Nur nicht "schnieke-pieke" Nur nicht "schnieke-pieke": Bad Dürrenbergin startet mit 43 Jahren eigenen Salon
Bad Dürrenberg - Vor ihrem inneren Auge steht Ramona Gräfes Laden bereits. Sie deutet auf eine Ecke: „Hier kommt die Couch hin, dort der Kühlschrank. Da können sich die wartenden Kunden dann mal ein Bier rausnehmen.“ Aus den vier Arbeitsplätzen ihres Vorgängers würde sie gern fünf machen. Doch noch steht die Friseurmeisterin in einem kahlen Raum.
Große Schaufenster geben den Blick auf den Apothekerberg in Bad Dürrenberg frei. Erst vor einigen Stunden hat Gräfe die Schlüssel für ihren ersten eigenen Salon bekommen. Der ist für sie ein Abenteuer, bei dem sie jedoch staatliche Unterstützung erfährt.
Romana Gräfe wagt mit 43 Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit
Die 43-Jährige ist die erste im südlichen Sachsen-Anhalt, die die neue Meistergründungsprämie erhält. Damit will das Land Handwerker unterstützen, die erstmalig einen eigenen Betrieb eröffnen oder sich direkt nach ihrer Meisterprüfung selbstständig machen. Gräfe fällt in die erste Kategorie, denn ihren Meister hat sie bereits seit 1998 in der Tasche. Bisher arbeitete sie jedoch stets als Angestellte. „Mit der Lehre habe ich insgesamt 27 Jahre in einem Betrieb gearbeitet.“
Dort war sie Salonleiterin und zufrieden, wie sie betont. Dass sie sich nun selbstständig mache, habe sich halt so ergeben: „Ich hatte erfahren, dass der Laden hier, in dem schon vorher ein Friseur war, zumacht. Da dachte ich: ’Er ist klein, gemütlich. Das könnte etwas für mich sein.’“
Erster eigener Friseursalon: 10.000 Euro als Finanzspritze vom Land
Im Mai entschied sie sich schließlich zu dem Schritt in die Selbstständigkeit. Eine Freundin erzählte ihr von der Meistergründungsprämie. Gräfe wandte sich an einen Berater beim Merseburger Innovations- und Technologiezentrum (Mitz). „Ohne seine Hilfe hätte ich die Förderung nicht bekommen oder jedenfalls nicht so schnell“, lobt die Friseurin. Die Beantragung der Prämie sei doch mit viel bürokratischem Aufwand verbunden.
Für ihren neuen Salon erhält die Bad Dürrenbergerin nun 10.000 Euro vom Land, wenn sie Rechnungen in Höhe von mindestens 15.000 Euro einreicht. Das sollte kein Problem sein, schließlich hat Gräfe auch noch einen Kredit aufgenommen, um die Einrichtung des Ladens zu bezahlen. Das Landesgeld ist daher eine willkommene Erleichterung: „Ich freue mich über die 10.000. So muss ich sie nicht zehn Jahre lang als Kredit abzahlen.“
Neuer Friseursalon in Bad Dürrenberg: Möbel und Spiegel werden secondhand gekauft
Trotz der staatlichen Hilfe plant Gräfe ihr Geschäft eher in kleinen Dimensionen, kauft Möbel und Spiegel secondhand. So „schnieke-pieke“ sei nicht ihres. „Ich will keinen typischen sterilen Laden, sondern was Familiäres.“
Sich das Geschäft von einer Fachfirma einrichten zu lassen, könnte schnell 30.000 Euro kosten. So haben sich Gräfe und ihr Lebensgefährte selbst um die Möbelkäufe und Handwerker gekümmert, die in dieser Woche mit der Sanierung beginnen sollen.
Bis zur geplanten Eröffnung am 9. Oktober muss Gräfe noch ihre Gretchenfrage beantworten: Gönnt sie sich noch eine Mitarbeiterin oder beginnt sie allein und wartet ab, ob ihre bisherigen Stammkunden tatsächlich, wie von ihr erhofft, den Weg auf den Apothekerberg finden? (mz)