Kanu-Slalom Kanu-Slalom: Familiäre Atmosphäre
MERSEBURG/MZ. - Im Container-Bootshaus der Slalom-Kanuten des MSV Buna Schkopau am Merseburger Saalewehr ging es ziemlich eng zu. Aber während es draußen ungemütlich kalt war, hatten es sich die Schkopauer Kanuten und ihre Gäste drinnen richtig gemütlich gemacht.
Man rückte zusammen und spürte schon etwas von der Adventszeit. Eben wie beim Zusammentreffen einer richtigen Großfamilie. "Und eine Familie sind wir Kanuten allemal", bestätigte auch der unter den Gästen weilende Karl-Heinz Düben, Präsident des Kanuverbandes des Landes.
"Wir wollten die Chance nutzen, gewissermaßen in der Gemeinschaft eine Staffelstab-Übergabe von dem überaus erfolgreichen Zweier-Canadier-Boot mit Marcus Becker und Stefan Henze vom BSV Halle auf das Perspektivboot, unserem Flaggschiff mit Robert Behling und Thomas Becker, zu machen", unterstrich Hartmut Becker, Vater der beiden Becker-Brüder und Abteilungsleiter der MSV-Kanuten. Da Becker / Henze am Freitag wegen der Verabschiedung vom Leistungssport beim Ball des Sports in Halle weilten, war der Besuch einen Tag später im Merseburger Bootshaus einfach Ehrensache. Als sie im Frühjahr die Qualifikation für die Olympischen Spiele in London verpasst hatten, fällten die mittlerweile 31-Jährigen die Entscheidung, ihre sportliche Karriere, in der sie Weltmeister und Olympiazweite geworden waren, zu beenden. "Mit Blick auf unser Alter und die Gesundheit haben wir uns so entschieden", begründete Marcus Becker die Entscheidung. "Aber Wehmut spielt schon mit", fügt er an. Und sein Freund Stefan Henze, der mit ihm 20 Jahre im selben Boot saß, räumt ein, dass ihm das Loslassen unheimlich schwer fällt. Trotzdem schauen beide, die nach dem Sportstudium ihre Masterarbeit fertig gestellt haben und noch bis Januar 2014 zur Sportfördergruppe der Bundeswehr gehören, beruflich und privat nach vorn. Henze, wohnhaft in Augsburg, trainiert dort die besten Kajak-Frauen Deutschlands. Und auch Becker, der mit Frau und Tochter bei Stuttgart lebt, hat sich dem Kanuverband als Honorartrainer angeboten. "Wir möchten mit dem Kanu-Slalom verbunden bleiben", unterstreicht Henze.
Nachdem Robert Behling und Thomas Becker ebenfalls, allerdings hauchdünn, Olympia verpasst hatten, galt für beide: "Nun erst recht." "Schließlich sind beide erst Anfang 20 und gelten als ein Perspektivboot im Verband", erklärt Düben. So gewannen die beiden Merseburger schließlich in diesem Jahr in den USA die U-23-Weltmeisterschaft. Eine gute Basis, auf der sich auch im kommenden Jahr aufbauen lässt. "Sie können es schaffen, sich in der Weltspitze zu etablieren, wenn sie weiter hart an sich arbeiten, gesund bleiben und auch das notwendige Quäntchen Glück haben", ist sich Marcus Becker über seinen Bruder und dessen Partner sicher.
"Aber zunächst müssen sie in Deutschland die Nummer eins werden. Sie haben das Zeug dazu", ergänzt Henze. Wohl wissend, dass es im Zweier-Canadier einige Konkurrenten gibt. Und in dem Leipziger Boot Frank Henze / David Schröter sitzt sein Bruder. So schließt sich der Kreis der Kanu-Familie fast folgerichtig.