Bombenfund in Leuna Bombenfund in Leuna: Zehn-Zentner-Bombe mitten im Chemiepark entschärft

Leuna - Sprengstoffexperten haben am Dienstagabend eine Zehn-Zentner-Weltkriegsbombe mitten im Chemiepark Leuna entschärft. „Der Heckzünder war problemlos zu entfernen“, sagte der Sprecher des Technischen Polizeiamts, Axel Vösterling, unmittelbar danach.
„Für den Frontzünder brauchte es etwas mehr Überzeugungskraft.“ Die zuvor in Sicherheit gebrachten Anwohner des nahegelegen Ortes Spergau konnten in ihre Wohnungen zurückkehren, der vorübergehend unterbrochene Bahnverkehr kam wieder ins Rollen.
Bei strömendem Regen wurde die Bombe mit einem Bagger aus dem Boden gehoben und in einen Lastwagen verladen. Das Gebiet um den Fundort war am Nachmittag in einem Radius von 800 Metern evakuiert worden.
Betroffen waren vier Chemie-Produktionsstätten sowie rund zehn Dienstleistungsunternehmen, wie der Sprecher des Standort-Betreibers InfraLeuna, Martin Halliger, sagte. Daneben mussten 360 Bewohner der Ortschaft Spergau zwischenzeitlich ihre Wohnungen verlassen.
Eine Anlage des Erdölunternehmens Total liegt nur rund 400 Meter entfernt von dem Fundort des Blindgängers und befand sich damit im gefährdeten Bereich.
Trotzdem sei während der Entschärfung die Erdölverarbeitung weitergegangen, sagte Unternehmenssprecher Stefan Möslein. „Wir haben keine Beeinträchtigungen, was die Produktion angeht.“
Gemeinsam mit mehreren Sicherheitsexperten sei man zu dem Schluss gekommen, dass auch im Falle einer Explosion Splitter nicht weit genug fliegen könnten, um die Anlage zu beschädigen.
Die etwa 25 Mitarbeiter, die sich am Abend noch vor Ort aufhielten, mussten sich aber in einer explosionsgeschützten Warte aufhalten, bis die Bombe um etwa 18.35 Uhr am Abend unschädlich gemacht worden war.
In Leuna würden regelmäßig Bomben gefunden, berichtete der Sprecher des Technischen Polizeiamts, Vösterling. „Das war ein Ziel der Bombardierungen der Alliierten.“ Der Standort war „kriegswichtig“ - unter anderem wurde hier während der Nazi-Herrschaft Benzin für die Wehrmacht produziert.
Bereits am Nachmittag war der Betrieb auf den beiden Rangierbahnhöfen in der Nähe der Bombe gestoppt worden, wie InfraLeuna-Sprecher Halliger sagte. Kesselwagen, in denen Flüssigkeiten und Gase transportiert werden können, wurden aus der Gefahrenzone gebracht.
Strohballen, die eventuelle Splitter aufhalten sollten, türmten sich rund um die Baugrube mit der Bombe. Schon gegen 14.00 Uhr waren die Bewohner von acht Straßen in Spergau gebeten worden, ihre Häuser zu verlassen. Sie kamen kurzzeitig in einer Halle unter.
Der Bahnverkehr auf der Strecke zwischen Merseburg und Großkorbetha wurde am Abend wieder freigegeben. Die Züge der Linien RB 20 Eisenach-Erfurt-Naumburg-Halle und RE 30 Naumburg-Halle-Magdeburg würden wieder uneingeschränkt fahren, teilten die Deutsche Bahn und Abellio Rail Mitteldeutschland mit.
Der vorübergehend eingerichtete Schienenersatzverkehr entfalle. Während einer Übergangszeit, bis sich der Fahrplan eingespielt habe, sei mit Verspätungen zu rechnen. (dpa)
