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Kanuslalom  Kanuslalom Merseburg: Europameisterschaften finden ohne Becker und Behling statt

Von Petra Szag 10.05.2016, 20:53
Robert Behling (links) und Thomas Becker an ihrem Arbeitsplatz, dem Slalom-Parcours
Robert Behling (links) und Thomas Becker an ihrem Arbeitsplatz, dem Slalom-Parcours Wölk

Leipzig/Halle (Saale) - Die Stimme von Thomas Becker klingt sehr souverän. „Es geht uns gut. Wir sind wieder fit“, sagte der Slalomkanute. Nach einer kurzen Pause aber rutscht es dann doch heraus: „Aber nun ist es ja eigentlich egal.“

Im Juni erst wieder zum Weltcup

Was er meint: Bei der Olympia-Qualifikation der deutschen Slalomkanuten vor einem Monat kamen der Merseburger und sein Bootspartner Robert Behling nicht über Platz vier hinaus. Damit war nicht nur das Olympia-Ticket futsch, sondern auch das zur EM. Da darf jedes Land drei Boote pro Kategorie an den Start bringen, und so können die beiden Zweiercanadier-Fahrer vom MSV Buna Schkopau am Wochenende im slowakischen Liptovsky Mikulas nicht mal mehr ihren im Vorjahr gewonnenen Titel verteidigen.

Eine Rippenverletzung von Robert Behling vor dem alles entscheidenden Schlagabtausch in Augsburg und Markkleeberg hatte die beiden in der Vorbereitung gehandicapt. „So ist das nun einmal im Sport“, sagt Thomas Becker zum schlechten Timing und zuckt mit den Schultern. „Doch das soll keine Ausrede sein. Wir müssen ganz einfach versuchen, das Beste aus der Situation zu machen.“

Dafür bleiben Becker und Behling noch die Weltcups ab Juni. Bei diesen Rennen sind vier Duos pro Land erlaubt. „Wir wollen zeigen, dass wir nicht das Boot Nummer vier in Deutschland sind“, erklärt Becker, was ihn jeden Morgen antreibt, trotzdem weiter zum Training zu gehen.

Eine Top-Platzierung im Duell mit den Weltbesten ist wichtig für das Selbstwertgefühl, keine Frage. Und sie ist auch ein gutes Argument für den Arbeitgeber bei der Bundespolizei für die anstehenden Gespräche. Denn noch wissen die beiden nicht, wie es beruflich weitergeht. Ihre Disziplin soll nach Rio aus dem Olympischen Programm gestrichen werden. Damit ist offen, ob Becker und Behling in der Sportfördergruppe der Bundespolizei eine Zukunft haben.

Die EM selbst, da sind die beiden ziemlich schmerzfrei, werden sie dennoch übers Internet verfolgen, denn „interessant ist das ja trotzdem“, sagt Becker. Und er wird seinen Auswahlkollegen, die bei der Qualifikation besser abgeschnitten haben, die Daumen drücken: „Es wäre schön, wenn der Titel zumindest in Deutschland bleibt.“

Durch Kai und Kevin Müller beispielsweise. Ihre Trainingsgefährten vom Böllberger SV Halle teilen das Schicksal mit ihnen. Als geförderte Sportsoldaten wollen auch sie eine Empfehlung Richtung Bundeswehr abgeben. Eine EM-Medaille würde sich da gut machen.

Die Hallenserin Lisa Fritsche hat ebenfalls das Rio-Ticket verpasst. Doch in ein tiefes Loch ist die Kajak-Spezialistin nicht gefallen. „Ich weiß, dass die nächsten vier Jahre mir gehören werden“, sagt die 23-Jährige. Ihre Disziplin bleibt olympisch.

Prominente Daumen-Drücker

In den nächsten Tagen wird sich zudem entscheiden, ob sie bei der Bundespolizei eine Ausbildung machen darf, was ihr professionelle Trainingsbedingungen garantieren würde. Der Einstellungstest jedenfalls verlief verheißungsvoll. All das hat es ihr leicht gemacht, den Schalter schnell umzulegen. „Jetzt kommen die Europameisterschaften, und später ist dann noch die U-23-WM. Es gibt also einige Bewährungs-Chancen in diesem Jahr, auf die ich mich echt freue. Das macht alles leichter“, sagt sie.

Mit Liptovsky Mikulas verbindet Lisa Fritsche eh nur positive Erinnerungen. Hier war sie schon einmal zu JWM-Bronze gepaddelt. Dazu prominente Daumen-Drücker - also was soll da jetzt noch schiefgehen? (mz)