Windeln, Glas und tote Tiere Dauerproblem: Müll wird illegal im Altkleidercontainer entsorgt
DRK Ortsverein Merseburg denkt über neues Standortkonzept nach.
Merseburg/Querfurt - Der Altkleidercontainer am Bahnhof in Kötzschau ist prall gefüllt. Als Kira Gusowski ihn öffnet, fallen ihr schon einige Textilien und Tüten entgegen. Gemeinsam mit Maria Otilie beginnt sie, die gefüllten Säcke und losen Kleidungsstücke in den Transporter zu verfrachten.
Die beiden jungen Frauen sind ein eingespieltes Team. Sie sind Mitglieder im Ortsverein Merseburg des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Seit einem dreiviertel Jahr fahren sie regelmäßig im Zweierteam die Altkleidercontainer des DRK ab, um die gespendete Kleidung abzuholen und ins Zwischenlager nach Merseburg zu bringen. Allerdings finden sie nicht nur Kleidung in den Containern vor.
Alte Kleiderbügel, kaputte Gardine und Essensreste: Altkleidercontainer werden als Müllhalde missbraucht
„Ich hatte, glaube ich, noch nie eine Fahrt, auf der wir keinen Müll in den Containern gefunden haben“, erzählt Otilie. Auch in Kötzschau sortieren die beiden Ehrenamtlichen einiges aus: alte Kleiderbügel, eine kaputte Gardine, ein abgenutzter Badezimmerteppich, ein schimmeliges Paar Schuhe.
Das ist aber noch harmlos. „Besonders ekelig ist es, wenn man im Sommer Essensreste in den Containern vorfindet“, sagt Otilie. „Wir hatten auch schon mal eine tote Katze.“ Gusowski ergänzt, dass auch oft benutzte Windeln in die Container geworfen werden. Sogar Quecksilber war schon dabei. Der Fund des giftigen Stoffs in Leuna hat im Januar einen Gefahrguteinsatz der Feuerwehr ausgelöst.
Vandalismus und vor allem illegale Müllentsorgung haben in den letzten Jahren zugenommen
Den Vorfall bezeichnet Maritta Morgner, Präsidentin des DRK-Kreisverbands Merseburg-Querfurt, als traurigen Höhepunkt der missbräuchlichen Nutzung von Altkleidercontainern. 21 DRK-Container im Altkreis Merseburg-Querfurt stehen derzeit den Bürgern zur Verfügung. Die Standortkosten trägt der Ortsverein Merseburg.
Morgner und der Ortsvereinsvorsitzende Mario Beier ärgern sich darüber, wie manche Menschen mit den Containern umgehen. Vandalismus und vor allem illegale Müllentsorgung habe in den vergangenen Jahren drei bis vier Jahren zugenommen, sagt Beier. „Glasscherben, kaputte Spiegel, Quecksilber, Holzlatten, in denen noch die Nägel drinstecken - dadurch werden unsere ehrenamtlichen Kräfte gefährdet.“ Deshalb hat der Verein Arbeitshandschuhe besorgt, die schnittfest sind.
„Beschädigung durch Feuer, Graffiti oder Aufbrechen der Container war leider schon immer ein Problem“
Im Container in Schafstädt habe man schon tote Hühne vorgefunden. In Frankleben entsorge regelmäßig jemand den Inhalt seines Katzenklos im Kleidercontainer. Teilweise müssen die Container nach der Entleerung gesäubert und desinfiziert werden und es kommen Entsorgungskosten hinzu. „Das ist ein enormer Aufwand“, betont Beier. Auch Kleidung, die längst nicht mehr nutzbar ist, werde immer wieder eingeworfen. „Es ist traurig, dass Leute Dinge einwerfen, die keinem Hilfsbedürftigen mehr etwas nützen. Es ist doch keine Lumpensammlung.“
Auch andere Anbieter von Altkleidercontainern können ein Lied von unerfreulichen Vorfällen singen. „Beschädigung durch Feuer, Graffiti oder Aufbrechen der Container war leider schon immer ein Problem“, berichtet Sophie Person von der AKS GmbH Halle. Der zertifizierte Entsorgungsfachbetrieb unterhält Altkleidercontainer im ganzen Saalekreis, unter anderem in Merseburg, Bad Dürrenberg und dem Weida-Land. „Die Container stehen kaum einen Tag, dann ist schon wieder etwas dran.“
Zunahme des Abfall-Problems: DRK-Ortsverein denkt darüber nach, einige Standorte zu schließen
Ein großes Problem sei auch hier, dass die Container immer wieder zur illegalen Müllentsorgung genutzt werden. Von Elektroschrott bis hin zum normalen Hausmüll werde sämtlicher Abfall einfach in die Container geworfen. „Vor allem Dinge, die etwas aufwendiger zu entsorgen sind“, sagt Person. Deshalb appelliert das Unternehmen, genau wie auch das DRK, an alle Bürger, keinen Müll oder etwa zu stark verschmutzte Textilien einzuwerfen. Nur so kann gewährleistet werden, dass die eingeworfenen Altkleider weiterverwendet oder –verwertet werden können.
Der DRK-Ortsverein denkt sogar darüber nach, einige Standorte zu schließen. „Wir überlegen, ein neues Konzept zu erstellen“, sagt Beier. Dabei stehen die Sicherheit für die Nutzer und Vereinsmitglieder sowie eine Kostenoptimierung im Vordergrund. Denn: Wenn ein Container ständig missbräuchlich genutzt wird, rechne er sich nicht mehr, erklärt der Vorsitzende.
„Mehr, als die Leute darauf hinzuweisen, die Container ordnungsgemäß zu nutzen, können wir nicht.“ Und das habe man schon auf allen Kanälen versucht. Es könne darauf hinauslaufen, dass künftig nur noch Kleidercontainer zur Verfügung stehen, die sich direkt an DRK-Stationen befinden, sagt Beier. „Die Erfahrung zeigt, dass es an diesen Stellen sehr gut funktioniert.“ (mz/Laura Nobel)