Bombe plötzlich explodiert Bombe plötzlich explodiert: Können schlummernde Blindgänger im Saalekreis detonieren?

Merseburg/Limburg - Zehn Meter breit und vier Meter tief ist ein plötzlich aufgetauchter Krater auf einem Feld nahe dem hessischen Limburg. Kampfmittelexperten sind sich sicher: Hier ist in der Nacht zum Sonntag eine Weltkriegsbombe plötzlich explodiert. Verletzt wurde glücklicherweise niemand. Ausgelöst wurde die Explosion vermutlich durch einen Langzeitzünder. Auch im Saalekreis schlummern noch viele Blindgänger im Erdreich. Kann sich eine solche Explosion auch bei uns ereignen?
Blindgänger: Trecker als Impuls für eine Explosion?
„Ohne äußere Einwirkung ist eine solche Detonation fast schon ein Ding der Unmöglichkeit“, erklärt Grit Merker, Sprecherin des Technischen Polizeiamtes in Magdeburg. In der Regel bräuchte es schon einen Reiz von außen, um die Bomben - unabhängig von ihrem Zünder - zur Explosion zu bringen. Generell ist bei den Fliegerbomben zwischen mechanischen und chemischen Zündern zu unterscheiden. Erstere explodieren beim Aufschlag. „Es gibt bei diesen Bomben einen Druckpunkt, der den Zünder aktiviert, es braucht also nur einen rein mechanischen Impuls“, erklärt die Polizeisprecherin.
Bei den chemischen Zündern verhält es sich anders. In den entsprechenden Bomben sind kleine Glasampullen verbaut, in denen chemische Stoffe enthalten sind. „Geht das Glas kaputt, vermischen sich die Stoffe und reagieren miteinander“, erklärt Merker. Dann kommt es zur Detonation. Wie lange dies dauert, ist unklar.
Saalekreis: Kampfmittelräumer regelmäßig auf Feldern bei Trebnitz
Nicht ohne Grund also werden diese Mechanismen auch Langzeitzünder genannt. „Ich stecke im Fall Limburg nicht drin und kenne die Erkenntnisse zu der Explosion nicht“, sagt die Sprecherin. „Aber auch hier könnte es so gewesen sein, dass beispielsweise ein Trecker über die Stelle gefahren ist und die Bombe so einen Impuls bekommen hat.“
Der Fall in Hessen zeigt aber auch, wie wichtig die Arbeit der Kampfmittelräumer ist, die eben nicht nur in Baugruben das Erdreich nach vermuteten Blindgängern absuchen. Auch auf Felder wird beispielsweise nach der Auswertung von Luftbildern nach gefährlichen Fundstücken gesucht. Einschlagtrichter, die sich aus der Luft noch immer auf den Feldern erkennen lassen, geben oft den richtigen Hinweis. In den vergangenen Jahren waren die Experten so regelmäßig auf Feldern bei Trebnitz unterwegs - und wurden auch fündig.
Weiteres Einsatzgebiet der Sprengmeister: Fluss- und Bachläufe
„Dazu kommen wir aber kaum noch“, räumt Grit Merker ein. In der Regel werde der Kampfmittelräumdienst bei konkreten Funden angefordert. Zum anderen bilden Baugrundstücke, die untersucht werden müssen, einen immer größeren Schwerpunkt der täglichen Arbeit.
„Der Bauboom schlägt so auch auf unsere Kampfmittelexperten durch, die immer mehr in diesem Bereich zu tun haben“, erzählt die Polizeisprecherin. Mit Blick auf den Sommer rückte zuletzt ein weiteres Einsatzgebiet in den Fokus der Sprengmeister: Die Fluss- und Bachläufe in belasteten Gebieten. „Aufgrund der Hitze führen viele Flüsse extrem niedriges Wasser, was viele Kampfmittel zu Tage fördert.“ (mz)
