Marktfrau Regine Marktfrau Regine : Warum der Weihnachts-Oster-Baum noch immer steht

Landsberg - Viele entsorgen ihren Weihnachtsbaum unmittelbar nach den Feiertagen oder gleich nach Neujahr. Andere behalten ihn länger, aber spätestens 40 Tage nach Weihnachten zu Maria Lichtmess am 2. Februar hat er endgültig ausgedient. Nicht so bei Regina Kollin, die als Marktfrau Regine weit über die Grenzen ihres Wohnortes Landsberg und die des Saalekreises bekannt ist.
Bei Familie Kollin steht der Weihnachtsbaum, eine Nordmanntanne, noch immer im Hof und das seit dem 10. Dezember. Allerdings hat er eine eigenartige Verwandlung über sich ergehen lassen: Er ist zum Osterbaum geworden. 100 farbenfrohe Plastikeier zieren seine Äste. „Das machen wir schon sein Jahren so“, erzählt Regina Kollin.
„Wir haben nur kleine Räume, auch das Wohnzimmer ist nicht sehr groß"
„Wir haben nur kleine Räume, auch das Wohnzimmer ist nicht sehr groß. Deshalb haben wir dort nur einen schönen Strauß in der Weihnachtszeit stehen. Der Tannenbaum kommt jedes Mal am 10. Dezember in den Hof.“ Nach dem Fest wird der allerdings nicht entsorgt. Vielmehr beginnen die Kollins dann, den Baum zu gießen.
„Wenn man das immer mal wieder tut, dann hält der Baum bis Ostern.“ Vor dem Osterfest erhalten die noch immer grünen Zweige neue Farbe in Form der vielen bunten Ostereier. So geschmückt, steht er stets bis zu Kleinostern da, dem Wochenende nach dem eigentlichen Osterfest.
Es sind vier Eier im Nest
Dann allerdings ist auch bei den Kollins Schluss mit ihrer Tannenbaum-Tradition. Eigentlich, denn in diesem Jahr gibt es unbeabsichtigt eine Verlängerung. Wer genau lauscht, kann mitunter eine Amsel hören, die ins Geäst fliegt. Wer genau hinschaut, entdeckt auch ihr Nest, dass sie ganz geschickt zwischen die Zweige gebaut hat. Dort hockt sie auf ihren Eiern und ist kaum zu sehen.
„Am Ostersonntag saßen wir draußen und haben die Amsel erstmals gesehen. Sie flog immer im Hof herum und wir dachten, dass sie ihr Nest in der Efeuhecke baut, so wie wir das jahrelang bei den Sperlingen erlebt haben. Doch dann bekamen wir mit, dass sie den Tannenbaum bevorzugt hat“, blickt Regina Kollin zurück und macht sich nichts draus, dass der Baum, der nun doch schon ein paar braune Nadeln bekommt, noch ein paar Wochen stehen bleiben muss. Es sind vier Eier im Nest. Bald werden die Jungen schlüpfen und hungrig ihre Mäuler nach oben strecken.
„Im Moment erfreue ich mich vor allem an der Natur"
Trotz ihres mittlerweile hohen Alters – sie ist bereits Ende 70 – bestreitet Marktfrau Regine noch immer etliche Auftritte und sorgt mit ihrem teils derben Humor für ausgelassene Stimmung. „Allein in der Keramikscheune in Spickendorf war ich im vergangenen Jahr an die 30 Mal zu Gast. Ich sage mir immer, mehr als 100 Auftritte im Jahr mache ich nicht mehr“, sagt sie und lacht. Eigentlich wolle sie über all ihre schönen und traurigen Erlebnisse ein Buch schreiben.
Aber selbst jetzt, wo sie aufgrund der Corona-Epidemie ihr Publikum nicht erheitern kann, findet sie keine Zeit dazu. „Im Moment erfreue ich mich vor allem an der Natur. Sowie das Wetter schön ist, setzen wir uns raus in den Hof und essen dort auch“, erzählt sie. Die Vögel zu beobachten, das sei so ganz ihre Welt. Im Übrigen haben die Kollins auch ein Insektenhotel. Dort tummeln sich derzeit vor allem die Wiesenhummeln. „Nach der Paarung töten die Weibchen die Männer. Die toten Hummeln bleiben aber nicht lange liegen. Sie dienen den Vögeln als Nahrung“, hat sie beobachtet. (mz)