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Krisengipfel am Burggymnasium Krisengipfel am Burggymnasium Wettin: "Grenzerfahrung" für neue Schulleiterin und Minister

Von Dirk Skrzypczak 16.11.2018, 07:29
Schulleiterin Almuth Roennecke stellte sich der Kritik. Am Abend ging sie auf die Lehrer zu. Auf dieses Signal hatten die Pädagogen gewartet.
Schulleiterin Almuth Roennecke stellte sich der Kritik. Am Abend ging sie auf die Lehrer zu. Auf dieses Signal hatten die Pädagogen gewartet. Dirk Skrzypczak

Wettin - Am Donnerstag bekommt Almuth Roennecke ihre Ernennungsurkunde als neue Schulleiterin am Burggymnasium in Wettin überreicht. Die Tapferkeitsmedaille hätte sie auch verdient gehabt. Am Abend zuvor hatte Roennecke nicht gekniffen, als im rappelvollen Rittersaal erneut das ganze Prozedere des Auswahlverfahrens der Schulleitersuche auf der Tagesordnung stand. 75 Prozent der Gesamtkonferenz, gebildet aus Lehrern, Eltern und Schülern, hatten sich gegen Roennecke ausgesprochen.

Sie war die einzige Kandidatin. Die Stelle bekam sie trotzdem. Seitdem hagelt es Kritik aus dem Gymnasium. Die Empörung richtet sich vor allem gegen das Landesschulamt. Nach zwei Stunden gibt es einen Kompromiss. Die Lehrer wollen der neuen Direktorin eine Chance geben.

Burggymnasium Wettin: Wellen der Entrüstung schwappten bis ins Bildungsministerium

Die Wellen der Entrüstung schwappten bis ins Bildungsministerium nach Magdeburg. Minister Marco Tullner (CDU) ist gekommen, eigentlich nur, um zuzuhören. „Im Ministerium hat man mich vor diesem Abend gewarnt, weil meine Anwesenheit Erwartungen wecken könnte, die sich nicht erfüllen lassen“, meint der Hallenser, der dann doch die Debatte moderieren muss, damit sie nicht aus dem Ruder läuft. Später spricht er von einer „Grenzerfahrung“ - vor allem für die neue Schulleiterin, die fast die ganze Runde gegen sich hat.

Im Rittersaal sind die Visiere nach oben geklappt. Ein Blatt nimmt keiner vor den Mund. Zwei Probleme kristallisieren sich schnell heraus. Da ist zum einen die Entscheidung der Gesamtkonferenz, die ins Leere lief. Zum anderen hegen Lehrer und Eltern aber auch Zweifel, ob Roennecke, zuvor Stellvertreterin am Südstadtgymnasium in Halle, überhaupt die Richtige für den Job ist. „Wir haben gegen Sie nichts Persönliches. Aber sie haben uns in der Gesamtkonferenz mit ihrer Präsentation nicht überzeugt“, sagt Lehrerin Dagmar Fiedler. Sie vermisse Konzepte und Visionen, aber auch die nötigen Emotionen.

Minister Tullner: „Wir haben ein Dilemma“

Gundula Süß, die Vertrauenslehrerin, nennt die Situation untragbar und spricht von Scheindemokratie. „Wenn 75 Prozent die Kandidatin ablehnen, dann ist es doch die Pflicht des Landesschulamtes, zu überprüfen, warum eine Entscheidung so ausfällt.“ Katrin Block verweist auf den Paragrafen 31 im Landesschulgesetz. Dort ist das Mitbestimmungsrecht der Gesamtkonferenz geregelt. Jetzt, da es vom Landesschulamt negiert wurde, „begehen wir dann nicht einen Rechtsbruch“, fragt sie.

„Wir haben ein Dilemma“, antwortet Tullner. Der entsprechende Paragraf im Landesschulgesetz sei tatsächlich missverständlich. Bindend sei nämlich das Beamtenrecht. Und das schreibe vor, dass die Schulleiterstelle mit einer geeigneten Person zu besetzen sei. Da nur Roennecke die notwendigen Qualifikationen vorweisen konnte, habe sie das Amt auch bekommen. Die Gesamtkonferenz wiederum habe nur dann eine Entscheidungsgewalt, wenn es mehrere geeignete Bewerber gebe - was in diesem Fall aber nicht so war.

Neue Schulleiterin am Burggymnasium Wettin: „Ich bedanke mich für die Ehrlichkeit.“

Almuth Roennecke hört zu und spricht erst ganz zum Schluss. „Ich bedanke mich für die Ehrlichkeit. Natürlich lassen mich die Ereignisse nicht kalt. Ich bin eben stringent und klar statt leidenschaftlich“, sagt sie, räumt aber auch Fehler ein. Sie hätte eher auf das Team zugehen sollen (seit Montag dieser Woche ist sie im Amt). Den Lehrern reicht sie die Hand, bietet Zusammenarbeit an, will die Ideen aus dem Kollegium aufnehmen.

Nach sechs Monaten, erklärt der Minister, werde man sich noch einmal mit der Sache beschäftigen. Und wenn es nicht funktioniert? „Dann haben wir Möglichkeiten, einzugreifen“, sagt er. Und noch etwas verspricht er: Den Paragrafen 31 werde man sich vornehmen und ändern, um Klarheit zu schaffen. So endet der Abend im Rittersaal mit einem Burgfrieden. Vorerst zumindest. (mz)