ICE-Strecke Erfurt-Leipzig/Halle ICE-Strecke Erfurt-Leipzig/Halle: Großübung im Osterbergtunnel durchgeführt

Kalzendorf - Die Ortsdurchfahrt ist gesperrt. Die Wehren rollen mit einem ums andere Fahrzeug zum Osterbergtunnel in Kalzendorf im Weida-Land. Rauch dringt aus der Ostseite der etwa zwei Kilometer langen Röhren, die auf der anderen Seite bis in den Burgenlandkreis reichen. Mehrere Verletzte, womöglich Tote, werden in dem Tunnel an der ICE-Strecke vermutet, in dem ein Bauzug brennt.
Über 350 Einsatzkräfte sind am Samstag alarmiert und versuchen die Menschen zu retten. Was für Außenstehende wie ein Großeinsatz aussieht, ist die Probe aufs Exempel. Zehn Statisten und fünf Puppen sind im Tunnel und sollen während der mehrstündigen Großübung gerettet werden.
Übung während Sperrung der ICE-Strecke Erfurt-Leipzig/Halle
Es war die Chance, noch einmal eine Übung dieser Art im und am Tunnel zu machen. Derzeit ist die Zugstrecke Erfurt-Leipzig/Halle wegen den Bauarbeiten in Erfurt und in der kommenden Woche in Halle gesperrt.
Die Übung ist wichtig, fordert aber vor allem das Ehrenamt. Gefragt waren die freiwilligen Feuerwehren aus Querfurt, dem Weida-Land, Leuna und Merseburg sowie die Ehrenamtlichen aus dem Rettungsdienst von DRK, DLRG und Ambulance. Unterstützung kam von Wehren aus dem Burgenlandkreis und dem Technischen Hilfswerk. Beteiligt waren auch die Deutsche Bahn und der Katastrophenschutz des Landkreises.
Die Übung diene vor allem dazu, die vielen Einsatzkräfte zu koordinieren und die Kommunikation untereinander zu festigen, heißt es von der Kreisverwaltung des Saalekreis, die die Übung organisiert hat. Gerade mit Blick auf eine große Übung vor zwei Jahren, gab es Punkte an denen man noch arbeiten wollte, so Markus Mennicke, Sachgebietsleiter für Brandschutz der Kreisverwaltung. Damals hatte es Probleme bei der Kommunikation der Einsatzkräfte im Tunnel gegeben, die dazu führten, dass dort kein Wasser ankam. Darüber hinaus fehlte es bei den alarmierten freiwilligen Feuerwehren an Atemschutzgeräteträgern. Seit dem wurde technisch aufgerüstet und Abläufe angepasst.
„In dem Tunnel haben wir eine Objektfunkanlage, die das Signal des Digitalfunks verstärkt, aber das Problem ist, dass die Atemgeräusche unter den Masken zu laut sind und die Kommunikation erschweren“, so Mennicke. Eine neue Technik soll die Geräusche besser filtern. Hilfreich waren auch die Fahrzeuge, die von der Deutschen Bahn und dem Landkreis beschafft wurden. „Vor zwei Jahren sind die Feuerwehrleute zum Zug gelaufen, das kostet viel Zeit. Sie können jetzt mit den Fahrzeugen unter Atemschutz in den Tunnel fahren.“
Übung an ICE-Strecke Erfurt/Leipzig offenbart kleine Schwächen
Teil der Übung war auch die Errichtung eines sogenannten Behandlungsplatzes (BHP) 50, bei dem pro Stunde 50 Patienten versorgt werden können. In mehreren Zelten, die autark funktionieren, werden die Patienten je nach Schwere ihrer Verletzung von Ärzten und Rettungskräften behandelt sowie auf den Transport vorbereitet. „Im Ernstfall muss die Entscheidung sehr früh im Einsatz fallen, ob ein BHP angefordert wird“, erklärt Notarzt André Kürstein. Denn er brauche eine Stunde Vorlaufzeit um aufgebaut zu werden. „Die Feuerwehrleute sind darin geschult“, fügt Arzt Tilo Jahn hinzu. Dennoch binde der Platz mindestens 100 - am Samstag sogar 116 - Einsatzkräfte vorrangig aus dem Rettungsdienst. „Wir haben hier alles was auf einer Intensivstation gibt, nur in etwas abgespeckter Form“, so Kürstein. Im Vordergrund der Übung steht, Schwächen zu erkennen. Es mag banal wirken, aber: „Wir haben festgestellt, dass die Schilder, die die Zelte kennzeichnen aus Plastik sind und alle bei dem Sturm kaputt gegangen sind. Es müssen neue her, wenn möglich aus anderem Material“, so Jahn. Sind die Zelte nicht gekennzeichnet, kann wertvolle Zeit verloren gehen.
Auch die Kreisverwaltung zieht ein erstes Fazit: „Kleine Schwächen zeigten sich zwar in der Kommunikation untereinander und im Umgang mit dem Funk, aber dazu sind solche Übungen da. Insgesamt betrachtet, verlief die Einsatzübung positiv. Eine detaillierte Auswertung folgt“, so Sprecherin Kerstin Küpperbusch. (mz)