Nach Unfalldrama auf der A38 Nach Unfalldrama auf der A38: Wildparkende Lkw werden zur tödlichen Gefahr

Querfurt - Es ist ein Bild des Grauens, das sich den Einsatzkräften von Feuerwehr und Rettungsdienst in der Nacht zu Dienstag auf der Autobahn 38 bietet. Mit voller Wucht war kurz nach 1 Uhr ein Transporter aus Polen auf einen Lastwagen geprallt.
Dieser hatte auf dem Verzögerungsstreifen zum Rastplatz „Querfurter Platte“ in Richtung Göttingen geparkt. Ob unbeleuchtet, war laut Polizeiangaben zunächst nicht zu ermitteln. Allerdings erkannte der 23 Jahre alte Fahrer des Transporters die Gefahr offensichtlich zu spät: Er kam in dem bei der Kollision völlig demolierten Führerhaus ums Leben.
Wildparkende Lkw werden auf Autobahn-Raststätten zur tödlichen Gefahr
Gut zwei Wochen nach einem ähnlichen Unfall mit drei Todesopfern auf der Autobahn 4 in Sachsen und dem jüngsten schweren Unglück auf der A38 wird deutlich: An den Einfahrten zu Rastplätzen in der Region lauert in der Dunkelheit eine tödliche Gefahr. Lastwagen, die aus Platzmangel wild parken, was verhängnisvolle Folgen haben kann, wie die Unfälle zeigen.
Die Brummifahrer selbst stehen unter Druck. Sie müssen in kürzester Zeit ihre Ladung ans Ziel bringen. Gleichzeitig müssen sie jedoch auch auf die Lenk- und Ruhezeiten achten. Im schlimmsten Fall ist dann jedoch kein freier Stellplatz auf den Rastplätzen zu ergattern. Einige gehen deshalb das Risiko für sich und andere Verkehrsteilnehmer ein und parken in den Einfahrten oder wie im aktuellen Fall sogar auf dem Verzögerungsstreifen.
Wildparkende LKW auf Raststätten: Die Polizei ist machtlos
Auch die Polizei ist machtlos. „Wir haben in unserem Zuständigkeitsbereich 32 Rastplätze, die wir zu den Stoßzeiten bereits intensiv kontrollieren“, sagt Veit Raczek, Sprecher der Autobahnpolizei. „Noch nicht einmal beim letzten angekommen, stehen auf den ersten schon wieder Lastwagen an gefährlichen Stellen.“ Erwischt die Polizei Falschparker, werden diese weitergeschickt, zuvor noch ein Bußgeld verhängt. Je nach Schwere des Vergehens beträgt dies 30 bis 105 Euro. Gegebenenfalls droht auch ein Punkt.
Wildparker auf Autobahn-Raststätten: Auch Strafen für Lkw-Fahrer helfen nicht gegen das Stellplatzproblem
Mit den Strafen ist den Lkw-Fahrern allerdings auch nicht geholfen. Es bleibt das Stellplatzproblem. Das Verkehrsministerium in Magdeburg geht landesweit von 650 bis 700 fehlenden Stellplätzen aus.
Um den Bedarf an der A38 zu ermitteln, wollte das Land dieses Jahr eine Studie in Auftrag geben. Allerdings ist zu erwarten, dass die Kapazität an Stellplätzen nur langfristig deutlich steigt. Zumindest für die A 38 ist fraglich, ob diese angesichts des rasant zunehmenden Lkw-Verkehrs noch ausreichend sein wird.
Innerhalb von vier Jahren ist die Zahl um knapp 5.500 Fahrzeuge des Schwerlastverkehrs gestiegen - und das angesichts der unvollständigen A 143. Für 2025 werden am Dreieck Halle-Süd insgesamt bis zu 38.500 Lastwagen prognostiziert.
Wildparker an Raststätten: Polizei apelliert an Vernunft der Lkw-Fahrer
Polizeisprecher Veit Raczek appelliert damit vorerst weiter an die Vernunft der Lastwagenfahrer, sichere Stellplätze aufzusuchen. „Es ist ja nicht so, dass die Rastplätze alle voll sind“, sagt er. „Auf Rasthöfen gibt es sehr wohl noch Plätze, allerdings kosten diese Geld“, so Raczek. (mz)