1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Saalekreis
  6. >
  7. Rot süß und lecker: Rot süß und lecker: Kirschernte in Beesenstedt beginnt mit einer schlechten Nachricht

Rot süß und lecker Rot süß und lecker: Kirschernte in Beesenstedt beginnt mit einer schlechten Nachricht

Von Caudia crodel 26.06.2020, 09:00
Uwe Schwitzky (li.) erläutert Ministerin Dalbert (2.v.l.) die Situation der Obstbauern.
Uwe Schwitzky (li.) erläutert Ministerin Dalbert (2.v.l.) die Situation der Obstbauern. Silvio Kison

Beesenstedt - Die Kirsche ist eine wahre Superfrucht, nicht nur weil sie wegen ihrer tollen roten Farbe ein Hingucker ist. Sie hat wenig Kalorien, jedoch viele Vitamine und andere Nährstoffe wie Eisen, Kalium und Zink. Harald Klimt ist seit 1974 Obstbauer in Beesenstedt in der Gemeinde Salzatal und baut auf 8,5 Hektar Land Süßkirschen an. Am Donnerstag waren er und sein Kollege Uwe Schwitzky, der ebenfalls einen Obstbaubetrieb in Beesenstedt hat, Gastgeber der Eröffnung der Hauptkirschsaison 2020 des Landesverbandes „Sächsisches Obst“. In dem Verband sind 40 Obstbauern aus Sachsen und Sachsen-Anhalt organisiert.

Klima in Beesenstedt hervorragend für Kirschen

Das Salzatal - vor allem mit Beesenstedt und Höhnstedt - hat in Sachsen-Anhalt einen herausragenden Stellenwert in Sachen Obstbau, ganz besonders bei den Kirschen. Hier ist das Klima mild und man liegt im Regenschatten des Brockens. Klimt baut 19 Sorten Süßkirschen an, wobei er rund ein Fünftel über seinen Hofladen und 80 Prozent über die Genossenschaft an den Kunden bringt.

Uwe Schwitzky hat auf seinen 19 Hektar Plantagen neben Äpfeln, Süß- und Sauerkirschen sowie Aprikosen, auch Pfirsiche und Nektarinen angebaut. „Wir haben sogar eine Testphase mit Mandeln begonnen“, erzählt er.

Landwirte rechnen 2020 mit bis zu 30 Prozent geringeren Erträgen

Doch die Ernteprognose ist in diesem Jahr nicht die beste, und das nicht nur im Saalekreis, sondern - auch wenn es von Anbaugebiet zu Anbaugebiet Unterschiede gibt - deutschlandweit. Bei den Süßkirschen sieht es wie folgt aus. Lag die Erntemenge 2019 in Deutschland insgesamt bei 44.522 Tonnen Süßkirschen, rechnen die Obstbauern in diesem Jahr lediglich mit rund 37.000 Tonnen.

Im Bereich des Verbandes „Sächsisches Obst“ müsse man rund 30 Prozent Einbußen im Vergleich zum vergangenen Jahr hinnehmen, so Gerd Kabitz, Vorstandsvorsitzende des Landesverbandes. „Ende März, Anfang April gab es zur Kirschblüte Frost, durch den die meisten Blüten noch relativ gut durchgekommen sind, doch die Eisheiligen haben in diesem Jahr ihrem Namen alle Ehre gemacht. Drei eiskalte Nächte gab es hintereinander.

Obstbauern erklären Umweltministerin ihre Probleme 

Da waren die Früchte schon fünf bis sechs Millimeter groß. Viele wurden stark geschädigt“, erklärt Philipp Moser, Vorsitzender der Landesgruppe Sachsen-Anhalt. Nachdem die ersten frühen Sorten in diesem Jahr auch sehr früh dran waren, wurde es dann kälter. Deshalb beginnt die Haupternte jetzt und damit zu einem ganz üblichen Zeitpunkt.

Zu deren Eröffnung in Beesenstedt war auch Sachsen-Anhalts Umweltministerin Claudia Dalbert (Die Grüne) gekommen. Die Obstbauern machten ihr auch ihre Probleme deutlich, wie die Frage nach Finanzierungshilfen für eine Mehrgefahrenversicherung.

Angst vor Wettbewerbsverzerrung wegen höheren Produktionskosten

„Wir wollen die Landwirtschaft anpassen an die Klimafolgen, versicherungstechnische Lösungen seien ein wichtiger Schritt dabei“, ist sich Dalbert bewusst, die seit längerem mit den Obstbauverbänden im Gespräch ist.

Die werfen zudem Fragen auf zur Verfügbarkeit von Pflanzenschutzmitteln und nach Saisonarbeitskräften auch aus dem nichteuropäischen Ausland. Sie befürchten zudem Wettbewerbsverzerrung, weil sie im Gegensatz auch zu anderen deutschen Anbaugebieten höhere Produktionskosten haben.

Jeder Deutsche verzehrt laut Statistik rund 2,7 Kilogramm des beliebten Obstes im Jahr

Die Obstbauern stellten noch einmal die Biodiversität ihrer Plantagen heraus. „Wir werden wissenschaftlich von der Uni Halle und der TU Dresden begleitet. Die Wissenschaftler haben unter anderem bei uns 38 Wildbienenarten ausgemacht“, erzählt Uwe Schwitzky. Zudem bieten die Obstplantagen auch anderen Insektenarten, Säugetieren und vielen verschiedenen Pflanzenarten Lebensraum.

Jeder Deutsche verzehrt laut Statistik rund 2,7 Kilogramm des beliebten Obstes im Jahr. Doch nur ein Drittel von heimischen Erzeugern. Dabei seien regionale Produkte frischer und haben kurze Transportwege, seien damit besser fürs Klima, argumentieren die Obstbauern. (mz)