Mit Trommelwirbel enthüllt Mit Trommelwirbel enthüllt: Kriegerdenkmal in Kleineichstädt erscheint im neuen Glanz

Kleineichstädt - Von Trommelwirbel begleitet und im Beisein vieler Zuschauer ziehen Isabel Deubel und Gunther Götsch das silbern-glänzende Stofftuch vom Denkmal herab. Aufpolierter heller Sandstein und goldene Inschriften kommen zum Vorschein. Das fast 140 Jahre alte Kriegerdenkmal, das in der Ortsmitte von Kleineichstädt steht, ist restauriert worden. Und es wurde nun enthüllt und zum zweiten Mal feierlich eingeweiht.
Die erste Enthüllung und Einweihung erfolgte am 12. September 1880. Ein Sonntag, wie aus der alten Dorfchronik Kleineich-städts, die der ehemalige Pfarrer Max Könnecke erstellt hat, zu erlesen ist. „Bis 1890 hat er die Geschichte zusammengeschrieben“, sagt Eitel Förster. Er ist 91 Jahre alt und Dorfchronist in seinem Heimatort Kleineichstädt. Auf dem Dachboden seiner Frau Marie-Luise (86) habe er das alte Heft von Könnecke vor vielen Jahren zufällig gefunden. „Von da an habe ich mich immer für die Geschichte unseres Ortes interessiert“, so Eitel Förster, der seit 1952 selbst Aufzeichnungen über Kleineichstädt führt.
Restauration des Kriegerdenkmals möglich dank bürgerliches Engagements
Das Denkmal ist vor fast 140 Jahren zum Andenken an drei Kriege errichtet worden. Auf der Rückseite steht: „Zur Erinnerung an die Kriegsjahre 1864, 1866, 1870/71“. Das ist jetzt wieder richtig gut lesbar, vor der Restaurierung war das nicht der Fall. „Die Inschriften waren verwittert und nur noch schwer zu deuten“, so Ortsbürgermeister Thomas Schubert. Genau dies habe den Kleineichstädter Holger Deubel und seine Frau Isabel vor ein paar Jahren zu dem Vorhaben veranlasst, aus dem verwitterten Sandstein wieder ein Denkmal machen zu lassen. Angefragt beim Kleineichstädter Heimatverein, machte es sich dieser zu einer seiner wichtigsten Aufgabe, so Schubert.
Mit dem Spendenaufruf unter dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“ wurden viele Bürgerinnen und Bürger aus Kleineichstädt und auch aus umliegenden Orten erreicht. Außerdem gab es finanzielle Unterstützung von ansässigen Betrieben, so dass die notwendigen Eigenmittel in Höhe von rund 2200 Euro zu den 6400 Euro Fördermittel vom Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten für die Sanierung des Denkmals aufgebracht werden konnten.
Im zahlreichen Kriegen gefallene Reiter
Wie Schubert sagt, hat Sven Bittdorf vom Steinmetzbetrieb aus Großjena mit seinen Mitarbeitern aus dem verwaschenen Sandstein wieder ein Denkmal gemacht. Circa 14 Tage hat die Firma daran hart gearbeitet, weiß Eitel Förster, denn er war jeden Tag vor Ort und half beispielsweise beim Entziffern der Inschriften. Die sind ja schließlich von Könnecke in der alten Dorfchronik dokumentiert worden.
Am 11. November 1866 wurde in Kleineichstädt ein allgemeines Friedensfest gefeiert. Das geht aus den Aufzeichnungen von Max Könnecke hervor. Ihm zufolge feierten die Kinder das Fest noch am nächsten Tag, wobei vier Friedenseichen im Ort gepflanzt wurden. „Eine davon gibt es noch“, sagt Ortschronist Eitel Förster. Die mittlerweile 152 Jahre alte Eiche steht direkt neben dem Kriegerdenkmal.
Vorn am Sockel stehen beispielsweise die Namen der in den Kriegen (Deutsch-Österreichischer Krieg 1866 und Deutsch-Französischer Krieg 1870/71) Gebliebenen: Friedrich Hendrich starb als Husar am 3. Juli 1866 in der Schlacht bei Königgrätz, Gustav Staudte starb am 22. September 1866 in Berlin, Ottomar Zahnert fiel in der Schlacht bei Beaumont in Frankreich am 30. August 1870. „Hendrich war der Onkel meines Großvaters“, erklärt Eitel Försters Frau Marie-Luise.
Kreuz des Kriegerdenkmals fiel bei starkem Sturm
Das Kriegerdenkmal besteht aus einem Sandsteinsockel und einem vierseitigen Aufsatz, der durch ein Landwehrkreuz gekrönt ist. Laut den Aufzeichnungen von Könnecke wurde das Denkmal durch freiwillige Beiträge vom hiesigen Kriegerverein gestiftet und im Steinbruch seines Vorstehers Spieler, der 1883 starb, gearbeitet. Einige Jahre nach der Einweihung sei zum Schutz der Anlage ein starker Drahtzaun aufgestellt worden.
„Der damals angelegte Drahtzaun ist im Verlauf der letzten Jahrzehnte nicht mehr vorhanden“, so Eitel Förster, „und das oben angebrachte Kreuz ist bei einem starken Sturm im Jahr 2005 abgebrochen und wurde von mir aufbewahrt.“ Der 91-Jährige hatte es im Zuge der Arbeiten am Denkmal dem Steinmetz Bittdorf übergeben, der es ebenfalls restauriert und am Samstag als letzten Akt bei der Einweihung wieder auf die Spitze gesetzt hat. „So ein Denkmal gehört einfach zur Geschichte eines Ortes“, erklärt Ortsbürgermeister Schubert, „das hat überhaupt nichts mit Kriegsverherrlichung zu tun.“ Es gehe um Mahnung und die Botschaft: Nie wieder Krieg. (mz)