Das fliegende Auge Bundespolizei in Mitteldeutschland: Mit dem Hubschrauber auf Verbrecherjagd
Halle (Saale)/Oppin - Kurz vor Mittag kommt der Einsatzbefehl. Auf der Bahnstrecke zwischen Eisleben und Sangerhausen läuft ein Mann im Gleisbett. Jetzt muss es schnellgehen. Innerhalb weniger Minuten hebt der Hubschrauber der Bundespolizei auf dem Flughafen Oppin bei Halle ab, mit Tempo 250 schießt der Helikopter Richtung Riestedt.
Die hochauflösende Spezialkamera bekommt den 23-Jährigen an einem Bahnübergang ins Bild. Der Hubschrauber landet, die Besatzung holt den Mann aus der Gefahrenzone. Passiert ist der Fall am 26. August. Und er beschreibt einen Teil des Einsatzalltags der Crew bei der Bundespolizei.
Hubschrauber bei der Bundespolizei: Drei Crewmitglieder
Am Samstagmorgen steht der dunkelblaue „H 135“ in Oppin vor seinem Hangar, der Wind lässt die Rotorblätter wippen. Polizeihauptkommissar Marco Wiegand ist entspannt. Bis Freitagabend war noch nicht klar, ob der Hubschrauber zur Unterstützung der Einsatzkräfte nach Chemnitz fliegen soll, um die für Samstag angemeldeten Demonstrationen aus der Luft mit zu überwachen.
Doch die Amtshilfe wird nicht benötigt. „Also bleiben wir in Bereitschaft“, sagt der 42 Jahre alte Pilot. Im Büro duftet frischer Kaffee, auch Polizeihauptkommissar Swen Dotzauer (45), der Flugtechniker, und Polizeihauptmeister Jürgen Hartmann (59), der Systemoperator, sitzen am Tisch. Das Trio hat die Wochenendschicht bis Montag früh.
Zwölf Stützpunkte mit insgesamt 88 Hubschraubern unterhält die Bundespolizei in Deutschland
Zwölf Stützpunkte mit insgesamt 88 Hubschraubern unterhält die Bundespolizei in Deutschland. Die Region Halle-Leipzig gehört zur Fliegerstaffel in Fuldatal bei Kassel. Seit 1997 ist ein Hubschrauber in Oppin stationiert. Von hier aus werden Einsätze in Mitteldeutschland von Stendal bis Riesa und Eisenach abgedeckt, zur Unterstützung der Beamten am Boden. Das „fliegende Auge“, ausgerüstet unter anderem mit einer Wärmebildkamera, überwacht vor allem Bahnanlagen.
„Vor Hochrisikospielen im Fußball fliegen wir vor den Sonderzügen mit den Fans und kontrollieren, ob jemand Hindernisse auf Gleise gelegt hat“, erzählt Wiegand, der aus Franken stammt. Zum Einsatzgeschehen gehören neben der Jagd nach Buntmetalldieben auch Dokumentationen bei Bahnunfällen; oder, im Rahmen der Amtshilfe, die Suche nach Vermissten, aber auch der Kampf gegen Waldbrände. Bei Umweltkatastrophen setzt die Bundespolizei aber andere Hubschrauber ein, die eine höhere Traglast haben.
Hubschrauber der Bundespolizei: Besatzungen wechseln und müssen sich blind aufeinander verlassen können
Von Fuldatal aus werden die Dienstpläne erstellt. Die Besatzungen wechseln und müssen sich blind aufeinander verlassen können. In Oppin haben die Bundespolizisten eine Wohnung. „Das ist wie auf Montage. Unsere Familien haben sich daran gewöhnt“, sagt Dotzauer, der in der Luft Technik, Navigation und mit Hartmann den Funkverkehr managt. Hartmann bedient die Kamera mit ihren verschiedenen Objektiven. „Ich habe 2 300 Flugstunden und bin damit so etwas wie der Dino bei der Bundespolizei. Es macht enormen Spaß.“ Die Arbeit sei abwechslungsreich.
Komplett bestückt und mit vollem Tank schafft der Hubschrauber mit seiner Außenhaut aus Karbon- und Kohlefasern Reichweiten bis 640 Kilometern. 225 Liter Kraftstoff rauschen pro Stunde durch die Brennkammern der beiden Triebwerke, die beim Start jeweils 700 PS mobilisieren. Auf 200 bis 250 Einsätze kommt der „H 135“ im Jahr. Auch nachts hebt der Hubschrauber ab. „Unser großes Plus ist die Flexibilität. Wir sind schnell vor Ort und erreichen abgelegene Gebiete. Nur das Wetter kann uns stoppen.
Die Welt von oben zu sehen, ist immer wieder faszinierend“, sagt Pilot Wiegand. Dank der leistungsstarken Kamera steigt der Hubschrauber bei Observationen auch bis 5.000 Fuß auf, das sind über 1.500 Meter. „Dann haben wir einen breiten Blick und Straftäter hören uns nicht“, erzählt Hartmann. Bordkanonen hat der Hubschrauber übrigens nicht. Die Metallrohre links und rechts der Kabine, die wie Maschinengewehre aussehen, messen den einströmenden Luftdruck und bestimmen so die Geschwindigkeit. Die Crew selbst trägt Pistolen. (mz)