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Nach tödlichem Unfall mit Burgenlandbahn Nach tödlichem Unfall mit Burgenlandbahn: Sollte der Bahnübergang geschlossen werden?

Von Diana Dünschel 29.03.2018, 06:30
Nach dem Unfall sind die Bahngleise der Burgenlandbahn so stark beschädigt, dass noch unklar ist, wann die Strecke wieder befahrbar ist. Der verunfallte Triebwagen wurde am Mittwoch abgeschleppt.
Nach dem Unfall sind die Bahngleise der Burgenlandbahn so stark beschädigt, dass noch unklar ist, wann die Strecke wieder befahrbar ist. Der verunfallte Triebwagen wurde am Mittwoch abgeschleppt. Peter Wölk

Langeneichstädt - Am Tag nach dem tödlichen Verkehrsunfall an einem unbeschrankten Bahnübergang in Langeneichstädt laufen die Aufräumarbeiten. Der Kleinbus, der dort Dienstagnachmittag mit der Burgenlandbahn zusammengestoßen war, wird ebenso geborgen wie der Triebwagen.

Der vor Ort eingesetzte Unfallmanager der Bahn spricht von so großen Gleisschäden, dass wegen der nun anstehenden Bauarbeiten noch niemand sagen könne, wann die Strecke Merseburg-Querfurt wieder komplett freigegeben werden kann. Immerhin war die Wucht des Aufpralls so groß, dass der Kleinbus etwa 30 Meter mitgeschleift wurde. Dessen Fahrer starb noch am Unfallort. Der Triebwagen hob sich teilweise aus den Schienen.

Tödlicher Unfall in Langeneichstädt: Sollten unbeschrankte Bahnübergänge geschlossen werden?

Während die Ermittlungen zur Unfallursache anlaufen, kommt erneut die Frage auf, ob die insgesamt drei unbeschrankten Bahnübergänge in Langeneichstädt nicht geschlossen werden sollten. Immerhin hatte es an genau derselben Stelle 2014 schon einmal gekracht. Damals ging die Kollision eines Triebwagens mit einem Kleintransporter noch glimpflich aus. Der Kraftfahrer wurde nur leicht verletzt.

Für Ortsbürgermeister Lutz Kloss (parteilos) stellt sich diese Frage aber nicht. Prinzipiell sei ja jeder unbeschrankte Bahnübergang eine Gefahr, sagt er. Aber dieser Übergang sei aus seiner Sicht ausreichend und ordentlich beschildert. 

Tatsächlich ist aus Richtung Ortszentrum kommend der Weg schon als Sackgasse gekennzeichnet und nach dem Bahnübergang außer für den landwirtschaftlichen Verkehr gesperrt. Zudem ist für das Überqueren des Bahnübergangs eine Höchstgeschwindigkeit von zehn Stundenkilometern erlaubt.

Burgenlandbahn hupt, wenn sie sich dem Bahnübergang nähert

Von der anderen Seite kommend ist der im Nachbarort Schafstädt beginnende Weg allerdings öffentlich zugänglich, weil man hier auch vom Denkmal Eichstädter Warte und dem archäologisch bedeutsamen Hügelgrab der Dolmengöttin - den wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Langeneichstädt und zugehörig zur landesweiten Tourismusroute „Himmelswege“ - ins Dorf gelangt.

Genau deshalb sagt Lutz Kloss: „Wir brauchen diesen Bahnübergang für die Landwirtschaft und den Tourismus.“ Er verweist auf Absprachen mit den Behörden zum regelmäßigen Freischneiden der Sichtschneisen im Sommerhalbjahr, die seitens der Landwirte auch eingehalten würden. Nicht zuletzt wisse er als Anwohner, dass die Bahn beim Herannahen an die unbeschrankten Übergänge hupe. Sein Fazit: „Sicher wäre dort eine Schranke vorteilhaft. Aber das ist bestimmt für die Bahn eine finanzielle Frage.“

Schlaglochpiste auf der Landesstraße ist Teil der Diskussion

Für andere Einwohner wie Cornelia Fischer von der 1. Bürgerinitiative Langeneichstädt ist derweil klar, was das eigentliche Problem dieses relativ viel befahrenen Feldweges ist: „Jeder fragt sich, warum benutzt denn der Fahrer nicht die parallel dazu verlaufende Landesstraße zwischen Langeneichstädt und Schafstädt?“, schreibt sie an die MZ.

Und weiter: „Die Antwort ist einfach. Diese Landesstraße ist eine Schlaglochpiste, auf der jedes Jahr ein neuer Flickenteppich entsteht.“ Um kostbare Ware nicht zu sehr zu rütteln, wie zum Beispiel frisches Gemüse, umfahre man als Landwirt diese Landesstraße und benutze den ebenen Feldweg als Schleichweg.

Eine Schließung dieses Bahnübergangs lehnt jedenfalls auch Cornelia Fischer ab: „Das wäre eine schlechte Nachricht für die hiesigen Landwirte.“ Sie hat einen anderen Vorschlag: In Tschechien verfüge jeder unbeschrankte Bahnübergang über eine Ampel. Im Zuge der Digitalisierung wäre es doch sicher eine Kleinigkeit, diese auch hier aufzustellen. (mz)

Der Übergang ist eigentlich gut ausgeschildert und gut einsehbar. Die Absperrung mit Flatterband erfolgte wegen der Ermittlung der Unfallursache.
Der Übergang ist eigentlich gut ausgeschildert und gut einsehbar. Die Absperrung mit Flatterband erfolgte wegen der Ermittlung der Unfallursache.
Peter Wölk