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„Es ist kein starres System“ Pandemiestab legt Regeln für Coronamaßnahmen im Saalekreis fest

Der Saalekreis legt Entscheidungshilfen für Pandemiemaßnahmen fest und lässt sich dabei viel Handlungsspielraum.

Von Robert Briest 11.09.2021, 11:04
Ein Corona-Test
Ein Corona-Test Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Merseburg/MZ - In der vierten Welle der Coronapandemie gewähren Bund und Ländern den Kreisen mehr Beinfreiheit bei der Festlegung von Gegenmaßnahmen. Der Pandemiestab des Saalekreises hat sich nun am Freitag darauf verständigt, sich in den kommenden Monaten an der Strategie des Landes orientieren zu wollen.

Das heißt, es gibt auch künftig Schwellenwerte, aber keine Automatismen, welche Restriktionen ab diesen greifen. „Es ist kein starres System“, sagte Landrat Hartmut Handschak (parteilos).

Drei wesentliche Indikatoren

Konkret will sich der Saalekreis künftig an drei Indikatoren orientieren. Nummer eins ist der Klassiker: die Sieben-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen. Ein zweiter Indikator ist, ob das Gesundheitsamt mit der Kontaktverfolgung von Infizierten hinterherkommt. Der wohl wichtigste Faktor dürfte künftig aber die Krankenhausbelegung sein.

Die Landesverordnung nimmt hier die Sieben-Tage-Inzidenz der Hospitalisierung von Infizierten in den Blick, also die Zahl der Krankenhauseinweisung je 100.000 Einwohner. Als Grenzwert für ein „hohes Niveau“ ist auf Landesebene ein Wert von zwölf angegeben. Zum Vergleich: Laut RKI lag der bisherige bundesweite Höchstwert um Weihnachten 2020 bei 15. Damals wurden auch im Merseburger Basedow-Klinikum fast nur noch Covid-19-Patienten versorgt.

Die diversen Parameter will der Kreis künftig intern auf einem Dashboard zusammenfassen, mit grünen, gelben und roten Pfeilen für die einzelnen Indikatoren. Dabei werden auch die Zahlen der halleschen Kliniken berücksichtigt, die den Nordkreis versorgen. „Wenn alle Felder rot sind, müssten wir natürlich sofort handeln“, erklärte Landrat Hartmut Handschak. „Das heißt ja dann, dass die Corona- und die Intensivstationen im Klinikum voll sind.“ Beim klassischen Inzidenzwert springe die Ampel ab 200 auf Rot. Aber anders als früher würden nun eben auch andere Parameter berücksichtigt, wenn es um die Festlegung von Maßnahmen gehe.

Der Katalog der möglichen Schritte ist dabei weitestgehend bekannt. Der Kreis könnte Testpflichten ausdehnen, Kontaktbeschränkungen oder auch die Reduzierung von Veranstaltung verfügen. Handschak machte allerdings noch mal deutlich, dass er etwa dagegen sei, Geschäfte zu schließen: „Ich will möglichst wenig Freiheiten einschränken.“

Junge Patienten in Klinik

Derzeit bewegt sich das alles ohnehin noch im hypothetischen Bereich. Denn, wie Handschaks Büroleiterin Franziska Weidner formulierte, das Infektionsgeschehen im Saalekreis ist derzeit „überschaubar und es besteht kein Bedarf zur Verschärfung bestimmter Maßnahmen.“ Das Gesundheitsamt vermeldete am Freitag elf Neuinfektionen und eine Inzidenz von 26,7.

Im Basedow-Klinikum wird derzeit ein Coronapatient behandelt. Im August waren es acht. Zwei Über-80-Jährige verstarben. Alle anderen Behandelten waren unter 40, die jüngste 15 Jahre alt. Sieben von acht waren nicht geimpft.