MZ mach Sport MZ mach Sport: Unbeweglich aber mutig beim Turnen

Leuna/MZ - Ich bin pünktlich. Und werde beäugt. Von Mädchen. Nur Mädchen. „Turnen gar keine Jungs mit?“, frage ich Trainerin Ute Schreyer. „Nein. Die, die sonst da sind, können heute nicht“, antwortet sie. Na gut, dann eben nur mit den Mädels. Wird schon werden. Das Training beginnt wie in jeder Sportart mit einer Erwärmung. Ich habe meine Schuhe ausgezogen. Turner tragen keine Schuhe. Nach ein paar Runden im Kreis laufen ziehe ich auch meine Socken aus. Zu rutschig. „Ist das nicht zu kalt?“, fragt mich Judith Witzel, die die Kleinsten trainiert. Ich verneine, freue mich aber im Stillen, dass man sich um meine Gesundheit sorgt.
Sport ist mir nicht fremd. Ich würde sogar sagen, dass ich sehr sportlich bin. Ich habe Sport in Halle studiert, da habe ich im Grundstudium jede Woche geturnt. Nun ist das aber auch schon wieder ein paar Jahre her. Ich erinnere mich, dass mir das damals Spaß machte. Aber auch, dass es sehr anstrengend war. Und vor allem die Beweglichkeit auf die Probe gestellt wurde. Und genau da liegt mein Problem. Nach der Erwärmung dehnen wir uns. Wenn ich nach rechts uns links blicke, sehe ich da sehr dehnbare Kinderkörper, die sich mit Leichtigkeit verrenken. Ich komme hingegen ins Schwitzen bei dem Versuch, wenigstens ansatzweise die Übungen so zu absolvieren, wie sie angedacht sind.
Wie „steif“ ich tatsächlich bin, offenbart sich mir beim Spagat. Also, die Mädels machen Spagat. Das was ich mache, kann man nicht so nennen. Ute Schreyer ist so freundlich und legt mir jeweils einen Stofflappen unten den linken und rechten Fuß. „Da geht’s noch ein paar Zentimeter tiefer“, sagt sie. Und ich schwitze schon wieder.
Nach dem Dehnen geht es auf die Matte. Bodenturnen ist angesagt. Rolle vorwärts - klappt. Rolle rückwärts - klappt auch. Sprungrolle - kein Problem. Beim Handstand hilft mir aber Jörg Schreyer. „Sie machen ein Hohlkreuz, weil sie in den Schultern nicht beweglich genug sind“, sagt er mir. Daher kann ich den Handstand nicht lange halten.
Von der Matte geht’s zum Sprung. Bockspringen - mochte ich nie. Doch ich will es wissen und frage nach dem ersten Versuch, ob Ute und Jörg Schreyer beim nächsten Mal nicht meine Arme zur Sicherung stützen. Auf meine Verantwortung natürlich. Sie schauen sich kurz an und lassen mich dann gewähren. Der erste Sprung ohne Sicherung klappt gut. Ich fasse Mut, will es von weiterer Entfernung versuchen. Auch das klappt gut. Noch ein bisschen weiter - der war schon nicht mehr so gut. Ich komme zwar über den Bock, aber für die Landung gebe es hohe Punktabzüge.
Dann geht es noch auf den Balken. Kein Männergerät, aber ich lasse mich nicht lumpen. Es ist sehr wackelig, aber ich bin stolz, schreiben zu können, dass ich nicht einmal heruntergefallen bin. Angst hatte ich auch nicht. Das kam noch, bei der letzten Übung, dem Sprung aufs Trampolin.
Trotz einiger Wackler bin ich zufrieden mit meiner Leistung. Und was sagt der Trainer? „Wenn man mehr Zeit investiert, dann wird das was. Aber das dauert.“ Na mal sehen.