Mehr illegale Müllkippen Mehr illegale Müllkippen : Der Saalekreis hat ein Abfallproblem

Oppin/Merseburg - Seit sechs Monaten gilt im Saalekreis ein einheitliches System der Abfallentsorgung. Auch im Alt-Saalkreis wird der Restmüll in der Schwarzen Tonne nun nach Gewicht abgerechnet. Kritiker hatten prophezeit, dass mit diesem Gebührenmodell die illegale Müllentsorgung ansteigen werde.
Um Geld zu sparen, lande der Abfall in der Natur. Eine entsprechende Tendenz will die Gemeinde Petersberg bereits festgestellt haben. Habe man sonst innerhalb von sechs Monaten etwa einen großen Container illegal entsorgten Abfalls eingesammelt, seien es nun vier.
Wilde Müllkippen im Saalekreis: Landkreis vermutet dubiose Abfallsammler hinter dem Problem
„Einen Zusammenhang zwischen der wilden Ablagerung von Abfall und der neuen Entsorgungssatzung sehen wir nicht“, sagt hingegen Volker Huth, Geschäftsführer der Entsorgungsgesellschaft Saalekreis (EGS). Zumeist handele es sich um Sperrmüll, Altreifen, Asbest oder auch Bauschutt, der in der Landschaft gefunden werde. Mit dem Restmüll habe das wenig zu tun.
Ähnlich argumentiert die Kreisverwaltung. „Die illegale Entsorgung von Abfällen unterliegt stets Schwankungen“, erklärt Sprecherin Kerstin Küpperbusch.
Aktuell seien in der Region Abfallsammler unterwegs, die sich den bereitgestellten Sperrmüll oder Elektroschrott aneignen würden. „Danach suchen sie sich die Teile heraus, die sich gewinnbringend noch verkaufen lassen. Und der Rest wird danach einfach in die Natur geworfen“, so Küpperbusch. „Derzeit verzeichnen wir eine Zunahme derartiger dubioser Sammelaktivitäten.“
Wilde Müllkippen im Saalekreis: Besonders in der Gemeinde Salzatal ist illegale Entsorgung ein Problem
Der Landkreis rät Bürgern, Abfälle nur von zugelassenen Unternehmen entsorgen zu lassen. Zweifelhafte Absichten erkenne man daran, dass auf Wurfzetteln die Adressangaben der Sammler fehlen.
Tatsächlich ist die illegale Müllentsorgung im Landkreis ein ernstes Problem. Im Durchschnitt der letzten drei Jahre sticht die Gemeinde Salzatal heraus. Rechnet man den hier in der Flur gefundenen Abfall auf die Zahl der Einwohner hoch, ergibt sich eine Menge von 4,28 Kilogramm pro Jahr und Kopf. Es folgen Schkopau (3,73 Kilogramm) und die Stadt Wettin-Löbejün (3,30). Die wenigsten illegalen Müllkippen finden sich in Bad Dürrenberg (0,95) oder Mücheln (1,08) sowie in Petersberg (1,41).
„Jede Änderung der Abfallentsorgungssatzung bringt die Diskussion mit sich, inwieweit dadurch der illegalen Entsorgung Vorschub geleistet wird“, sagt Küpperbusch. Tatsache sei aber, dass sich trotz der langjährigen Unterschiede in den Regelungen der beiden Altkreise keine maßgeblichen Unterschiede ergeben würden. „Es lassen sich eher Zusammenhänge zu industriellen Ballungsgebieten oder einer guten Erschließung mit Bundesstraßen ableiten“, erklärt die Sprecherin.
Müllentsorgung im Saalekreis: Ansturm auf die Biotonne
Für eine andere Analyse ist es laut Kreisverwaltung hingegen noch zu früh: Zahlen die Einwohner nun durch die neue Gebührenordnung bei der Müllentsorgung drauf? Nach wie vor geht die Verwaltung davon aus, dass es bislang zu keiner relevanten Kostensteigerung gekommen ist. Erstaunlich ist hingegen das große Interesse an der kostenpflichtigen Biotonne im nördlichen Saalekreis. Über 2.000 Behälter wurden ausgegeben.
„Übrigens wird unser neuer Wertstoffhof in Oppin gut angenommen. Und der Betrieb funktioniert“, sagt EGS-Chef Huth. Kritik gebe es lediglich an den Geländern, über die Grünschnitt oder Sperrmüll gewuchtet werden müsse. Seine Antwort dazu: Das sei aber leider nicht anders lösbar. (mz)