Bunte Plastiken Dieser Metallbildhauer hat seine Werkstatt im Kirchenschiff
Der Metallbildhauer Andreas Freyer setzt in besonderer Weise auf eine farbintensive Gestaltung seiner Plastiken.
Petersberg/MZ - Wer Andreas Freyer in seiner Werkstatt in Kaltenmark in der Gemeinde Petersberg besuchen will, muss an einer Kirchentür klingeln. Wenn er durch sie hindurchgegangen ist, steht er allerdings nicht vor Kirchenbänken, Altar, Taufbecken und Kruzifix, sondern mitten in einer Werkstatt. Überall hängt, liegt und steht all das, was ein Metallbildhauer für seine Arbeit benötigt. Vorn ist ein kunterbuntes Kunstwerk aufgebaut. „Das ist gerade fertig geworden. Ich stelle meine Sachen, wenn sie fertig sind, immer erstmal in den Altarraum und schaue sie immer wieder an“, sagt Andreas Freyer.
Der 68-Jährige hat das Grundstück mit der ehemaligen Kirche 1983 erworben. Damals sei der schon lange nicht mehr genutzte Bau völlig desolat gewesen. Durch das kaputte Dach drang Regenwasser ein, das Gebäude war dem Verfall preisgegeben. Freyer wollte es retten. Vor allem in viel Eigenarbeit baute er den Kirchenraum zur Werkstatt um. 1996 verlegte er auch seinen Wohnsitz dorthin, nachdem er unterm Dach Wohnraum geschaffen hatte.
„Aus der Stadt aufs Land zu ziehen, hat Vor- und Nachteile“
„Aus der Stadt aufs Land zu ziehen, hat Vor- und Nachteile. Der Vorteil ist, dass man mehr mit der Natur verbunden ist, mehr Ruhe hat. Und ich kann mehr Krach machen“, sagt er und lacht. Bei der Metallbearbeitung geht es nicht ohne laute Geräusche ab. Die würden bei all dem Rattern von Rasenmähern aber gar nicht auffallen. Der Nachteil vom Dorfleben werde einem so richtig bewusst, wenn das Auto kaputt ist oder man abends irgendwo ein Bier trinken wolle und nach eineinhalb Gläsern aufhören muss.
Seit Andreas Freyer Altersrente bezieht, fühlt er sich richtig wohl. „Ich kann jetzt vor allem Kunstwerke in eigenem Auftrag fertigen“, begründet er. „Ich mache nur noch das, was mich wirklich interessiert, Dinge, von denen ich denke, dass es die nicht schon irgendwo anders gibt.“ Früher habe er viele Aufträge von außen bekommen. „Man muss sich da immer in das hineinbegeben, was die Auftraggeber wollen und dann Kompromisse finden“, erklärt er. Das braucht er nun nicht mehr.
Nicht auf den ersten Blick ist die Plastik als „Schiff“ erkennbar
Seine bei vielen Menschen wohl bekannteste Skulptur ist das „Schiff“, ein farbenfrohes Metall-Kunstwerk auf der Ziegelwiese in Halle. „Ich bin glücklich, dass sich das bis heute dort gehalten hat. Das stammt aus dem Jahr 1989, also noch aus DDR-Zeiten. Es war kein Auftragswerk. Das habe ich einfach gemacht, weil ich Lust dazu hatte. Das Büro für architekturbezogene Kunst hat damals organisiert, dass es auf der Ziegelwiese aufgestellt wurde“, erzählt der Künstler. Nicht auf den ersten Blick ist die Plastik als „Schiff“ erkennbar. Die abstrakte Form, die viele Deutungsmöglichkeiten zulässt, ist typisch für Freyer.
Bevor er sein Kunststudium an der Burg Giebichenstein begann, erlernte er den Beruf des Gürtlers und ist sogar Meister dieses Fachs. Dabei lernte er vor allem, aus Kupfer und Messing Gefäße und Gerät anzufertigen. „Das mache ich heute noch gern, aber damit kann man keinen Blumentopf gewinnen“, so seine Erfahrung.
„Kleinteile“ für die Wohnung
Viele Werke von Freyer fallen durch intensive Farbgestaltung auf. „Dabei hatte ich ursprünglich nicht viel mit Farbe im Sinn“, erklärt er. Zur Farbe sei er durch das Burgstudium gekommen. „In meinen Studiengang waren ganz viele Maler. Von den rund zwanzig Studenten studierten fast die Hälfte Malerei.“ Farbe passe gut zu Metall. Alles, was aus Metall ist, werde doch irgendwie überzogen, schon, um dem Metall einen Rostschutz zu geben. Plastiken, die rostig sind, finde er dagegen nicht so schön. Diese Lust auf Farbe hat sich der Metallbildhauer bis heute bewahrt. Natürlich sei das bei manchen Auftragswerken nicht angebracht gewesen. Er verweist auf die Edelstahlplastik für das Telekomgebäude auf der Silberhöhe in Halle oder ein Kunstwerk, ür die Magdeburger Sparkasse.
Gegenwärtig kreiert Andreas Freyer nicht nur große farbige Kunstwerke für den Außenbereich, sondern, wie er es ausdrückt, auch „Kleinteile“ für die Wohnung - oder als Modelle zu verstehen, die er dann auch groß, teils begehbar, umsetzen könne.