„Im Wesentlichen gibt es zwei Konzepte“ Ende für die Förderschule in Gutenberg?
Das Gebäude der Anne-Frank-Schule in Gutenberg ist sanierungsbedürftig. Der Bildungsausschuss des Saalekreises empfiehlt, den Standort aufzugeben.
Gutenberg/Merseburg/MZ - Die knapp 60 Förderschulkinder der Anne-Frank-Schule in der Petersberger Ortschaft Gutenberg sind in die Sommerferien gestartet. Doch für die Schule selbst könnten es die letzten großen Ferien sein. Der Bildungsausschuss des Saalekreises empfiehlt nämlich die Schließung der Basisförderschule zum Ende des kommenden Schuljahres.
„Im Wesentlichen gibt es zwei Konzepte“, sagt Christian Runkel (CDU), „entweder die Schule wird für etwa acht Millionen Euro saniert und wird zu Außenstelle der Förderschule Am Südpark in Merseburg oder der Standort wird aufgegeben und die Beschulung der Kinder findet in Halle statt.“ Letztere Lösung dürfte mit Gastschulbeiträgen von rund 75.000 Euro im Jahr zu Buche schlagen. Runkel, hauptberuflich Bürgermeister von Bad Lauchstädt, ist Vorsitzender des Bildungsausschusses. Neben den Einsparungen sprechen seiner Meinung nach noch andere Gründe für die Beschulung in Halle: „Es gibt ein Problem bei der Personalausstattung. Förderschulen sind meist ganz unten auf der Wunschliste von Lehrern.“
„Unterm Strich ist der Unterricht besser und der Schulbetrieb wirtschaftlicher.“
Die dörfliche Lage von Gutenberg verbessere die Aussichten auf Lehrpersonal nicht gerade. Die Comeniusschule in Halle, an der die Kinder laut Vorschlag künftig unterrichtet werden, stelle wegen ihrer Größe eine stabilere Lösung dar: „Wenn an einer großen Schule eine Lehrkraft ausfällt, kann das aufgefangen werden. An kleinen Schulen ist das schwieriger.“ Runkel betont die positiven Effekte einer Schließung zugunsten der halleschen Schule: „Unterm Strich ist der Unterricht besser und der Schulbetrieb wirtschaftlicher.“
Melanie Teuring ist damit ganz und gar nicht einverstanden. Der Sohn der Elternratsvorsitzenden der Anne-Frank-Schule hat gerade die fünfte Klasse abgeschlossen - und wenn es nach Teuring geht, würde er den Rest seiner Schullaufbahn in Gutenberg absolvieren. „Es ist im Gegensatz zur Comeniusschule keine überfüllte Schule, jeder kennt jeden, es ist fast familiär“, sagt Teuring. Dieser wenig überfüllte Charakter der Schule wird aber in der Standortfrage zum Problem, da die gesetzliche Mindestschülerzahl für Förderschulen wie die Anne-Frank-Schule bei 90 liegt. Diese Zahlen seien laut Teuring aber irreführend: „Mehr als 60 Schüler aus dem Saalekreis sind bereits an Förderschulen in Halle.“ Allein an der Förderschule „JanuszKorczak“ in Neustadt werden fast 30 Kinder aus dem Saalekreis unterrichtet. „Die Politik ist von den Schließungsplänen begeistert, weil es Kosten im Saalekreis spart“, sagt Teuring.
„Einige werden weiter fahren, andere werden Fahrzeit sparen“
Dabei werde übersehen, dass es auch dort einen Bedarf an Förderschulplätzen gebe. Wenn es gewollt wäre, könnte man die Mindestschülerzahl auch in Gutenberg erreichen, meint Teuring. Sie betont, dass die Schule in Gutenberg eines leiste, was jene in der Großstadt nicht könnten: „Dorfkinder sollten auf eine dörfliche Schule gehen. Ich habe Angst, was passiert, wenn mein Sohn plötzlich nach Halle muss - da kriegt er doch einen Schlag fürs Leben.“ Dieses Argument wiegt noch einmal schwerer, wenn man bedenkt, dass es sich um Förderschulkinder handelt, denen es mitunter nicht leicht fallen wird, sich im ungewohnten Umfeld der Großstadt zurechtzufinden. Besonders, da das Mobilitätskonzept, das mit der Schulschließung einhergeht, die Beförderung nur bis zum Busbahnhof vorsieht.
Die Argumentation über die Wege lässt Runkel derweil nicht gelten. Er sehe nicht, dass es etwa für Kinder aus Salzatal besser sei, durch Halle hindurch bis nach Landsberg zu fahren, wenn es auch eine gute Schule in Halle gebe. „Einige werden weiter fahren, andere werden Fahrzeit sparen. Im Endeffekt wird es sich ausgleichen“, sagt er. Nach der Empfehlung des Ausschusses muss nun der Kreistag in Merseburg über die Zukunft der Anne-Frank-Schule entscheiden.