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Konditorin: Deutschlands Beste kommt aus dem Saalekreis

Sauberkeit und Feinmotorik brauche man in ihrem Job, sagt Rita Reinecke. Am Ende entscheide aber vor allem der Geschmack.

Von Robert Briest 07.12.2021, 14:00
Rita Reinecke ist in diesem Herbst  Deutsche Meisterin der Konditoren geworden. Foto: Robert Briest
Rita Reinecke ist in diesem Herbst Deutsche Meisterin der Konditoren geworden. Foto: Robert Briest Foto: Robert Briest

Nempitz/Zwenkau/MZ - Rita Reinecke wollte es beweisen. Beweisen, dass das Vorurteil nicht stimmt, dass Teilnehmer aus dem Osten der Republik, bei den Deutschen Meisterschaften der Konditoren nicht gewinnen können. Ein Vorurteil, dass dank der 25-jährigen Nempitzerin seit einigen Tagen endgültig widerlegt ist. Denn Reinecke brachte von ihrer Reise in den Tiefen Süden der Republik, die Urkunde mit, dass sie deutschlandweit die beste ihres Faches ist.

Der Meistertitel geht offiziell nach Sachsen. Denn dort, südlich von Leipzig und den angrenzenden Seen in Zwenkau, sitzt ihr Arbeitgeber, das Backhaus Hennig. Eine Großbäckerei mit 80 Filialen in Sachsen und Sachsen-Anhalt. In der großen Halle werden Brote und Brötchen am Fließband gebacken. Die Produktion ist auf Masse ausgelegt. Bei Wettbewerben wie den Deutschen Meisterschaften geht es dagegen eher um die individuelle Idee, die Raffinesse im Detail. Reineckes Arbeitsplatz überrascht daher für Außenstehende.

Leidenschaft zum Beruf gemacht

Die Nempitzerin, die ihres Freundes wegen vor vier Jahren aus der Nähe von Osnabrück in den Bad Dürrenberger Ortsteil gezogen ist, sieht jedoch die Vorteile der Großbäckerei. Dort sei es einfacher als in einer kleinen Backstube mal Urlaub zu machen oder sich eben für zwei Wochen für die Vorbereitung eines Wettbewerbs freistellen zu lassen. Auch die Bezahlung sei besser.

Reinecke hat im Backhaus Hennig ihre Ausbildung absolviert. Nach dem Abitur suchte sie einen Beruf, der ihr Spaß macht. Sie entschied, sich professionell Torten zu widmen, die schon vor Ausbildungsstart als Hobby ihre Leidenschaft gewesen waren.

11 Stunden Wettkampf

Die 25-Jährige scheint die richtige Wahl getroffen zu haben. Denn auch vier Jahre nach Ausbildungsbeginn schwärmt sie von ihrer Profession: „Du isst etwas, genießt den Moment. Doch dann kann ich den Leuten immer wieder etwas Neues machen, um sie erneut zu erfreuen. Es ist kein sinnloser Beruf.“ Dafür ist es einer, für den die junge Frau offenbar reichlich Talent mitbringt. Als Ausbildungsbeste 2020 hatte sie sich für den sächsischen Landesentscheid der Konditoren qualifiziert und gewann. Nach coronabedingter Verzögerung traf sie nun mit den übrigen 15 Landessiegern zusammen, um von diesen die beste Konditorin des Landes zu küren. Zwei Tage Wettbewerb mit insgesamt elf Stunden Arbeitszeit standen den Teilnehmern zur Verfügung, um zwei Torten, diverse Petits Fours und Pralinen sowie ein mindestens einen halben Meter hohes Schaustück aus Schokolade zu kreieren.

Diese mussten jeweils zu bestimmten Zeiten der Jury präsentiert werden. Und die sei sehr auf Pünktlichkeit bedacht gewesen. Zu frühe oder zu späte Abgabe hätte Abzüge bedeutet, berichtet Reinecke. Die Juroren vergaben insgesamt 26 Einzelnoten, unter anderem für Handwerklichkeit, Maßgenauigkeit, Innovation, Schwierigkeit. „Sauberkeit und Feinmotorik“, führt die Deutsche Meisterin als weitere wichtige Kriterien für einen guten Konditor an. Und das Entscheidende sei natürlich letztlich der Geschmack. „Es bringt nichts, wenn es nur gut aussieht.“

Diese Kunstwerke lässt die Konditorin entstehen.
Diese Kunstwerke lässt die Konditorin entstehen.
Foto: Reinecke

Reinecke gelang bei den Meisterschaften offenkundig durch Optik und Geschmack zu punkten. Das vorgegebene Thema „Inspiration in Form und Farbe“ interpretierte sie herbstlich. Ihre Petits Fours waren etwa „Sanddorn mit Tonkastückchen“ und „Orange oder Cranberry-Mohn mit Kokossprenkeln“.

Kreationen, die in ihrer Arbeit in der Großbäckerei nicht alltäglich sind. Bei der geht es etwa darum Eventtoren zu gestalten oder Baumkuchenspitzen mit Schokolade zu überziehen. Auf Bestellung kreieren Reinecke und ihre Kollegen aber auch Pralinen oder Petits Fours für Kunden. „Ich mache die schönen Dingen“, fasst sie ihre Arbeit zusammen.

In der will sich die 25-Jährige immer weiter verbessern. Mit dem Meistertitel habe sie auch drei Fachkurse gewonnen, freut sie sich, schwärmt von einem Praktikumswochenende bei einer Schokoladenexpertin in Dresden, und arbeitet in der heimischen Küche an neuen Kreationen. Und ganz nebenbei strebt sie nur ein gutes Jahr nach ihrem Ausbildungsende bereits den Meistertitel an. Ende April steht die Prüfung an. Und irgendwann, so sagt sie, will sie sich dann auch den Traum von einer eigenen Konditorei erfüllen.