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Kampfsport Kampfsport: «Der Sport hat mir die Augen geöffnet»

Von Anke Losack 31.08.2012, 18:55

Merseburg/MZ. - Schule? Keine Lust. "Ich bin dann einfach nicht mehr hingegangen", erzählt der Merseburger Ronny Kiolbasa. "Es gab Probleme", sagt er ungern. Mit Lehrern? "Auch." Abgerutscht, ganz tief. Soweit, dass der Junge die Schule schwänzte, sich sogar weigerte hinzugehen. Das war vor etwa drei Jahren. Darüber zu erzählen, fällt dem heute 16-Jährigen schwer. Es ist nämlich ein Kapitel, mit dem er abgeschlossen hat. Denn nun soll es für Ronny Kiolbasa nur noch bergauf gehen.

"Ich wollte mein Leben umkrempeln", sagt er. Während seiner Zeit als Schulverweigerer wurde der Junge von seiner Mutter bei der Fight-Academy Merseburg, einem Kampfsportverein in Merseburg, angemeldet und lernte fortan diszipliniert und respektvoll zu sein. Und genau diese beiden Eigenschaften hat er dann auf sein Leben und das Lernen in der Schule übertragen. "Der Sport hat mir die Augen geöffnet", sagt der 16-Jährige. Seine Mutter sei damals gar nicht glücklich gewesen, als er nicht zur Schule ging. Sie war es, die die Initiative für den Vereinseintritt ergriff, sich bei Ingo Baberski, dem Vorsitzenden der Fight-Academy, meldete. "Sie fragte, ob wir da was machen können", erinnert sich Baberski. Seine Antwort lautete: "Na klar."

Disziplin sei das Wichtigste beim Kampfsport, sagt Baberski. "Das wissen die Jungs und setzen es um. Und wir lassen auch was den Respekt betrifft nur wenig durchgehen." Die Charaktererziehung und -festigung im Kinder- und Jugendbereich gehört zu den Werten und Zielen des Vereins. Ebenso wie Kinder- und Jugendarbeit im weiteren Sinne. Für Kinder ab sechs Jahren bietet die Fight-Academy Trainingsmöglichkeiten an, wo sich die Kids sportlich und spielerisch betätigen können und an den Kampfsport und die Kampfkünste herangeführt werden.

Auch Ronny Kiolbasa musste, als er im Alter von 13 Jahren der Fight-Academy beitrat, erst einmal herangeführt werden an den Sport. "Kampfsport kannte ich bis dato nur aus dem Fernsehen", erzählt er. Gern habe er sich Fights auf Eurosport angesehen.

Und nun steht er selbst im Ring. Sechs Kämpfe habe er bisher bestritten, vier gewonnen, einen verloren und einer endete unentschieden. Am kommenden Samstag, 8. September, gibt es für den 16-Jährigen einen besonderen Auftritt. Als Lokalmatador wird Ronny Kiolbasa bei der 5. Merseburger Fight-Night in der Merseburger Rischmühlen-Halle als einer der Vorkämpfer auftreten. Ronny bestreitet seinen Fight in der Wettkampf-Art "K 1", wobei Techniken verschiedener Kampfsportarten wie Boxen, Karate oder etwa Kickboxen zum Einsatz kommen. Sein Gegner wird der Vietnamese Anh Pham Hoang. Ronny hat ihn mal bei einer Veranstaltung kämpfen sehen, kann aber nicht so richtig einschätzen, wie gut sein Gegner ist. "Boxerisch ist Anh sehr stark", meint der Merseburger Trainer Ingo Baberski, "das kann Ronny aber mit seiner Stärke bei den Kicks ausgleichen. Ronny ist ein richtiges Talent."

Die Merseburger Fight-Night hat sich zum größten Kampfsport-Spektakel in Mitteldeutschland etabliert. Erstmals wird es dabei ein Acht-Mann-Turnier im K 1-Schwergewicht geben, bei dem der Sieger 10 000 Dollar erhält. "Das macht unsere Veranstaltung noch attraktiver", so Baberski. Und sie ist nun so attraktiv, dass sich der TV-Sender Eurosport angekündigt hat, um einige Kämpfe zu übertragen. Erstmals seit Bestehen der Fight-Night findet die Kampfsport-Show in Merseburg statt. Die vier Jahre zuvor wurde sie in Spergau ausgetragen. "Die Veranstaltung heißt ja Merseburger Fight-Night. Jetzt ist sie dort, wo sie hingehört, in Merseburg", sagt Baberski glücklich. Noch zufriedener macht den Trainer von Ronny Kiolbasa aber, dass er seinen Schützling schulisch auf die gerade Bahn gelenkt hat: "Sein Rektor hat bei mir angerufen, und gesagt, dass Ronny nun bessere Noten hat. Das bestätigt uns in unserer Arbeit." Und Ronny: Er plant den Realschulabschluss zu machen.