Handwerk aus Mücheln Bäckerei Sommerwerk: Von Mücheln nach Sibirien
Mücheln - Wer denkt jetzt im Juni an Stollen und anderes Weihnachtsgebäck? Helge Sommerwerk, der Chef der gleichnamigen Bäckerei und Konditorei aus Mücheln, kauft tatsächlich schon die Zutaten für den diesjährigen Lebkuchenteig. Denn der muss mehrere Monate vor Verkaufsstart vorbereitet werden.
Der Honig dafür stammt übrigens aus Mansfeld-Südharz, so wie der Familienbetrieb alle Rohstoffe in der Region kauft: das Mehl von der Mühle Zeddenbach bei Freyburg, die Eier aus dem Geiseltal, Erdbeeren für den Erdbeerkuchen aus Langeneichstädt...
126-jährige Familientradition
126 Jahre gibt es die Bäckerei bereits. Helge Sommerwerk, der 1989 die Meisterprüfung ablegte, führt sie in vierter Generation. Rund 25 Mitarbeiter gibt es derzeit. Sie arbeiten sowohl in der Zentrale in der Dr.-Wilhelm-Külz-Straße in Mücheln als auch in einer Handvoll Außenstellen in der näheren Umgebung sowie seit 2015 auch in Weißenfels. Zum Sortiment gehören neben Kuchen und Plätzchen etwa 15 Brot- und 20 Brötchensorten, die es freilich nicht alle gleichzeitig gibt. Etwa zwei Tonnen Mehl werden dafür pro Woche benötigt.
Das Gesamtangebot ist laut dem Müchelner Unternehmer einerseits eine Platz- und andererseits eine Personalfrage. Gerade die Mitarbeitersuche sei nicht zuletzt aufgrund der Arbeitszeiten schwierig. Die Lieferfahrzeuge würden morgens immerhin schon kurz nach 5 Uhr vom Hof fahren. Bis dahin müsse alles fertig sein. Das Angebot hat der Meister aufgrund des Personalmangels bereits reduziert, ist zu erfahren. So sei es derzeit zum Beispiel nicht möglich, Hochzeitstorten anzubieten.
Optimistischer Blick in die Zukunft
Doch Helge Sommerwerk und seine Frau haben Grund, optimistisch in die Zukunft zu schauen. 2015 begann ein Azubi im Verkauf. Im August kommen zwei Lehrlinge hinzu, die zum Schülerpraktikum im Betrieb waren und dann meinten, sie hätten dort ihren Traumberuf gefunden. Jetzt wollen sie Bäcker und Konditor werden.
Brot nach dem Sommerwerk-Familienrezept für Sauerteig wird seit einigen Jahren sogar in Sibirien gebacken. Grund ist, dass Vorfahren von Bäckerei-Chefin Annett Sommerwerk vor 100 Jahren dort angesiedelt wurden und die Müchelnerin seit einiger Zeit regelmäßig wieder quasi zu den Wurzeln der Familie reist, das nächste Mal in ein paar Wochen. Dann wird sie nicht nur Brote im Gepäck haben, sondern auch wieder Sauerteig. Wenn man davon vor dem jeweiligen Backvorgang immer ein Stück abnehme und als Ansatz für den nächsten Teig verwende, könne man von dieser Grundlage lange zehren, so Annett Sommerwerk.
Ob es den Bäckereibetrieb auch in der fünften Generation geben wird, vermögen sie und ihr Mann nicht zu sagen. Die beiden großen Töchter studieren andere Berufe. Der Sohn ist erst Teenager und hat sich noch nicht entschieden. (mz)