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Kein Interesse an Prämien für Dieselautokauf Kein Interesse an Prämien für Dieselautokauf: Hierher kommen VW & Co. zum Sterben

Von Robert Briest 22.01.2019, 06:00
Zwei „Opfer“ der aktuellen Dieselprämie. Sie sind auf dem Hof von Autoverwerter Plack eine Seltenheit.
Zwei „Opfer“ der aktuellen Dieselprämie. Sie sind auf dem Hof von Autoverwerter Plack eine Seltenheit. Robert Briest

Merseburg - Wenn Reiner und Elke Plack an das Jahr 2009 zurückdenken, kommen sie schnell zu Superlativen. Die beiden betreiben am Rande des Merseburger Ortsteils Blösien eine Autoverwertung. Zweistöckig stapeln sich hier die ausgeschlachteten Karossen. Hierherkommen Autos zum Sterben. 2009 war ein Jahr in dem viele Besitzer ihre Gefährte in den frühzeitigen Tod schickten.

Grund war damals die Abwrackprämie, ein Konjunkturprogramm des Staates, der den Wechsel vom Alt- zum Neuwagen mit 2.500 Euro bezuschusste. „Wir hatten damals in nur einem Jahr 1.400 Autos hier“, erinnert sich Elke Plack. Ihr Mann Reiner ergänzt: Er habe sich damals sogar noch eine zusätzliche Lagerfläche genehmigen lassen, weil er mit der Arbeit gar nicht mehr hinterher gekommen sei.

Prämien für neue Fahrzeuge zahlen diesmal die Autokonzerne

Nun zehn Jahre später gibt es wieder eine Prämie. Diesmal zahlt allerdings nicht der Staat, sondern die Autohersteller. Eine Reaktion auf den Dieselskandal und die daraus resultierenden Fahrverbote für ältere Diesel in diversen Großstädten.

Doch nicht nur dort können Autobesitzer, beim Kauf eines Neu- oder Jahreswagens Preisnachlässe bekommen. VW etwa zahlt je nach Modell, das sich der Kunde statt seines alten Diesel mit Euro 1 bis 4 holt, 500 bis 8.000 Euro. Anderen Marken zahlen ähnlich.

Prämien für Autokauf: Im Saalekreis hält sich das Interesse daran in überschaubaren Grenzen

Doch im Saalekreis hält sich das Interesse daran in überschaubaren Grenzen. Der Autoverwerter ist dafür ein guter Seismograph. „Es läuft noch nicht so an wie 2009. Damals kamen jeden Tag Autos“, sagt Elke Plack. Seit dem Herbst seien es vielleicht ein Dutzend gewesen. Dabei so erklärt ihr Mann, bräuchten die Kunden einen Entsorgerschein. Also den Nachweis, dass das Auto final aus dem Verkehr genommen wird. „Es darf unseren Hof nicht mehr verlassen“, erklärt Plack.

Deshalb meldet er die Fahrgestellnummer an die Zulassungsbehörde nach Flensburg. Am Auto selbst entfernt der Autoverwerter die Flüssigkeiten und die Teile, von denen er hofft, sie weiterverkaufen zu können, schließlich macht er damit sein Geld. Die Autos, die ihm jetzt unter die Finger kommen, wären ohne Prämie sicherlich noch weitergefahren worden, schätzt Plack.

Autohaus in Merseburg: Nachfrage nach der Prämie ist schlecht

Für ihn ist das ein Vorteil. Denn an solche Ersatzteile, die sich leichter verkaufen lassen, wäre er sonst kaum gekommen. Und Plack nutzt die Dieselprämie auch selbst, um sich von seinem alten Firmenwagen zu trennen.

Er gehört damit zu einem kleinen Kreis, wie etwa Dirk Zeithaml, Verkaufsleiter für Audi und Škoda beim Autohaus Rudolph in Merseburg, bestätigt. Die Nachfrage nach der Prämie sei schlecht. Eine Erklärung für die geringe Nachfrage hat er nicht. Es sei aber derzeit generell schwierig, Autos an Privatkunden zu verkaufen. Die seien verunsichert, sagt Zeithaml: „Es gibt niemand die Garantie, dass nach dem Diesel nicht auch der Benziner totgemacht wird.“

Auch im VW-Autohaus Geiseltal in Braunsbedra ist die Nachfrage nach der Prämie überschaubar

Auch im VW-Autohaus Geiseltal in Braunsbedra ist die Nachfrage nach der Prämie überschaubar. Im Monat kämen zwei bis drei Kunden, berichtet Verkäufer Thomas Bauch. Die Leute, die noch Diesel mit Euro 4 oder älter fahren, hätten oft auch das Geld für einen Neuwagen nicht, vermutet er. Diejenigen, die die Prämie nutzten, würden dann meist aber auf Diesel wechseln.

Während die Verkäufer sich über eine größere Nachfrage freuen würden, wäre die für Plack ein zweischneidiges Schwert, denn langfristig hatte die Abwrackprämie 2009 für die Autoverwerter nicht nur positive Folgen. Zum Einen sei der Schrottpreis von etwa 80 Euro pro Tonne damals auf fast null gefallen, erörtert Reiner Plack. Zum Anderen hätten die damals im Akkord vorzeitig verschrotteten Autos in den Folgejahren natürlich gefehlt – auch als Abnehmer für die Ersatzteile. Dieses Problem dürfte die gegenwärtige Prämie nicht verursachen. (mz)

Reiner Plack interessiert sich vor allem für die Ersatzteile aus den Dieselautos.
Reiner Plack interessiert sich vor allem für die Ersatzteile aus den Dieselautos.
Robert Briest