Brennender Bus in Braunsbedra Brennender Bus in Braunsbedra: Brandanschlag oder technischer Defekt - Polizei schaltet LKA ein
Merseburg - Lothar Riese, der Chef des kommunalen Busunternehmens PNVG, ist eine Frohnatur und immer für einen lustigen Spruch zu haben. Eigentlich. Doch jetzt steht Riese auf dem Betriebshof in Merseburg mit versteinerter Miene vor dem Skelett eines ausgebrannten Fahrzeugs, das mal ein Schulbus gewesen ist.
In der Nacht zum 10. Oktober war der Bus in Braunsbedra abgefackelt. Dort stand er auf einem Parkplatz in der Merseburger Straße. Seitdem wartet Riese auf ein Ermittlungsergebnis der Polizei. War es Brandstiftung? Oder doch ein technischer Defekt? Das Revier in Merseburg hält sich zurück, hat nach den Worten ihres Sprechers Jürgen Müller aber bei der Ursachenforschung das Landeskriminalamt eingeschaltet. Ein gezielter Anschlag wird nicht ausgeschlossen, zumal die Indizien für eine Straftat sprechen.
„Sollte der Brand vorsätzlich gelegt worden sein, wäre das eine neue Qualität. Von schweren Angriffen sind wir zum Glück bislang verschont geblieben“, sagt Riese. Hin und wieder würden übermütige Fahrgäste, wohl Schüler, mit Messern die Sitze aufschlitzen. Auch die Nothämmer zum Einschlagen der Scheiben bei einem Unfall verschwinden regelmäßig aus den Bussen. Aber Brandstiftung? „Vor fünf Jahren wollte ein Täter mal einen Bus hier auf dem Betriebshof anbrennen. Er hatte eine Scheibe zerstört und einen Brandsatz in ein Fahrzeug geworfen. Zum Glück wurde er von einem Zeugen beobachtet. So konnte ein Fahrer, der sich zufällig noch auf dem Gelände befand, Schlimmeres verhindern“, sagt Riese.
Jetzt spricht er von rund 80.000 Euro Schaden. Der Bus war sieben Jahre alt und hatte rund 300.000 Kilometer abgespult. Für Fahrzeuge dieser Art ist das ein Klacks. Bevor Busse im Durchschnitt nach 14 Jahren ausgemustert werden, haben sie bis zu einer Million Kilometer geschrubbt. Jährlich müssen sie zum Tüv. „Wir hatten Experten des Herstellers hier, die sich das Wrack angeschaut haben. An einen technischen Defekt glauben sie eher nicht“, meint Riese. Auffällig seien Spuren an einem der Hinterräder sowie im vorderen Bereich unter der Karosse. „Wurden dort Brandsätze gezielt deponiert?“, fragt der PNVG-Chef.
Wenn ja, warum? Einen Reim kann er sich nicht darauf machen. Natürlich gebe es immer wieder verärgerte Fahrgäste. Aber die würden eher die Fahrer beschimpfen oder am Telefon in der Zentrale Dampf ablassen. „Wir sind nicht in der Großstadt, wo teilweise Wild West herrscht.“ Deshalb sei nur ein Bus aus der PNVG-Flotte mit Videokameras zur Überwachung des Fahrgastraums ausgestattet. Die aufgezeichneten Daten werden stets nach 24 Stunden gelöscht, versichert Riese. Noch gebe es keine Pläne, die Videokontrolle auf mehr Busse auszuweiten.
Dass Busse über Nacht auswärts parken, mache Sinn, wenn der Fahrer in der Nähe seiner Tour wohnt. „Wir sparen Zeit und Geld, wenn er von zu Hause aus mit seiner Strecke startet“, sagt PNVG-Betriebsleiter Michael Friedrich. Von den 70 Bussen treffe das auf zwölf zu. Und diese Praxis habe sich bewährt.
(mz)
