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Fahrsicherheitstraining Fahrsicherheitstraining: Rutschpartie der Leunaer Feuerwehr

Von Dirk Skrzypczak 15.06.2016, 14:00
Die Fontänen simulieren ein Hindernis, die Kunststoffbahn eine Schneedecke. Die Feuerwehrfahrzeuge rechtzeitig zu stoppen, erfordert Geschick.
Die Fontänen simulieren ein Hindernis, die Kunststoffbahn eine Schneedecke. Die Feuerwehrfahrzeuge rechtzeitig zu stoppen, erfordert Geschick. Wölk

Dölzig - Markus Bauß gibt Gas. Die Tachonadel des Löschfahrzeugs steht auf der 30, als er auf die bewässerte Kunststoff-Fläche fährt. Bei sommerlichen Temperaturen wird auf dem Belag eine Schneedecke simuliert. Plötzlich schießen Wasser-Fontänen in die Höhe. Der 32-Jährige tritt mit voller Kraft auf die Bremse. Ein Klemmbrett fliegt quer durch das Fahrerhaus. Doch der Lkw rollt und rutscht weiter, durchbricht das Hindernis und kommt erst nach etwa 70 Metern zum Stehen. „Wäre die Situation echt gewesen, hätte ich einen Unfall gebaut. Dieses Training ist für uns enorm wichtig“, sagt Bauß, Mitglied der Ortsfeuerwehr Leuna.

Vertreter aus sieben Wehren beim Training

Die einzelnen Wehren der Gartenstadt gehören zu den regelmäßigen Gästen beim Fahrsicherheitstraining des Automobilclubs ADAC in Dölzig bei Günthersdorf. Dieses Mal hat Leuna Vertreter aus sieben Wehren ins benachbarte Sachsen geschickt. „Wir sind der Stadt sehr dankbar, dass sie uns diese Möglichkeit einräumt. Es geht schließlich um die Sicherheit von uns und den anderen Verkehrsteilnehmern“, meint Oliver Gansel aus der Ortswehr Günthersdorf/Kötzschlitz.

Fahrsicherheitstrainer Jens Tonndorf kennt die Tücken, mit denen freiwillige Feuerwehren zu kämpfen haben. „Die Einsatzkräfte sind keine Berufskraftfahrer. Im Schnitt werden Löschfahrzeuge zwischen 50 und 100 Kilometern pro Jahr bewegt. Wird die Lage knifflig, sind viele Fahrer dann überfordert“, sagt er.

Hinzu komme, dass es sich bei Fahrzeugen der Feuerwehr um Spezialanfertigungen handele, die sich im Handling völlig anders verhalten als normale Brummis. Vor allem bei voller Beladung könne so ein Lkw schnell außer Kontrolle geraten - mit fatalen Folgen.

Schlimme Folgen, die Klaus Neuhaus von der Feuerwehrunfallkasse in Sachsen-Anhalt kennt. „Das schwerste Unglück passierte 2006 in Wolmirstedt. Damals war ein Feuerwehrfahrzeug mit einem Auto zusammengestoßen. Vier Tote gab es zu beklagen“, erinnert er sich. Und er berichtet von einem weiteren dramatischen Fall. Ein Einsatzfahrzeug der Feuerwehr Barleben hatte es aus einer Kurve getrieben. Die Retter stürzten mit ihrem Lkw in den Graben. Zwei Kameraden wurden schwer verletzt. „Deshalb sind Fahrsicherheitstrainings auch so wichtig. Hier sind die Städte und Gemeinden gefordert, diese Kurse für die Feuerwehr zu bezahlen“, sagt Neuhaus.

Bremsmanöver, Ausweichen vor Hindernissen, Theorie

Auf der Teststrecke in Dölzig geht das Programm für die Feuerwehrleute unterdessen weiter. Bremsmanöver, Ausweichen vor Hindernissen, Theorie. Das Training dauert den ganzen Tag. „Na klar machen wir das in unserer Freizeit. Aber als Feuerwehrmann hat man Pflichten. Freiwillig sind eigentlich nur der Ein- und Austritt aus der Wehr“, erklärt Michael Günther aus Kreypau.

Ein Fazit lässt sich schnell ziehen: Lkw mit Winterreifen meistern die Extremsituationen besser als andere. „Aus unserer Sicht sollten alle Feuerwehrfahrzeuge ganzjährig mit Winterreifen fahren. Die Vorteile auf glatter Piste sind enorm“, sagt Tonndorf. (mz)

Fahrsicherheitstrainer Jens Tonndorf übte mit den Einsatzkräften aus den Leunaer Ortswehren in Theorie und Praxis für den Ernstfall.
Fahrsicherheitstrainer Jens Tonndorf übte mit den Einsatzkräften aus den Leunaer Ortswehren in Theorie und Praxis für den Ernstfall.
Peter Wölk