SV Merseburg 99 SV Merseburg 99: Fußball-Club SVM 99 verabschiedet sich freiwillig aus der Oberliga
Merseburg - Andreas Wellmann hatte diese Woche Urlaub. Eigentlich. Spätestens aber seit Donnerstag stand sein Handy nicht mehr still. Alle wollten vom Vizepräsidenten des SV Merseburg 99 eine Antwort auf eine Frage: Wie geht es weiter mit dem SVM 99? Doch die Wahrheit ist: Wellmann allein kann diese Antwort gar nicht mehr geben.
SV Merseburg 99: Nur 100 Fans pro Spiel in der Fußball-Oberliga
Als der SV Merseburg 99 im Sommer 2016 in die Fußball-Oberliga aufstieg, da war dies die Krönung einer kometenhaften Entwicklung: Innerhalb von nur drei Jahren war der Verein vom Abstiegskandidat in der Landesliga zum Fünftligisten geworden. Zwei Aufstiege in Folge hatten den SVM auf der Fußball-Landkarte neu positioniert - ein Verdienst des damaligen Präsidenten Marcus Skowronek, der viel Zeit, Engagement und Geld in den Club investierte.
Mit Skowroneks aus beruflichen Gründen erfolgten Rücktritt im vergangenen Jahr jedoch setzte eine Abwärtsspirale ein, deren Tiefpunkt nun erreicht ist: Der Verein, aktuell Tabellenletzter, hat nicht mehr für die Oberliga Süd gemeldet und beim Landesverband Sachsen-Anhalt einen Antrag gestellt, zur kommenden Saison in der Landesliga spielen zu dürfen. Dort, wo der SVM 99 schon bis zum Sommer 2015 viele Jahre zu Hause war.
„Wir stellen uns den Realitäten“, sagt Andreas Wellmann, „unser Verein hat auf keinem Feld mehr die notwendige Basis für Oberliga-Fußball.“ Die Gründe dafür sind vielfältig: Da ist zum einen die schwierige Außendarstellung der Spielklasse, in der Gegner wie etwa Krieschow oder Rudolstadt keinen Zuschauer zusätzlich anlocken. Im Schnitt kamen zu den Merseburger Heimspielen bisher etwa nur gut 100 Fans.
„Aufwand und Nutzen“, sagt Andreas Wellmann, „stehen da in keinem Verhältnis.“ Natürlich trägt zum schwachen Interesse auch die schwache sportliche Leistung bei, die Ausdruck einer falschen Personalpolitik ist. „Da haben wir alle Fehler gemacht“, sagt Wellmann.
Der wichtigste Grund jedoch, grundsätzlich wieder zwei Etagen tiefer Fußball spielen zu wollen, ist gar kein sportlicher. Sondern ein struktureller. „Es fehlt dem Verein an Personen, die Verantwortung übernehmen wollen.“ Seit dem Rücktritt von Marcus Skowronek lief die Suche nach einem potenziellen Nachfolger oder neuen Vorstandsmitgliedern - beides blieb erfolglos. „Wenn ich morgen eine Jahreshauptversammlung ansetze, dann ist da niemand, der es machen will“, sagt Wellmann resigniert, „dann sprechen wir da eher über eine Auflösung.“
So will sich der SV Merseburg in der Landesliga neu aufstellen
Doch noch ist es nicht soweit. Zunächst will der Verein die Saison in der Oberliga sauber zu Ende spielen. „Wir wollen nicht den kleinsten Anlass für Wettbewerbsverzerrung liefern“, verspricht Wellmann. Gut achtzig Prozent der Amateurverträge laufen im Sommer aus, so dass der Verein finanziell wieder Luft holen kann.
Die bisher in der Landesklasse spielende Reserve soll das Grundgerüst für die neue Männermannschaft des SV Merseburg 99 in der Landesliga werden - wenn der Verband zustimmt. Mit Trainer Sebastian Grimm stehe man im Gespräch, beide Seiten können sich eine Fortsetzung der Zusammenarbeit vorstellen.
„In der Landesliga kehren wir wieder in die Region zurück, aus der wir kommen, in die wir gehören“, sagt Andreas Wellmann, der selbst keine Ambitionen hat, Präsident zu werden.
Und so werdem sich andere Personen finden müssen, um Antworten auf die drängendsten Fragen beim SV Merseburg 99 zu geben. Vor allem aber auch, um ihn zukünftig zu erhalten. (mz)