Fast "Goldener Kirchturm" Fast "Goldener Kirchturm": Was aus der St. Michaelis-Kirche in Raßnitz geworden ist
Rassnitz - Ulrich von Hoven gibt es offen zu. „Ich gehörte eher zu den Skeptikern“, sagt der Schatzmeister des Fördervereins „St. Michaelis-Kirche Raßnitz-Weßmar“. Was in zehn Jahren seit dessen Gründung geschafft wurde, sei für ihn anfangs nicht vorstellbar gewesen. Immerhin: 404.000 Euro wurden in die Kirche gesteckt. Das Ziel der weitgehenden Sanierung bis zur 1.000-Jahr-Feier von Raßnitz im Jahr 2015 wurde erreicht. „Alles, was jetzt kommt, ist Verschönerung.“
Das Engagement des heute 43Mitglieder starken Vereins wird nun auch offiziell gewürdigt: Vor kurzem kam die Mitteilung, dass er beim „Goldenen Kirchturm 2017“ den zweiten Platz belegt. Überreicht wird der mit 1.500 Euro dotierte Preis im April. In dem Wettbewerb zeichnet die Evangelische Kirche Mitteldeutschland (EKM) seit Jahren gelungene Modelle zum Erhalt von Kirchen aus. Raßnitz hatte sich bereits dreimal beworben, 2009 bis 2011 ohne Erfolg.
St. Michaelis-Kirche Raßnitz-Weßmar: In der Spätgotik entstandenen und später barock umgebaut
Zu tun gewesen ist einiges an dem vor allem in der Spätgotik entstandenen und später barock umgebauten Gotteshaus. „Man konnte kaum noch jemanden reinlassen“, so von Hoven. Der Turm drohte einzustürzen, die Decke des Tonnengewölbes war kaputt, Teile der Innenausstattung und Bleiglasfenster sanierungsbedürftig. 2007 wurde der Förderverein aus Kirchenmitgliedern und Konfessionslosen gegründet. „Unter den etwa zehn wertvollsten barocken Kirchen des Merseburger Landes hebt sich die Kirche von Weßmar durch die Geschlossenheit ihrer barocken Ausstattung hervor“, urteilte damals ein Gutachter.
Erste Baumaßnahme war die fast 200.000 Euro teure Turmsanierung 2009. Dabei sei die offene Form der Spitze wie im Urzustand von 1730 hergestellt worden, sagt Vereins-Vize Christian Forberg. Mehr als 100 Jahre war der Kirchturm zuvor geschlossen. Der Abschluss dieser Arbeiten, erinnert sich von Hoven, sei wie eine Initialzündung gewesen. Es folgten die Sanierung des Tonnengewölbes und der Wandflächen im Innenraum, der Fassaden am Queranbau, die von Bleiglasfenstern.
60.000 Euro in Rühlmann-Orgel investiert
Letztes größeres Projekt war die aus dem Jahr 1922 stammende Rühlmann-Orgel, die nach 60 Jahren Ruhe im vergangenen Jahr erstmals wieder erklang. Fast 60.000 Euro sind in sie investiert worden.
Stichwort Investition: Gut die Hälfte der bis heute in das Haus gesteckten Summe sei über den Förderverein organisiert worden, sagen die Macher. Sponsoren, Kommune oder die Stiftung „Zukunft Spergau“ halfen. Es habe auch 1.099 Einzelspenden von einem bis zu 3.000 Euro gegeben - und das sind nur die auf dem Konto erfassten, Sammlungen nicht inklusive. „Für uns ist ein Euro genauso wichtig wie die Großspende“, sagt von Hoven.
Die Sanierung war aber nur die eine Seite. Die Kirche stehe nicht nur, sie lebe auch, betont Forberg. Neben kirchlichen Veranstaltungen, die der Verein unterstützt, organisiert er selbst mit Partnern aus dem Ort einiges: das Maibaumfest am 30. April oder das Elsterauenliederfest im Mai unter anderem. „Hauptakteure unserer Veranstaltungen sind Kinder“, betont von Hoven dabei.
Die Pläne gehen dem Verein nicht aus. Als nächstes ist die Sanierung des vom Holzwurm befallenen Kanzelaltars aus dem Jahr 1754 geplant - 50.000 Euro teurer. Auch die zehn Psalmtafeln und die Patronatsloge sollen noch restauriert werden. (mz)