Motocross in Teutschenthal Motocross in Teutschenthal: Mit 80 Jahren - ein Oldtimer auf Oldtimern

Teutschenthal - Viele der Maschinen, die am Samstag mit einem Affenzahn durch den Teutschenthaler Talkessel knatterten, könnten auch im Museum stehen. Und viele der Fahrer im Ohrensessel vorm Fernseher sitzen. Doch beim ersten „Classic-Rennen“ auf der berühmten Motocross-Strecke im Saalekreis war von Ruhe und Lethargie nichts zu spüren.
Rund 180 vornehmlich ältere Fahrer aus elf Ländern wollten es noch einmal wissen und traten mit ihren historischen Motocross-Maschinen gegeneinander an. Eine solche Veranstaltung hat es in Teutschenthal bisher noch nie gegeben.
Motorräder bis Baujahr 1974
Gestartet wurde in drei Klassen: Ganz alte Maschinen bis Baujahr 74, neuere Maschinen, die aber noch mit Trommelbremsen ausgerüstet waren und fast noch moderne Motorräder bis Baujahr 1990, die schon über einen wassergekühlten Motor verfügten. Dass die Fahrer auf ihre alten Schätzchen mehr Rücksicht nehmen als Rennfahrer es mit ihren modernen Maschinen tun, glaubte Andreas Kosbahn, Geschäftsführer vom Motorsport-Club Teutschenthal (MSC) nicht.
„Es ist zwar alles Spaß, geht um keine Meisterschaft aber wenn ein Rennfahrer am Start ist, will er auch gewinnen“, sagte der erfahrene Motocross-Fan. „Da wird kein Motorrad geschont, da geht’s zur Sache.“
CZ 380 von 1962
So sah das auch Lothar Burkhardt, der mit einem der ältesten Motorräder an den Start ging: einer CZ 380 von 1962. „Die Grundsubstanz ist noch die alte. Klar, Ketten, Reifen, Stoßdämpfer und so sind schon einmal erneuert worden“, erklärte der Rennfahrer, der selbst immerhin schon 71 Jahre alt ist. „Geschont wird sie nicht. Beim Schalten bin ich vielleicht etwas vorsichtiger.“
Man können die Gänge auch wechseln, ohne die Kupplung zu ziehen, aber das erspare er seinem alten Mädchen. Seine CZ 380 ist übrigens nicht irgendein Motorrad. Der in der DDR bekannte Rennfahrer Paul Friedrichs gewann auf dem Modell dreimal hintereinander die Weltmeisterschaft.
Mit 80 Jahren der älteste Teilnehmer
Um einen WM Titel ging es am Samstag freilich nicht. Die Fahrer gaben auf der Strecke trotzdem alles. Sie wurde im Vorfeld jedoch etwas entschärft, um Mensch und Maschinen zu schonen. Den berüchtigten Todesberg und die schlimmsten Sprünge durften die Fahrer diesmal aussparen. Trotzdem blieben weite Sprünge und auch einige Stürze nicht aus.
Einen echten Motocross-Fahrer kann sowieso nichts erschrecken, meinte man, wenn man Klaus Reißmann zuhörte. Er war mit 80 Jahren der älteste Teilnehmer. Nicht nur in Teutschenthal, sondern wohl auch in Europa, schätzte er selbst. Die europaweite Konkurrenz hat er jedenfalls im Blick, denn er fährt im Jahr rund 25 Rennen mit. Doch nicht einmal das reicht ihm. „Als Training fahre ich dreimal die Woche mit dem Rennrad 50 Kilometer“, sagte der ehemalige Rennradfahrer. Und wenn schlechtes Wetter herrsche, habe er auch noch einen Kraftraum.
Ehrgeiz der Fahrer bei Oldtimer- und WM-Rennen
Ausreden? Nicht für Klaus Reißmann. Nicht einmal, als ihm Ärzte nach einem schweren Sturz mit Armbruch drohten, den Arm zu amputieren, hängte er seinen Helm an den Nagel. Ein paar Monate Pause, dann ging’s weiter.
Gut möglich, dass es im neuen Jahr die zweite Auflage des Classic-Rennens in Teutschenthal geben wird. „Wenn das neue Konzept gut ankommt, und so sieht es ja aus, wird es eine Fortsetzung geben, so Geschäftsführer Kosbahn. Die Veranstaltung habe eben einen ganz anderen Charakter als die Motocross-Weltmeisterschaft im Kessel. Auch das Publikum sei zu 90 Prozent nicht dasselbe und mit einem Ticketpreis von acht Euro sei das Classic-Rennen auch erschwinglicher. Der Ehrgeiz der Fahrer bei Oldtimer- und WM-Rennen allerdings ist annähernd gleich groß, so viel ist sicher. (mz)
