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Corona im Saalekreis Corona im Saalekreis: Drei bestätigte Fälle - Kreis erweitert Notbetreuung

Von Melain van Alst 18.03.2020, 08:05
In der Pressekonferenz sprachen Lutz Heimann (v.l.), Hartmut Handschak und Annegret Muchow über die aktuelle Lage.
In der Pressekonferenz sprachen Lutz Heimann (v.l.), Hartmut Handschak und Annegret Muchow über die aktuelle Lage. Katrin Sieler

Merseburg - „Es ist eine Krise“, sagt Landrat Hartmut Handschak (parteilos) und betont, dass er das Wort Krise bewusst gewählt habe. Gleichwohl sei es eine, die sich bewältigen lässt, dies macht er am Dienstag zur ersten Pressekonferenz seit Ausbruch des Coronavirus im Saalekreis deutlich.

Laut Handschak hängt die weitere Entwicklung auch viel davon ab, dass sich die Menschen an die doch sehr starken Einschränkungen, die das Land am Dienstag noch einmal verschärft hatte, halten würden. Noch ist man im Saalekreis einer komfortablen Lage mit drei bestätigten Fällen des Virus, aber das werde nicht so bleiben.

Drei Coronafälle im Saalekreis

Vorerst ist es nach Information des Landkreises am Dienstag bei drei infizierten Personen geblieben. Die Zahl der Verdachtsfälle ist dagegen auf 334 gestiegen. Dies hängt auch damit zusammen, dass es einen bestätigten Fall in einer Pflegeeinrichtung gibt.

Genauere Informationen wollten der Landkreis aus Datenschutzgründen nicht nennen. Nach MZ-Informationen befindet sich die Einrichtung im südlichen Saalekreis. „Die betroffene Abteilung ist unter Quarantäne“, erklärte Amtsärztin Annegret Muchow bei der Pressekonferenz des Kreises.

Bislang wird und wurde keiner der Infizierten im Krankenhaus behandelt

Zusammen mit Landrat Hartmut Handschak (parteilos) und Lutz Heimann, Geschäftsführer des Carl-von-Basedow Klinikums hat die Amtsärztin stellvertretend für den Landkreis, das Gesundheitsamt und das Klinikum nicht nur die Lage im Kreis eingeschätzt, sondern auch einen Überblick gegeben, welche Maßnahmen Krise zu erwarten sind:

Aktuelle Lage: Bislang wird und wurde keiner der Infizierten im Krankenhaus behandelt. Amtsärztin Annegret Muchow spricht von leichten Verläufen, weshalb sich die Patienten in häuslicher Quarantäne befänden. Zwei der Infizierten seien bei Auslandsaufenthalten mit dem Virus in Kontakt gekommen, die dritte Person habe sich in Leipzig bei einem bereits Erkrankten angesteckt, so die Ärztin weiter.

Besuchsverbot in Pflegeeinrichtung

Dadurch, dass sich einer der Fälle in einer Pflegeeinrichtung befindet, stieg die Zahl der Verdachtsfälle an. Seit Montag sei der Fall bekannt und fordere das Gesundheitsamt sehr. Man versuche alle Kontaktpersonen ausfindig zu machen und die Infektionskette zu unterbrechen, so Muchow. In der Pflegeeinrichtung gelte ein Besuchsverbot.

„Die Bewohner dürfen auch nicht raus.“ Die Mitarbeiter müssen in dieser Abteilung entsprechende Schutzkleidung tragen und ihren eigenen Gesundheitszustand überwachen. „Wir stehen in engem Kontakt mit der Einrichtung.“

Im Saalekreis derzeit 55 Menschen in häuslicher Quarantäne

Insgesamt befinden sich im Saalekreis derzeit 55 Menschen in häuslicher Quarantäne und weitere 133 Personen in Betreuung des Gesundheitsamtes. 68 Menschen wurden negativ auf das Virus getestet. Sieben Menschen wurden bereits aus der Quarantäne oder Betreuung entlassen.

Gesundheitssystem: Der Landkreis setzt im Gegensatz zur Stadt Halle weiter auf eine dezentrale Strategie, wonach Tests bei den Hausärzten durchgeführt werden. Allerdings, so Muchow, würde den Hausärzten häufig die spezielle Schutzausrüstung fehlen, also die entsprechende Maske. Der Landkreis habe zwar welche für die Ärzte bestellt, doch bislang seien diese speziellen Masken noch nicht geliefert worden.

„Die Hausärzte sind sehr kreativ“

Nach mehrfachem Vertrösten könnten sie nun Ende dieser Woche im Saalekreis ankommen. „Die Hausärzte sind jedoch sehr kreativ“, so die Amtsärztin. In einigen Fällen seien beispielsweise Patienten in ihren Autos sitzen geblieben und hätten den Test nur über einen Spalt im Fenster gereicht bekommen.

Parallel zu diesen Maßnahmen soll jedoch eine separate Fiebersprechstunde im Saalekreis entstehen. „Die baulichen Vorgaben werden bis Freitag abgeschlossen haben“, sagt Lutz Heimann, Geschäftsführer des Klinikums. Die Sprechstunde soll in Merseburg am aber nicht im Krankenhaus stattfinden. Wann genau die Arbeit dort aufgenommen werden kann, hänge aber noch mit Absprachen der Kassenärztlichen Vereinigung ab. Darüber hinaus arbeitet der Landkreis an einem mobilen Dienst, der für Abstriche angefordert werden könne.

Klinikum hat sich auf Patienten mit Coronavirus vorbereitet

Das Klinikum hat sich auf Patienten mit Coronavirus vorbereitet, hält entsprechende Intensivbetten bereit und sei auch personell wie materiell gut aufgestellt, so Heimann während der Pressekonferenz.

Notbetreuung für Kinder: Ab Mittwoch gilt in ganz Sachsen-Anhalt nur noch die Notbetreuung für Kinder bis 12 Jahre, deren Eltern in Berufen zur öffentlichen Daseinsvorsorge tätig sind und keine andere Möglichkeit zur Betreuung haben. Das Sozialministerium hat dazu genaue Vorgaben gemacht, die der Landkreis allerdings um eine Berufsgruppe ergänzt: „Speziell für den Saalekreis haben wir es für die Chemie erweitert“, sagt Landrat Hartmut Handschak.

„Daher müssen wir die Arbeitsfähigkeit gewährleisten.“

Im Kreis seien Großunternehmen der chemischen Industrie angesiedelt, deren Anlagen man nicht einfach ein- und ausschalten könne. „Daher müssen wir die Arbeitsfähigkeit gewährleisten.“

Hilfe für Anwohner: Die Hotline des Gesundheitsamtes ist werktags von 8 bis 18 Uhr erreichbar und wird laut Amtsärztin Annegret Muchow auch rege genutzt. Nicht jeder sei jedoch mit der Antwort dort zufrieden, denn in den meisten Fällen wird geraten, sich selbst zu beobachten. Bei Krankheit sei dann aber immer noch der Hausarzt der erste Ansprechpartner, der jedoch erst angerufen werden sollte. Neben dem Coronavirus hat aber auch die Grippe an Fahrt aufgenommen. Derzeit sind gut 700 Fälle registriert, so der Kreis.

››Die Hotline des Gesundheitsamtes zum Thema Coronavirus ist unter Tel.: 03461/402727 zu erreichen. (mz)