwerkstatt im Unternehmen.

Das hat 100 Jahre nach der Gründung trotz der Verlagerung seines Hauptstandortes, die Verbindungen zu seinem Ursprung nicht ganz gekappt, wie Lippold sagt: „Wir haben noch ein Büro in Northeim, um den Kundenkreis dort zu betreuen.“ (mz)