Neuanfang in der "Linde" Neuanfang in der "Linde": "Eine Lösung gefunden Gott sei Dank"

Spergau - Der Gasthof „Zur Linde“ in Spergau ist kein normaler gastronomischer Betrieb. Schon gar nicht für ein 1100-Einwohner-Dorf. Die beiden Häuser, die einst mit kommunalem Geld hergerichtet wurden, bieten 26 Gästezimmer, zwei Ferienapartments, zwei Säle, einen Gastraum mit 60 und einen Biergarten mit 100 Plätzen. Doch nicht nur die Zahlen verdeutlichen die Ausnahmestellung, sondern auch der Umstand, dass es die „Linde“ im Frühjahr gleich mehrfach zum Gesprächsthema im Leunaer Stadtrat brachte.
Die Spergauer Räte artikulierten dort ihren Unmut,über unzuverlässige Öffnungszeiten und fehlende Essensangebote. Doch das war vor dem 1. Juni. Heute, zwei Monate später, sagt der frisch gebackene Ortsbürgermeister Matthias Jenzsch mit Blick auf die „Linde“: „Da ist eine Lösung gefunden, Gott sei Dank.“
Neuer Betreiber stammt aus einer Dresdener Gastronomenfamilie
Belässt man es beim Irdischen, so dürfte der Dank wohl eher an Sven Bruch gehen. Denn der ist seit Juni der neue Betreiber des Gasthofs. Dass er dies wurde, war jedoch Zufall: Der 39-Jährige stammt aus einer Dresdener Gastronomenfamilie. Auch Bruch schlug diesen Weg ein, lernte Koch. 15 Jahre verbrachte er anschließend in einer kleinen ostdeutschen Restaurantkette für böhmische Küche. Er baute deren Niederlassungen in Magdeburg und weiteren Städten auf, führte nach eigenen Angaben zuletzt die Produktionsküche der Kette in Leipzig, wo Braten und Gulasch vorgegart werden.
„Ich habe dann aber eine neue Herausforderung gesucht“, sagt der Restaurantchef, der mit seiner Familie in Röglitz lebt. Eigentlich wollte er erst ein Sabbatical einlegen, doch die Arbeitsagentur schickte ihm Jobangebote zu. „Ich bin eigentlich nur hierher gefahren, weil die Dame am Telefon eine so schlechte Art hatte, dass ich mir das mal angucken wollte.“ Vor Ort staunte er über das Objekt. Sein Vorgänger habe ihn dann erst als Geschäftsführer einstellen wollen. Wenig später sprach man dann über eine Übernahme. „Das war einen Tag vor Männertag.“ Tage später übernahm Bruch schon die „Linde“ samt Personal.
„Wir haben jeden Tag zwischen 80 und 100 Essen.“
Mit seiner Frau seien sie nun neun Kräfte, zwei mehr will Bruch auf alle Fälle noch haben. Er lobt die Stadtverwaltung für ihre Unterstützung beim Betreiberwechsel und die Spergauer: „Ich bin von ihnen großartig aufgenommen worden.“ Der Biergarten sei oft voll: „Wir haben jeden Tag zwischen 80 und 100 Essen.“
Gekocht wird derzeit noch nach der Karte des Vorgängers. Wenn die neuen Teller da seien, will Bruch aber eine eigene Karte einführen. Die soll kleiner werden. Er will dafür mehr auf Wochenkarten setzen und ein paar Pastagerichte sowie Flammkuchen einführen. „Aber natürlich kann man das Hamburger Schnitzel oder Steak au four nicht wegnehmen. Die Klassiker bleiben.“ Deutsche Küche stehe im Vordergrund, bei der jeder satt wird.
„Klar ist es anstrengend. Aber es ist positiver Stress.“
Dass das Geschäft so gut angelaufen ist, bedeutet für Bruch angesichts des knappen Personals lange Arbeitstage. Von 8 Uhr bis der letzte Gast Abends gegangen ist, sei er in der Linde. Selbst am eigentlichen Ruhetag, Montag. Denn da gäbe es die meisten Anreisen im Gästehaus. Bruch nimmt es gelassen: „Klar ist es anstrengend. Aber es ist positiver Stress.“ Wenn der ihm erhalten bleibt, wird die „Linde“ vielleicht so schnell nicht wieder zum Politikum. (mz)