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Farnstädter Frischei GmbH Farnstädter Frischei GmbH: Tierrettung sorgt für Bedenken gegen Vorhaben

31.03.2016, 12:08
Die Anlage in Farnstädt soll erheblich erweitert werden.
Die Anlage in Farnstädt soll erheblich erweitert werden. Susann Salzmann

Farnstädt - 44.500 Legehennen mehr sollen künftig in der Farnstädter Frischei GmbH & Co. KG untergebracht werden. An drei Standorten hält das Unternehmen bereits mehr als eine halbe Million Hennen. Eine riesige Zahl, die auch für Bedenken sorgt. 120 Minuten führte Marita Rienecker vom Landesverwaltungsamt in Halle am Mittwoch bei einer Anhörung vor Ort durch die Themenschwerpunkte, bei der die Einwendungen zur Erweiterung der Legehennenanlage zur Sprache gekommen sind. Insgesamt sechs Parteien hätten laut Leiterin des Erörterungsgespräches ihre Bedenken schriftlich fixiert. Drei weitere Einwände konnten wegen Fristüberschreitung und einer geschwärzten Unterschrift nicht behandelt werden.

Team Tierfabriken fordern "geordnete Evakuierung"

Insbesondere die künftige Tierrettung steht im Mittelpunkt der Bedenken. Wie sollen so viele Hennen bei einem Brand in Sicherheit gebracht werden, fragt Carsten Schenke vom Team Tierfabriken. „Es ist völlig illusorisch, dass die Tiere bei Panikattacken binnen kurzer Zeit durch Auslaufklappen ins Freie gelangen“, moniert er, und spricht sich für eine „geordnete Evakuierung“ aus. Die könne nur durch elektrische Außenwände, die im Notfall hochfahren, realisiert werden.

„Wichtig ist, dass die Tiere ins Freie gelangen können - und das wird durch die Klappen gewährleistet“, entgegnet Rechtsanwalt Helmar Hentschke der Kritik. Darüber hinaus seien genügend dieser Klappen eingeplant.

Im Brandfall, das gibt auch Ortswehrleiter Rudolph Bernhardt zu bedenken, müsse das Fluchtverhalten der Tiere natürlich berücksichtigt werden. Allerdings sehe auch er bei der Anlage kein erhöhtes Risiko im Einsatzfall. Die Feuerwehr könne durch die gewährleistete 24-Stunden-Bereitschaft und den guten Ausbildungsstand schnelle Hilfe zusichern. Hinzu komme, dass beispielsweise die Auslaufklappen aus schwer oder nicht brennbarem Material bestehen sollen.  
Zeigt das Thermometer niedrige Temperaturen an, könnten die Tiere einen Tod durch Erfrieren erleiden, sofern keine Heizung vorhanden ist, lautet ein weiterer Einwand, der von den Teammitgliedern des Antragstellers mit Verweis auf die von den Tieren produzierte Eigenwärme abgeschmettert wird. Unterschiedliche Positionen auch im Punkt Federpicken/Kannibalismus. Das seien keine spezifischen Probleme großer Tierbestände, heißt es vom Antragsteller-Team. „Unser Konzept entspricht den Anforderungen der Tierschutznutztierverordnung“, betont Hentschke weiter.

Mit mehrmals täglichen Inspektionen solle diesem Tierschutzaspekt Genüge getan werden. Doch was ist mit den drei Beschäftigten, die ihre Arbeitszeit in den Ställen verbringen? Die seien Keimen ausgesetzt und sollten im Krankenhaus regelmäßig auf multiresistente Keime untersucht werden. „Die Mitarbeiter befänden sich nicht die ganze Zeit bei den Tieren, aber ihnen würden Masken als Arbeitsschutz zur Verfügung gestellt, heißt es vom Anwalt Hentschke.

Grundwasser in Gefahr?

Mehrfach geäußert wurden Bedenken über die Verschlechterung der Grundwasserangebotes. Zur Vorbeugung verfügten die Anlagen über Betonwände. Zudem würden im Stallbereich weitere Vorkehrungen zum Schutz getroffen. Auf Nachfrage erläutert Cornelia Schnedelbach von der Antragsteller-Seite, wie umweltschonend mit dem Reinigungswasser umgegangen werden soll. Ziel sei die größtmögliche Trockenheit im Stall. Daher werde zunächst gefegt, die Stallanlage schließlich mit Hochdruckgeräten und reinem Wasser gereinigt, das dann in abflusslose Gruben geleitet werde.

Im Radius von eintausend Metern sei mit Belastungen durch Keime, Pilze oder Antibiotika zu rechnen, nennt Rienecker weitere Einwände. Angemahnt wird in diesem Fall, dass trotz technischer Möglichkeiten keine Installation einer Filteranlage für die Abluft vorgenommen wird. Die Abluftreinigung sei nicht nötig für Geflügel, so Hentschke. (mz)