Casino Leuna-Günthersdorf Casino Leuna-Günthersdorf: Spielbank-Direktor geht mit Ex-Investor hart ins Gericht

Günthersdorf - Im Eiltempo springt ein Mitarbeiter um den Roulette-Tisch. Mit einem Lappen wienert er die edle Holzeinfassung, um die Fingerabdrücke von der letzten Nacht zu entfernen, während im Hintergrund eine Titel-Melodie von James Bond läuft.
Legere Kleidung und Currywurst-Verkauf
Ob der so stilsichere Geheimagent ein Bein in die Spielbank Günthersdorf setzen würde, ist fraglich. Denn in dem vor etwas mehr als einem Jahr eröffneten Haus läuft einiges anders als es die Vorstellungen von einem Kasino vermuten lassen: angefangen bei der lockeren Kleiderordnung bis hin zur ungewöhnlichen Speisekarte, die auch Deftiges wie Currywurst zu bieten hat. Aber offenbar verspricht dieser Kurs Erfolg.
„Wir sind zufrieden“, sagt Spielbank-Direktor Marcus Brandenburg ohne Zahlen zu nennen. „Wir liegen aber über den Erwartungen.“ Zur Orientierung: Vor der Eröffnung hatte die Betreiberin, die Merkur Spielbanken Sachsen-Anhalt GmbH, mit jährlich 60.000 Besuchern kalkuliert. Das wären fast doppelt so viele wie die Spielbanken in Halle, Magdeburg und Wernigerode vor Jahren gezählt hatten, bevor sie pleite gingen.
43 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze
Dass der Bruttospielertrag in den vergangenen Jahren in der Branche dramatische Einbrüche verzeichnet hat, schreckt die Macher dabei nicht ab. Brandenburg verweist auf die wachsenden Marktanteile des Unternehmens, das in Günthersdorf bis 2019 rund 6,5 Millionen Euro investieren will. „Während in anderen Unternehmen Stellen gestrichen werden, befinden wir uns in Expansion“, sagt er. So seien auch in Günthersdorf bereits 43 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze entstanden. „Wir haben nur fünf bis sechs studentische Aushilfen.“
Erst im März hatte Brandenburg die Führung des Hauses in Günthersdorf übernommen und in diesem Zuge zudem mit Magdeburg den inzwischen zweiten Spielbank-Standort im Land eröffnet. Dass es bei nur zwei von den laut Lizenz drei möglichen Standorten bleibt, will Brandenburg im Gegensatz zu seiner Vorgängerin so nicht bestätigen. „Wenn sich die Geschäfte weiter positiv entwickeln, kann Sachsen-Anhalt auch eine dritte Spielbank verkraften“, ist der erfahrene Direktor überzeugt. Helfen könnte in Günthersdorf die gute Verkehrsanbindung und die Nähe zu Leipzig. „Dort dürfen wir zwar nicht werben, aber hiesige Radiosender und damit unsere Werbung werden auch jenseits der sächsischen Landesgrenze gehört“, sagt er und grinst verschmitzt.
„Das waren ja Straßenräuber“
Hart ins Gericht geht er derweil mit dem vorherigen Investor, der die Spielbanken in die Pleite geführt hatte. Laut Brandenburg hätte man damals einige Fehler im Umgang mit der zyprisch-israelischen Sybil-Group gemacht. „Das waren ja Straßenräuber.“ Das Land hatte sich für den Verkauf der Kasinos an die Gruppe entschlossen, weil es aufgrund sinkender Gästezahlen bis zu drei Millionen Euro zuschießen musste. 2011 ging Sybil jedoch pleite. Und mir ihr verschwand Fortuna, bis Merkur den Lizenz-Zuschlag erhielt. Mit dem neuen Betreiber hofft das Land künftig auf rund eine Million Euro Steuereinnahmen.
Damit die Einnahmen stimmen, lockt die Spielbank in Günthersdorf mit Automaten- und klassischem Spiel vor allem Jüngere an. Männertag wurde im Kasino ebenso gefeiert wie schon Junggesellenabschiede. Auch deshalb gilt hier kein Zwang zum Smoking. „Wir lassen niemanden in Unterhose rein“, scherzt Spielbank-Chef Marcus Brandenburg. Lockerer als in seiner Heimat Baden-Baden dürfe es aber schon sein. „Da erinnert der Gang ins Kasino an einen Kirchenbesuch.“ (mz)
