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Unfallflucht mit 2,8 Promille Salzatals Bürgermeisterin Ina Zimmermann gesteht nach Unfallflicht Fehler ein - CDU steht hinter ihr

Von Silvia Zöller 25.10.2018, 09:00
Hier war die Welt noch in Ordnung: Bei einem Pressetermin hat Ina Zimmermann mit Innenminister Holger Stahlknecht Kuchen angeschnitten. Wie es mit der Bürgermeisterin aus dem Salzatal nun weitergeht, ist offen. Parteifreunde haben ihr Hilfe angeboten.
Hier war die Welt noch in Ordnung: Bei einem Pressetermin hat Ina Zimmermann mit Innenminister Holger Stahlknecht Kuchen angeschnitten. Wie es mit der Bürgermeisterin aus dem Salzatal nun weitergeht, ist offen. Parteifreunde haben ihr Hilfe angeboten. Günter Bauer

Salzatal - Die Sitzung des Salzataler Gemeinderates am Dienstag lief anders als andere: Der Platz neben dem Gemeinderatsvorsitzenden Michael Schareck (Bürger für Salzatal) im Gemeindezentrum Bennstedt blieb leer. Bürgermeisterin Ina Zimmermann (CDU), so teilte Schareck mit, sei krankgeschrieben.

Jedoch verlas Schareck eine Nachricht von Zimmermann: „Ja, ich habe einen riesigen Fehler gemacht und ja, ich werde dafür geradestehen. Das bin ich meiner Leidenschaft als Bürgermeisterin für unser Salzatal und vor allem meiner Familie schuldig,“ so die 34-Jährige. Aus tiefstem Herzen könne sie versichern, dass es ihr unendlich leid tue.

Damit hat die Politikerin erstmals Stellung zu den Vorwürfen bezogen, nach denen sie am Donnerstag der Vorwoche Unfallflucht begangen haben soll. Sie soll 2,8 Promille Alkohol im Blut gehabt haben.

Nach Unfallflucht: CDU bietet Zimmermann Hilfe an

„Der Gemeinderat steht voll und ganz hinter Ina Zimmermann“, sagte Schareck der MZ. Von Rücktrittsforderungen sei keine Rede. Und auch dienstrechtlich sei der Gemeinderat nicht zuständig: „Ein Disziplinarverfahren ist Sache der Kommunalaufsicht“, so Schareck.

Auch die Partei steht weiter hinter Zimmermann. „Das hat eine große persönliche Tragik“, sagt CDU-Kreischef und Merseburger Oberbürgermeister Jens Bühligen. Zimmermann habe offensichtlich ein gesundheitliches Problem, das bereits länger bestehe. „Bei dieser Promillezahl kann man nicht von einem gewöhnlichen Alkoholkonsum ausgehen“, sagt Bühligen. Deswegen habe ihr der Kreisvorstand der CDU Hilfe bei der Bewältigung der gesundheitlichen Probleme angeboten - eine Rücktrittsforderung stelle die Partei auf gar keinen Fall.

Bühlingen sei sicher, dass Zimmermann wieder in die richtige gesundheitliche Schiene komme: „Sie ist eine Kämpfernatur.“ Richtig sei auch, sich zu dem Fehler zu bekennen.

Nach Unfallflucht: Führerschein von Ina Zimmermann sichergestellt

Während im Salzmünder Rathaus nun die erste Stellvertreterin der Bürgermeisterin, Kämmerin Christine Grunwald, die Geschäfte vorübergehend übernommen hat, laufen die Ermittlungen weiter. Deswegen gibt die Polizei auch keine weiteren Informationen zu dem Fall. „Der Führerschein wurde sichergestellt“, informiert Polizeisprecher Ralf Karlstedt lediglich.

Ebenso ist auch die Kommunalaufsicht, die an der Landkreisverwaltung angesiedelt ist, noch nicht aktiv geworden: „Eine Prüfung kann erst erfolgen, wenn der Kommunalaufsicht hierzu gesicherte Erkenntnisse vorliegen“, so Kerstin Küpperbusch, Sprecherin des Saalekreises.

Reaktionen nach Alkoholfahrt von Zimmermann gespalten

Auch Ina Zimmermann ist für die MZ nicht erreichbar. Unterdessen hat die jedoch ihre Entschuldigung auch auf ihrer privaten Facebook-Seite gepostet. Und dort erhielt sie von zahlreichen Lesern und Freunden viel Unterstützung: „Jeder hat eine zweite Chance verdient“, heißt es da. Oder: „Wir alle machen Fehler, aber wenn man dafür gerade stehen kann, dann Hut ab.“

Die öffentliche Positionierung zu der Alkoholfahrt begrüßt ein weiterer User, der aber auch anmerkt: „Es macht sie jetzt angreifbar gegenüber ihren Konkurrenten.“ In einem Leserbrief an die MZ schreibt dagegen Dieter Jünger aus Schochwitz: „Margot Käßmann ist nach einem vergleichsweise geringeren Fehlverhalten zurückgetreten. Ob Frau Zimmermann die gleiche menschliche Größe hat? Hier handelt es sich sogar um eine Straftat! Sie ist leider von Anfang an mit dem Amt überfordert.“

Bereits 2012 hatte es im Saalekreis einen ähnlichen Vorfall gegeben: Der damalige Bürgermeister von Bad Dürrenberg, Arpad Nemes (CDU), war mit 1,25 Promille am Steuer von einer Polizeistreife ertappt worden. Zwar musste er seinen Führerschein für einige Zeit abgeben, aber im Stadtrat oder bei der Kommunalaufsicht des Saalekreises hatte dies nie zu Konsequenzen geführt. 2015 war er bei den Bürgermeisterwahlen von Christoph Schulze (CDU) abgelöst worden, der von den Wählern eine Mehrheit der Stimmen erhalten hatte. (mz)