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Einmaliger Fall Schraplau als einmaliger Fall: Warum Feuerwehr trotz eigener Wache nicht mehr ausrücken kann

Von Robert Briest 14.09.2018, 06:48
SPD-Landtagsfraktion Rüdiger Erben moniert die die hohe Einsatzbelastung der Freiwilligen Feuerwehren mit Aufgaben, die eigentlich keine Aufgaben der Feuerwehren seien.
SPD-Landtagsfraktion Rüdiger Erben moniert die die hohe Einsatzbelastung der Freiwilligen Feuerwehren mit Aufgaben, die eigentlich keine Aufgaben der Feuerwehren seien. dpa/Symbol

Schraplau - Im 120. Jahr ihres Bestehens hat Schraplaus Feuerwehr keinen Grund zu feiern, denn sie hat faktisch aufgehört zu existieren. Die Wache in der Marktstraße bleibt zwar technisch ausgerüstet, doch im Ernstfall rückt hier niemand an und aus. Es fehlt schlicht am Personal. Deswegen sollen im Ernstfall vorerst die Brandschützer aus Esperstedt einspringen.

„Als Stadt keine eigene Feuerwehr zu haben, tut weh“, findet Frank Birke (CDU). Die Personalprobleme bei den Brandschützern bereiteten dem Schraplauer Bürgermeister schon länger Sorgen. Bereits 2016 habe die Wehr nur acht aktive Mitglieder gehabt, darunter mit dem Ortswehrleiter nur eine Führungskraft. Die Gemeinde schrieb daher 45 Männer im geeigneten Alter direkt an. Doch laut Birke reagierten nur fünf, von denen nur zwei eintraten. Mit einem Zuzug stieg die Zahl der Aktiven jedoch zumindest auf elf.

Verbandsgemeindewehrleiter: „Die Situation ist katastrophal“

Doch die Entspannung hielt nur kurz: Nach einigen Austritten stand die Wehr Anfang 2018 mit nur noch acht Aktiven und ohne Wehrleiter da. Sie sollte daher zum nichtselbstständigen Standort unter Leitung der Esperstedter Wehr werden. Dies wurde nach einigen Monaten jedoch wieder aufgegeben, berichtet Birke, „weil der Ausbildungsstand zu unterschiedlich war“. Angesichts von nun nur noch vier verbliebenen Kameraden fiel dann die Entscheidung zur faktischen Schließung.

„Die Situation ist katastrophal“, befindet Verbandsgemeindewehrleiter Ronny Rebs. Schraplau sei ein einmaliger Fall und bleibe es hoffentlich auch. Probleme für die Sicherheit sieht der Verbandsgemeindewehrleiter allerdings nicht. Die Wehr aus Esperstedt, die nun die Einsatzbereitschaft übernehme, sei nur ein, zwei Kilometer entfernt. „Sie schafft es binnen der geforderten zwölf Minuten, am Einsatzort zu sein.“ Bei größeren Einsätzen könnten auch die Stedtener und Röblinger mit alarmiert werden.

Feuerwehr Schraplau: Jugendwehr als Hoffnungsträger

Wie es überhaupt zu der Situation kommen konnte, vermag Rebs nicht zu sagen. Auch Birke hält sich recht bedeckt. Zwischen den Zeilen ist jedoch herauszuhören, dass wohl die Ausbildung von Führungspersonal vernachlässigt wurde. Aus kommunaler Sicht habe man aber alles getan, so Birke, der nichts von gesetzlich möglichen Zwangsverpflichtungen hält, aus Sorge vor fehlender Motivation und weil eine Versorgung durch die Nachbarorte funktioniere.

Eine Lösung für das Problem erhofft sich Birke vom Nachwuchs. Die Jugendwehr sei mit acht Mitgliedern, die teils schon 16 wären, gut aufgestellt. „Das Ziel ist, dass wir mit ihnen und eventuell einigen Rückkehrern einen Neuanfang starten“, sagt Birke. Allerdings braucht eine Wehr mindestens einen Ortswehrleiter und einen Gruppenführer. Rebs geht deshalb davon aus, dass es noch mindestens fünf, sechs Jahre dauern könnte, bis Schraplau wieder eine eigene Wehr hat. (mz)