Kinderporno-Vorwürfe gegen Pfarrer Kinderporno-Vorwürfen gegen Pfarrer aus Braunsbedra: Kirche bangt um ihren Ruf
Braunsbedra - Nach den Ermittlungen gegen einen katholischen Pfarrer aus Braunsbedra wegen des möglichen Besitzes von Kinderpornos fürchtet das zuständige Bistum in Magdeburg um den Ruf der Kirche.
„Die Vorwürfe bedeuten einen Imageschaden, gar keine Frage. Aber wenn ich etwas nicht weiß, kann ich nicht dagegen vorgehen“, sagte Thomas Lazar von der Pressestelle des Bistums auf MZ-Nachfrage. Das Bistum leiste seit Jahren Präventivarbeit zum Thema Pädophilie. Es gebe eine Präventionsbeauftragte und eine Kommission zur Prüfung von Vorwürfen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger. Im aktuellen Fall soll sich der verdächtige Pfarrer Kindern jedoch nicht unsittlich genähert haben, wie die Staatsanwaltschaft betonte.
Alle Bistums-Mitarbeiter, also auch der Braunsbedraer Pfarrer, müssten darüber hinaus regelmäßig ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen und an Fortbildungen teilnehmen und hätten auch eine Broschüre mit klaren Verhaltensanweisungen erhalten. „Der Braunsbedraer Pfarrer wusste, wohin er sich wenden kann, wenn er Hilfe benötigt“, so Lazar.
Bistum krisenerprobt
Das Bistum ist derweil krisenerprobt, musste es doch in der Vergangenheit bereits auf mehrere ähnliche Vorfälle reagieren. Lazar zufolge gab es in den zurückliegenden 60 Jahren acht Fälle von nachgewiesener sexueller Gewalt von Geistlichen an Kindern und Jugendlichen oder Besitz kinderpornografischer Schriften. Sieben seien Priester gewesen, vier von ihnen seien bereits verstorben.
So war 2011 der katholische Pfarrer aus Bitterfeld zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden, weil auf seinem Computer 250 Bilder gefunden wurden, auf denen der sexuelle Missbrauch an und zwischen Jugendlichen zu sehen war.
2013 flog der Vikar der Pfarrei Wolfen-Zörbig auf, als europaweit wegen Kinderpornografie ermittelt wurde und seine Kreditkartennummer auftauchte. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung fand man mindestens 4.000 kinderpornografische Bilder, die der Mann auf einer externen Festplatte gespeichert und unter seinem Bett versteckt hatte. Auch er kam vor Gericht und wurde verurteilt.
Auswertung dauert an
Welches Material dem Braunsbedraer Pfarrer zum Verhängnis werden könnte, dazu äußerte sich die Staatsanwaltschaft nicht. „Die Auswertung der beschlagnahmten Technik dauert an“, erklärte Staatsanwalt Dennis Cernota. Jedoch ist inzwischen klar, wie die Ermittler auf die Spur des Pfarrers gekommen waren: Die US-amerikanischen Kollegen des FBI ermittelten gegen den Betreiber einer einschlägigen Internetseite und waren dabei offensichtlich auf Daten des Braunsbedraers gestoßen. Anschließend gaben sie den Tipp an die deutschen Behörden weiter.
In Braunsbedra herrscht unterdessen große Betroffenheit. „Die Meldung der MZ hat mich erschüttert und macht mich traurig. Vielleicht gibt es ja noch einen Funken an Hoffnung, dass es sich als bloßer Verdacht erweist. Immerhin gilt ja noch die Unschuldsvermutung bis zum endgültigen Erweis der Wahrheit“, reagierte etwa der evangelische Pfarrer Benjamin Neubert in einer E-Mail.
Kein schneller Nachfolger
Für den beurlaubten Geistlichen soll es so schnell keinen Nachfolger geben, wie es hieß. Erstens gebe es im Bistum in der Regel nie personelle Veränderungen von jetzt auf gleich, begründete Sprecher Thomas Lazar. Zweitens sehe man keinen dringenden Handlungszwang. Die übergeordnete Katholische Pfarrei St. Norbert in Merseburg sei groß. Mit Pfarrer Daniel Rudloff, Pfarrer Wolfgang Hubert und dem Gemeindereferenten Tobias Scherbaum gebe es gleich mehrere Personen, die die Gottesdienste in Braunsbedra jederzeit übernehmen können.
Dazu, wo sich der katholische Pfarrer derzeit aufhält, gab es auch am Mittwoch von Seiten des Pressesprechers des Bistums Magdeburg übrigens keine Auskunft. (mz)