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„Den Schmerz mit den Freunden zu teilen“ Mücheln gedenkt der Bus-Tragödie vor 20 Jahren

Auf der Fahrt nach Mücheln sterben 2001 fünf Franzosen aus der Partnerstadt bei einem Unfall.

Von Diana Dünschel Aktualisiert: 07.07.2021, 14:51
Am Müchelner Gedenkstein für die bei einem Unfall 2001 getöteten Franzosen aus der Partnerstadt wurden Blumen niedergelegt.
Am Müchelner Gedenkstein für die bei einem Unfall 2001 getöteten Franzosen aus der Partnerstadt wurden Blumen niedergelegt. Foto: Diana Dünschel

Mücheln/MZ - Am 5. Juli 2001 ist eine Abordnung aus Müchelns französischer Partnerstadt Bois d´Arcy mit zwei Kleinbussen auf dem Weg zum Müchelner Stadtfest. Ein Fahrzeug gerät in einer Kurve der B181 zwischen Günthersdorf und Zöschen auf die Gegenfahrbahn, kollidiert mit einem Lkw, wird aufs Feld geschleudert und geht sofort in Flammen auf. Während sich drei Insassen schwer verletzt retten können, kommt für fünf Personen jede Hilfe zu spät.

Erinnerungen an Bus-Tragödie vor 20 Jahren: Gedenkstein stein in Mücheln aufgestellt

Heute erinnern ein Gedenkstein an der Müchelner Jakobikirche und ein an der Unfallstelle gepflanzter Baum an das Unglück. In Bois d’Arcy ist ein Saal nach einem getöteten Ehepaar benannt. Am Stein hat am 20. Jahrestag das Partnerschaftskomitee Mücheln-Bois d’Arcy zum Gedenken geladen. Blumen und Kränze werden niedergelegt.

„Noch immer den Schmerz mit den Freunden zu teilen, das sind die Gedanken, die uns heute bewegen“, sagt dabei die Vereinsvorsitzende Christine Stolz. Am wichtigsten ist ihr, hervorzuheben, dass sich trotz der Tragödie eine herzliche, lebendige Partnerschaft erhalten hat. Sie sei sogar durch diesen Schicksalsschlag fester geworden. „Die Menschen wurden tiefer zusammengeführt.“

Städte-Freundschaft überlebt Tragödie: „Wir fahren immer noch schöne Touren“

Doch zunächst droht 2001 alles zu zerbrechen an Fragen der Versicherung, der Überführungskosten und des Schmerzensgeldes. Die 1997 unterzeichnete Partnerschaft übersteht aber diese schwere Zeit. Die Organisatoren der jährlichen gegenseitigen Besuche reagieren, verändern einiges, chartern etwa seither Reisebusse. Die Freundschaft halte nicht nur, die Lebensfreude der Franzosen sei bei jeder Begegnung ansteckend, heißt es beim Gedankenaustausch zur Gedenkveranstaltung immer wieder.

Der ehemalige Bürgermeister Udo Wurzel berichtet, dass er zu seinem früheren und heute über 80-jährigen Amtskollegen nach wie vor persönlichen Kontakt hält. Gerd Heimbach sagt als Vertreter der Radsportfreunde: „Wir fahren immer noch schöne Touren.“ Selbst in Coronazeiten habe man sich per Videokonferenz gegenseitig informiert, schildert Christine Stolz. Inzwischen sei das nächste Treffen geplant. Im Oktober erwarte Mücheln Besuch von 20 Franzosen. „Das Vermächtnis unserer französischen Freunde lebt in der Partnerschaft auch 20 Jahre danach aktiv weiter“, ist ihr Fazit.

Französische Trauerbewältigung ist anders: Erinnerungen, wie Verstorbenen im Leben waren

Das Komitee erfülle die Partnerschaft mit Leben, würdigt Bürgermeister Andreas Marggraf (parteilos) das Engagement des Vereins. „Wir werden alles daran setzen, dass es noch viele Jahre so bleibt“, sagt er. Das Stadtfest in Mücheln ist übrigens 2001 trotz der Tragödie gefeiert worden mit den Fahnen auf Halbmast und mit Trauer-flor sowie einem ökumenischen Trauergottesdienst.

Das sei mit den französischen Freunden so entschieden worden, erinnert sich Christine Stolz. Die französische Trauerbewältigung sei eine andere als hier, weiß die Müchelnerin auch den Grund. Statt schwarzer Kleidung und vielen Tränen sei es üblich, sich daran zu erinnern, wie die Verstorbenen im Leben waren.