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saalekreis Bad Lauchstädt: Einstige Schülerin kehrt als Chefin an Goethe-Schule zurück

Die Lauchstädterin Sandy Fünfziger ging einst selbst zur Goethe-Schule. Nun gestaltet sie mit Marie-Christin Röder-Wüst deren Zukunft.

Von Robert Briest Aktualisiert: 09.09.2021, 16:31
Sandy Fünfziger (l.) und Marie-Christin Röder-Wüst sagen: ?Wir sehen uns als Team?.
Sandy Fünfziger (l.) und Marie-Christin Röder-Wüst sagen: ?Wir sehen uns als Team?. (Foto: Robert Briest)

Bad Lauchstädt/MZ - Gut ein Dutzend Lehrer an der Lauchstädter Goethe-Schule kannte Sandy Fünfziger schon. Aus ihrer eigenen Schulzeit. Bis 1999 besuchte sie die Bildungseinrichtung mit den zwei Standorten im Schloss und an der Halleschen Straße. Dann wechselte sie ans Gymnasium. Über den Umweg Universität und Gemeinschaftsschule „Heinrich Heine“ ist die heute 38-Jährige zum neuen Schuljahr zurückgekehrt – als Nachfolgerin von Marlies Felsberg, die im Sommer in Rente gegangen war. So ist aus der Schülerin Fünfziger nun die Leiterin geworden. Ihre ehemaligen Lehrer sind nun Kollegen: „Sie haben mich aber als Chefin akzeptiert, sind auch ein Stück stolz darauf, eine Schülerin zu haben, die noch das Abi geschafft hat und jetzt Leiterin ist.“

Die hat eine ebenfalls frischgebackene Stellvertreterin an ihrer Seite. Marie-Christin Röder-Wüst ist in Zschornewitz bei Gräfenhainichen aufgewachsen. Nach dem Lehramtsstudium in Biologie, Geschichte und Hauswirtschaft absolvierte sie ihr Referendariat an der Goethe-Sekundarschule in Merseburg, bevor sie vor einigen Jahren zur anderen Goethe-Schule im Kreis wechselte. Dort arbeitet sie sich jetzt mit Fünfziger in die neuen Aufgaben ein. „Ich kenne die Schule von innen, weiß was funktioniert. Sie hat den Blick von außen“, sagt die Stellvertreterin. Die Chefin ergänzt: „Es ist erstmal viel Organisatorisches zu tun. Das sind so banale Dinge, wie die Frage, wen ruft man bei Personalangelegenheiten an, wen bei Hausmeisterfragen.“

„Die fünften Klassen sind voll“

Am Grundkonzept, das ihre Vorgängerinnen auf den Weg gebracht haben, wollen die beiden nicht rütteln: Die Goethe-Schule wandelt sich gerade von der Sekundar- zur Gemeinschaftsschule. Nur die neuen Zehnten sind noch im alten System unterwegs. Die Nachfrage bei Kindern und Eltern ist seit Jahren groß. „Die fünften Klassen sind voll“, sagt Röder-Wüst. Die Schule habe mittlerweile Platzprobleme: „Wir haben keine Räume mehr.“ Der Saalekreis hatte einen solchen Platzmangel noch vor zwei Jahren negiert und deshalb eine Beteiligung an der geplanten Sanierung des Ostflügels des Schlosses abgelehnt, die neue Räume bringen könnte.

Die Geschichts- und Ethiklehrerin Fünfziger hat derweil vor allem die pädagogische Seite im Blick: „Ich wollte Schulleiterin werden, um in der Schullandschaft etwas zu bewegen, sie moderner zu machen. Als normale Lehrkraft hat man da ja nur einen begrenzten Rahmen.“ Moderner heißt für sie etwa: offenere Unterrichtsformen. Die Schüler sollen sich mehr Infos individuell erarbeiten. „Damit sie später für die Arbeitswelt gerüstet sind, kein starres Auswendiglernen.“ Das hält auch die 30-jährige Röder-Wüst für nicht mehr zeitgemäß. „Dafür verändert sich die Welt zu schnell. Was wir heute glauben zu wissen, ändert sich in drei Jahren wieder.“ Auch die Berufsorientierung durch praktische Erfahrungen hält das neue Führungsduo für wichtig. Die Schüler sollten nicht für den Abschluss, sondern für ein klares (Berufs-)Ziel lernen.

Ein dritter Punkt, den beide nennen, ist die Digitalisierung. Wobei Röder-Wüst vor einer Fehlinterpretation des Begriffs warnt: „Viele haben dann die Vorstellung, dass alles nur noch am Computer abläuft. Aber es wird immer noch auch mit Hand geschrieben und Bücher geben.“ Akut müssen die Chefinnen erstmal eine neue Lernplattform suchen, da die alte vom Netz geht. Und auch wenn sie hoffen, dass das neue Schuljahr ohne Fernunterricht auskommt, sagt Röder-Wüst: „Lieber man hat einen Plan, der nicht genutzt wird.“ Zumal ein Teil des Tagesgeschäfts bereits online abläuft. Die Verteilung der Wochenpläne an die Schüler etwa oder die Erreichbarkeit der Lehrer.