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Marode und ohne Funktion Marode und ohne Funktion: Warum ein Abriss der Brücke dennoch scheitern könnte

Von Robert Briest 04.09.2020, 09:30
Die Brücke am Ende der Kohlenstraße soll abgerissen werden
Die Brücke am Ende der Kohlenstraße soll abgerissen werden Katrin Sieler

Wallendorf - Die Brücke am Ende der Kohlenstraße in Wallendorf ist seit Jahren gesperrt. Ihr baulicher Zustand ist zu schlecht. „Wir lassen ja regelmäßig die Brücken einschätzen, dabei ist festgestellt worden, dass diese nicht mehr befahren oder begangen werden darf“, berichtet Matthias Weiß, Bauamtsleiter der Gemeinde Schkopau. Deren Gemeinderat fasste vor drei Jahren deshalb den Beschluss das Bauwerk abzureißen.

Denn es ist nicht zur in schlechtem Zustand, sondern mittlerweile auch weitgehend ohne Funktion. Die Bahnstrecke von Leuna durch die Aue nach Leipzig-Leutzsch, die sie einst überspannte, ist seit langem verkehrsfrei, mittlerweile stehen sogar Häuser auf der alten Trasse.

Brücke an der Kohlenstraße steht noch

Doch auch die Brücke an der Kohlenstraße steht noch. Das liegt vor allem an den Auflagen, die die Gemeinde von Land und Kreis bekommen hat. Das Land, genauer das Landesamt für Denkmalschutz, musste in diesem Fall sein Okay geben, weil die Brücke unter Denkmalschutz steht. Warum, kann sich Weiß nicht so recht erklären, eigentlich sei es nur eine normale Bogenbrücke, aber die Behörde habe die Auflage erteilt, dass vor einem Abriss eine „denkmalschutzrechtliche Dokumentation“ stattfinden müsse. Kostenpunkt: 7.500 Euro.

53.000 Euro Mehrkosten würden laut Weiß zudem die Auflagen aus der Abrissgenehmigung des Kreises bedeuten. Der wolle etwa eine Kampfmitteluntersuchung, die Suche nach Fledermäusen und Lärmmessungen. Zudem sei in der Brücke Teer verbaut, der müsse wie Asbest unter Atemschutz getrennt abgebaut und entsorgt werden.

Abriss der Brücke kostet 260.000 Euro

Summa summarum kostet der Abriss der Brücke nun also 260.000 statt der einst veranschlagten 200.000 Euro. Deshalb soll nun der Gemeinderat im Zuge der wohl im November stattfindenden Debatte um den Nachtragshaushalt 2020 entscheiden, was mit dem Bauwerk passieren kann. Das Bauamt will bis dahin auch prüfen, ob man es einfach stehen lassen könnte. Welche Lösung die Verwaltung bevorzugt, da wollte sich Weiß nicht festlegen. Die Räte sollen entscheiden.

Fest steht jedoch, einen Ersatzbau soll es im Falle eines Abrisses nicht geben. Auch wenn, wie der Bauamtschef berichtet, derzeit einige Hundebesitzer die Brücke illegal überqueren würden, um über den Einschnitt der alten Bahnstrecke in Richtung Tonloch zu gelangen. Die müssten künftig ein paar Hundert Meter Umweg in Kauf nehmen. (mz)