Kneipensterben im Saalekreis hält an Kneipensterben im Saalekreis hält an: Warum Ulf Zinnecker dennoch weiter macht

Branderoda - Das Kneipensterben im Saalekreis hält an. Ulf Zinnecker aber hält durch. Als Gastronom feierte der gelernte Regeltechniker 20-jähriges Jubiläum. Dabei ist sein Wirtshaus mit Pension „Drei Linden“ in Branderoda ab vom Schuss, und von Laufkundschaft kann bei ihm keine Rede sein. Was also ist sein Geheimnis?
„Ich kämpfe ums Überleben“, stellt der 48-Jährige gleich zu Beginn des Interviews klar. Als er sich damals ins Abenteuer Gastronomie stürzte, habe er an eine Zukunft als Dorfgemeinschaftshaus geglaubt, in das man abends auf ein Bier gehe. Das aber gebe es zumindest in Branderoda nicht oder nicht mehr. So öffne er inzwischen statt an sieben nur noch an fünf Tagen in der Woche und bis aufs Wochenende auch nur noch abends.
Wirt in Branderoda: An Arbeit mangelt es nicht
Aber die Leute würden wieder verstärkt abends essen gehen und große Feierlichkeiten gern außer Haus ausrichten. Und da könne er einerseits mit großem Saal und uriger Atmosphäre und andererseits mit seinen selbst erworbenen Kochkünsten und seiner Speisekarte mit der guten deutschen Hausmannskost nach Rezepten seiner Mutter nach wie vor punkten. Bei ihm gebe es eben die Sülze und die Schweineleber, die selbst gemachten Bratkartoffeln und ein Schnitzel, das er natürlich auch selbst geklopft und paniert hat. Nicht zu vergessen ist der „Bratigel“, den man sonst kaum noch in einer Gaststätte bekommen kann. Dahinter verbirgt sich nämlich eine in der Pfanne gebratene Bockwurst mit Currysoße und Pommes.
Der gebürtige Krumpaer muss dabei seit gut drei Jahren auch nicht mehr „Mädchen für alles“ sein. Am Herd und hinterm Tresen, Gärtner und Hausmeister, Büroarbeiter und Servicekraft in den Zimmern seiner dazugehörigen Pension - an Arbeit mangelt es nicht. Nun ist ihm dabei Eduart Shyti eine große Hilfe, ein Albaner, den Ulf Zinnecker im Urlaub auf Kreta kennenlernte und der mit seiner herzlichen Art und inzwischen auch gutem Deutsch bei den Gästen beliebt ist.
Wirt in Branderoda möchte weitere Zimmer ausbauen
So kann sich der Wirt auf seine Pläne konzentrieren. Er möchte weitere Zimmer ausbauen. Denn die, die zum Feiern kommen, brauchen Übernachtungsmöglichkeiten. All zu oft sei er da in der Vergangenheit schnell ausgebucht gewesen. Außerdem merke er den wachsenden Tourismus in der Region. Branderoda und sein Wirtshaus liege da zwischen Freyburg und Geiseltalsee ideal.
Nicht zuletzt hat sich Ulf Zinnecker ein weiteres Standbein aufgebaut: das Catering für große Veranstaltungen. Ob Abiball im Schützenhaus Mücheln oder Bergmannsfest auf der See-Halbinsel, wer dabei gut essen möchte, bestellt bei ihm. Deshalb sagt er: „Mein Traumjob ist es dennoch.“ (mz)