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Metallbauer Stev Wiedersberg Dieser Familienbetrieb in Albersroda existiert in neunter Generation

Der Familienbetrieb von Metallbauer Stev Wiedersberg in Albersroda besteht in neunter Generation. Doch ihm selbst war das gar nicht bekannt.

Von Diana Dünschel 29.06.2021, 16:00
Stev Wiedersbergs Geschäft ist der Metallbau. Hier arbeitet er gerade an einer Treppe.  Seine Vorfahren standen noch am Schmiedefeuer.
Stev Wiedersbergs Geschäft ist der Metallbau. Hier arbeitet er gerade an einer Treppe. Seine Vorfahren standen noch am Schmiedefeuer. (Foto: Diana Dünschel)

Albersroda - Es ist nicht so, dass Christian Wiedersberg und sein Sohn Stev keine historischen Andenken an die Familie aufbewahren würden. Schwarz-Weiß-Fotos von früher und alte Bücher über die Kunst des Schmiedens besitzen die Albersrodaer schon. Schließlich war Opa Schmiedemeister. Aber das der Junior mit seinen 43 Jahren in neunter Generation Handwerker ist und alles 1670 im benachbarten Schnellroda begann, das musste ihnen jetzt erst Ortschronist Hartmut Augustin berichten und brachte die Ahnentafel zum Beweis gleich mit.

Eine Schmiede sucht man heute in Schnellroda wie auch in Albersroda freilich vergebens. Seniorchef Christian Wiedersberg (66) erzählt, dass sein Vater den Betrieb 1967 aufgab. Er selbst machte sich 1991 in einer früheren LPG-Werkstatt am Ortsrand selbstständig und bot fortan Metallbau- und Schlosserarbeiten an. Sein Sohn Stev lernte den Beruf des Gas-Wasser-Installateurs, stieg 1998 in den Betrieb mit ein und übernahm ihn im März dieses Jahres. Für ihn eine Selbstverständlichkeit und kein Druck, wie er betont. Sein Bruder, der beruflich in die gleiche Richtung ging, sei heute in der Fremde daheim. Stev dagegen sah und sieht in Albersroda seine Zukunft. „Ich arbeite hier nur noch ein bisschen als Hobby mit“, erklärt der Papa im Ruhestand dazu.

„Es macht Spaß, selber etwas herzustellen“

Statt das Schmiedefeuer zu entzünden und Pferde zu beschlagen fertigt Stev Wiedersberg als Ein-Mann-Unternehmen Hoftore, Türen, Zäune und Treppengeländer an. „Es macht Spaß, selber etwas herzustellen und zu erleben, was man aus einem Bund Rohren so alles machen kann“, sagt er. Seine Kundschaft sucht er sich in der Umgebung. Das mag daran liegen, dass sein Papa lange Zeit bundesweit auf Montage sein Geld verdiente, und heute selber einschätzt, dass dabei Haus und Hof auf der Strecke blieben, und davon nur abraten kann.

Senior Christian Wiedersberg zeigt Erinnerungen an seine Familie.
Senior Christian Wiedersberg zeigt Erinnerungen an seine Familie.
(Foto: Diana Dünschel)

Seine lange Familientradition, die nur ein Dorf weiter vor neun Generationen begann, sei ihm durch Hartmut Augustins Recherchen so richtig bewusst geworden, sagt Stev Wiedersberg. „Das hebt einen schon an“, findet er. Als dann sein Vater ein bisschen aus seiner Kindheit plaudert, wird klar, dass da noch die ein oder andere Anekdote im Verborgenen schlummert. Nicht nur die Männer packten in dieser Familie richtig an. Durch Zufall kam irgendwann auch die Tochter eines Schmiedes als Braut ins Haus. Sie war sich nicht zu fein, auch mal selbst den Vorschlaghammer zu schwingen, wie man hört.

Apropos hören. Laut geht es in der Metallbaufirma schon ab und an zu. Deshalb ist Chef Stev Wiedersberg über die Lage gleich neben Feldern froh. Dass sich einst auch die Schmieden meist am Ortsrand befanden, ist ein Zufall, passt aber. (mz)