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Gefährlicher Zwischenfall Flughafen Leipzig/Halle: Boeing 747 der Kalitta Air verliert Abdeckklappe über dem Saalekreis

Von Undine Freyberg 10.05.2016, 18:00
Eine Boeing 747 der Kalitta Air auf dem Gelände des Flughafens Leipzig-Halle.
Eine Boeing 747 der Kalitta Air auf dem Gelände des Flughafens Leipzig-Halle. dpa-Archiv

Wallendorf - „Seitdem das passiert ist, erzählt man sich bei uns im Ort die wildesten Geschichten“, schmunzelt Wallendorfs Ortsbürgermeister Hans-Joachim Pomian. „Es soll eine Militärmaschine gewesen sein. Eigentlich ist die halbe Maschine abgestürzt, und in Wallendorf können alle froh sein, dass sie gerade noch so mit dem Leben davongekommen sind.“

Fakt ist: Es ist tatsächlich etwas vom Himmel gefallen. Eine Boeing 747 der amerikanischen Kalitta Air hat am Samstagabend gegen 19  Uhr über dem Saalekreis eine Fahrwerksabdeckung verloren. Das war von Anwohnern im Bereich Schkopau beobachtet worden.

„Viele Leute haben das hier gesehen“, so Pomian. Die Anwohner informierten die Polizei. Die Beamten wiederum setzten sich sofort mit dem Flughafen Leipzig/Halle in Verbindung und bekamen von dort wenig später tatsächlich die Bestätigung, dass eine Maschine gelandet sei, bei der ein Teil fehle.

Bei der betroffenen Maschine handelte es sich um eine Frachtmaschine. „Die Boeing 747 kam aus dem indischen Delhi und war auf dem Weg nach Leipzig“, sagte Stefan Jaekel, Sprecher der Deutschen Flugsicherung in Berlin, auf Anfrage der MZ.

Die Maschine ist dort planmäßig um 19.08 Uhr gelandet. Kalitta Air arbeitet unter anderm als Auftragnehmer für den Logistikriesen DHL. Der Konzern bestätigte lediglich den Zwischenfall, wollte sich aber ansonsten überhaupt nicht äußern.

Polizei findet Klappe im Raßnitzer See

Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) in Braunschweig hatte die Ermittlungen übernommen und am Sonntag die Landespolizei Sachsen-Anhalt um Amtshilfe gebeten. Die Polizei suchte darauf am Sonntagnachmittag per Hubschrauber nach der Abdeckung des linken Hauptfahrwerkes des Flugzeugs und entdeckte sie im Raßnitzer See.

„Die Klappe wurde sieben Meter vom Ufer entfernt gefunden“, sagte BFU-Sprecher Jens Friedemann auf MZ-Anfrage.

Seine Behörde prüfte zunächst, ob eine Bergung des in zwei Meter Tiefe liegenden Teils nötig ist. „Aus unserer Sicht ist das für weitere Untersuchungen aber nicht erforderlich.“ Von der Klappe, die aus Metall und Kunststoff besteht, soll wohl keine Gefahr für die Umwelt ausgehen.

Das Seeufer ist an  dieser Stelle dicht mit Schilf bewachsen. Man kommt hier schlecht zu Fuß bis ans Wasser. Es besteht außerdem absolutes Badeverbot. Ein Schild sagt „Bergbaugelände - Betreten verboten - Lebensgefahr“. Letzteres hätte sich am Samstagabend bewahrheiten können.

Zwischenfall hätte schlimmer ausgehen können

Es ist zwar an diesem Abend niemand zu Schaden gekommen. Doch der Flug der Maschine der Kalitta Air hätte viel schlimmere Folgen haben können.

Beim Anflug auf den Flughafen Leipzig/Halle drehte der Jumbo über dem Saalekreis nochmal eine Schleife und überflog dabei unter anderem den Chemiestandort Leuna, Wallendorf, das Merseburger Carl-von-Basedow-Klinikum und den Value Park Schkopau. Nicht auszudenken, wenn die Abdeckklappe auf eine Chemieanlage gestürzt wäre oder sogar auf ein Wohngebiet. (mz)