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Judo Judo: Mit Queen Jubiläum gefeiert

Von NICO GRÜNKE 08.02.2012, 15:37

MERSEBURG/MZ. - Ein kurzer, kräftiger Ruck, und schon liegt sein Gegenüber auf der Matte. Gleiches geschieht wenige Augenblicke später mit einem zweiten, um Jahrzehnte jüngeren Sportfreund. Kaum zu glauben, dass Judoka Walter Kühn, der beide Nachwuchssportler gerade so unsanft auf den Mattenboden befördert hat, schon 75 Jahre alt ist. Körperliche Anstrengungen in seinem Alter meiden? "Nein", so Kühn, "ich komme immer noch regelmäßig zum PSV Merseburg und zeige den jungen Judokas wie es geht, gebe mein Wissen an sie weiter", erklärt er.

Am vergangenen Montag beging Kühn einen besonderen Jahrestag. Er feierte sein 60-jähriges Mattenjubiläum, und das just am selben Tag, an dem auch die englische Queen den 60. Jahrestag ihrer Thronbesteigung feierte. "Walter konnte sich damals aussuchen, ob er Queen oder Judoka werden will und hat sich für die bessere Sache entschieden", scherzt Volker Veit, der aktuelle Vorsitzende des PSV.

Die Atmosphäre in der Sporthalle der Merseburger Goetheschule ist herzlich. Sportkameraden, die zum Training kommen, gratulieren dem 75-Jährigen, der nicht nur das älteste, sondern auch das dienstälteste Vereinsmitglied ist. Beschnuppert habe er die technisch schwierige Sportart erst einmal. So richtig los legte er dann im Jahr 1952. Bei der Betriebssportgemeinschaft Chemie Buna Schkopau hatte sich der 15-Jährige angemeldet. "Ein Jahr später habe ich dann schon bei der Gesamtdeutschen Meisterschaft in Ludwigsfelde teilgenommen", erzählt er. Auch als diese Meisterschaft 1954 in Dresden ihre letzte Auflage erlebte, war der Merseburger dabei.

Der gelernte Betriebsschlosser war seinerzeit oft auf Montage und brachte dennoch das Kunststück fertig, ordentlich zu trainieren und so konkurrenzfähig zu bleiben. "Ich habe einfach in der Gegend, in der wir gerade arbeiteten, nach Judovereinen gesucht und dann dort mittrainiert", erinnert er sich. Der Ehrgeiz zahlte sich schließlich aus. Vordere Platzierungen auf regionaler sowie nationaler Ebene waren der Lohn für seinen Trainingsfleiß. "Die Bezirksmeistertitel konnte ich gar nicht mehr zählen", sagt Kühn. 1957 wurde die Sektion Judo aus der BSG ausgegliedert. Die Judoka wechselten zu Dynamo Merseburg. Auch im Leben von Walter Kühn vollzogen sich in der Folge wichtige Veränderungen. So wurde er hauptamtlicher Trainer. "Viele von unseren Talenten wurden später zu den großen Sportclubs delegiert", erzählt er. Der heutige Vorsitzende Volker Veit erlernte bei ihm die Judo-Techniken, und Kühn hat seine gesamte Familie mit in den "Judo-Bann" gezogen. Sohn Axel, Schwiegertochter Ute sowie der 16-jährige Enkel Tobias sind auch Judokas.

Bis zum siebten Dan, dem rot-weißen Gürtel, hat es Walter Kühn gebracht. Zwar gäbe es auch in seiner Altersklasse noch Turniere, aber an denen beteiligt er sich aus gesundheitlichen Gründen nicht. "Ich schaue mir aber noch gern die Wettkämpfe der halleschen Bundesligamannschaft an", sagt der 75-Jährige, dessen Liebe zum Judosport wohl niemals Rost ansetzen wird.