Tausende Besucher Brunnenfest und Mittelalter - Im Saalekreis wird wieder gefeiert
Das Lauchstädter Brunnenfest lockt Tausende Besucher und bietet Schaustellern die langersehnte Arbeitsmöglichkeit - in Querfurt tobt das Mittelalter.
Bad Lauchstädt/Querfurt/MZ - Die Schlange in der brütenden Nachmittagssonne auf dem Lauchstädter Marktplatz ist lang. Zu kaufen gibt es in den Zelten allerdings nicht. Aber immerhin die Zutrittsberechtigung für das 216. Brunnenfest, das anders als viele andere Stadtfeste der Region stattfindet. 1, 2, 3 sind die beiden Zelte und die Hütte durchnummeriert: Anmelden, Testen, Eintritt bezahlen. Zutritt zum Kern des Festgeländes gibt es nur mit Bändchen und das gibt nur für Geimpfte, Genese oder Geteste.
Zu den Ständen auf der Querfurter Straße, die allerlei bunte Klamotten und Trödel verkaufen, kommen die Gäste so. Erst am Eingang zum Kurpark steht ein Securitymann. Er kontrolliert die Bänder, tickert auf einem kleinen Zähler in seiner Hand die Eingehenden mit: „Es gibt viele Diskussionen“, berichtet er. „Viele kommen ohne Bändchen, die muss ich zurück zum Markt schicken. Einige sagen dann, sie fahren wieder.“
„Wir lernen uns gerade selber an. Die Software ist schon sehr komplex.“
Viele sind aber wohl geblieben. Die Tische vor den Kolonnaden sind gut besetzt. Vor der Bühne, auf der gerade ein Trio Schlager trällert, schwingen zwei ältere Pärchen das Tanzbein. Auf der anderen Seite des Kurparkteiches wird dagegen gearbeitet. Mark Schmidt, besser bekannt als Bombenschmidt, und sein Team bereiten gerade den ersten ihrer zwei Auftritte beim Brunnenfest vor. „Morgen gibt es ein klassisches Musikfeuerwerk“, blickt der Chef auf den Sonntagabend voraus.
Die Samstagabendshow ist für den Wettiner dagegen experimenteller. „Heute probieren wir es mit einer Mischung aus Lasershow, Feuerfontänen und Feuerwerk.“ Er habe das vergangene Jahr genutzt, um das Angebot seiner Firma zu erweitern. „Dem Ruf nach Nachhaltigkeit anzupassen.“ So sind nun Laser und Wasserfontänen neu im Sortiment. Auch mit Drohnen will er arbeiten, die Feuerwerk abschießen und Lichterketten zwischen sich spannen können. Aber die seien noch nicht so weit. „Wir lernen uns gerade selber an. Die Software ist schon sehr komplex.“ Sieben Tage die Woche sei er beschäftigt, erzählt der Pyrotechniker, der wie er sagt seit Juni voll ausgebucht ist.
„Wir sind zufrieden, dass das Fest stattfindet“
Für Jürgen Stoll ist das Brunnenfest, dagegen die erste Arbeitsgelegenheit seit Oktober. Seither habe er Überbrückungs- und für seine Mitarbeiter Kurzarbeitergeld bekommen, erklärt der Schausteller. Er sitzt am Schaltpult der Berg-und-Tal-Bahn auf dem Rummel vor dem Freibad. Seine Frau betreut das Kinderkarussell nebenan. Etwa jede fünfte Bank des Fahrgeschäfts ist besetzt, Stoll dennoch bester Dinge. „Wir sind zufrieden, dass das Fest stattfindet, dass sich die Stadt engagiert.“ Natürlich werde das Fest nicht wie in Vorjahren, aber: „Die Leute sind glücklich, dass wieder etwas los ist, es auch mal wieder was Positives gibt.“
Und etwas Neues. Auf dem erstmals angebotenen Mittelaltermarkt im Schlossinnenhof spielt gerade die Kapelle aus Dudelsack und Trommel auf. Es riecht nach Mutzbraten und Knoblauchbrot. Die Gäste haben mehr als ausreichend Platz, da ein weiterer Security-Mann den Zugang streng bewacht.
„Jetzt wird nachgeholt.“
Mehr Gedränge und ein noch größeres mittelalterliches Spektakel gibt es 20 Kilometer westlich im Bauernmuseum Querfurt. Dorthin ist das Burgfest wegen der Endlosbaustelle auf der Feste dieses Jahr ausgewichen. In langen Reihen stehen Zelte und Buden, die Handbrot, historisch anmutende Kleider und Schmuck feilbieten. Umringt von einem Kranz aus Zuschauern liefern sich vier Ritter ein Schaugefecht. „Die Männer machen vorne mit dem Altmetall Lärm, wir sehen hier gut aus“, spöttelt Ina vom Ritterorden Thüringen, die neben der Schafswolle spinnenden Jule etwas abseits unter einem der Zelte sitzt. Sie seien als Schausteller und darstellende Handwerker engagiert, erklärt sie. Das Wochenende über lebt der Ritterorden nun neben der Burg Mittelalter. Es sei schön hier, direkt auf der Burg wäre es aber vielleicht noch etwas schöner, sagt die junge Frau. Seit Mitte Juli gehe es jetzt Schlag auf Schlag mit solchen Festen: „Jetzt wird nachgeholt.“
Nachgeholt, was in der Pandemie lange Zeit gar nicht möglich war: Feste feiern. Bad Lauchstädts Bürgermeister Christian Runkel (CDU) zieht denn am Sonntag auch ein „richtig gutes“ Zwischenfazit: Die viele Arbeit zur Vorbereitung habe sich gelohnt. „Am Samstag waren im Laufe des Tages mehr als 3.000 Besucher da. Das hätten wir so nicht erwartet.“ Da könne man insgesamt zufrieden sein.